Inside Polizei
Beispiel in einem unverdächtig wirkenden Rauchmelder installiert sein. Solch betrügerisches Vorgehen war relativ gefahrlos und nur schwer zu unterbinden. Die Täter mussten sich nur einmal einer hohen Gefahr der Entdeckung aussetzen. Bei der Installation ihrer Verbrechensutensilien und vielleicht noch bei dem Abbau der angebrachten Vorrichtungen, um Spuren zu beseitigen, wenn sie nicht das Risiko scheuten und die kriminellen Hilfsmittel einfach vor Ort beließen. Nach kurzer Verweildauer zogen die Betrüger dann weiter und befielen eine andere Stadt, während Komplizen in einem undurchschaubaren, länderübergreifenden Geflecht von Konten Geldbeträge abbuchten.
Deswegen lagen Melanie und Gerold schon eine Woche nachts auf der Lauer, um verdächtige Personen im Bankumfeld zu erspähen. Sie benutzten für ihre polizeilichen Ermittlungen eine »KW«, eine konspirative Wohnung, und observierten aus dieser die gegenüberliegende Sparkassenfiliale. Bereits der erste angesprochene Immobilienbesitzer hatte der vertraulichen Anfrage der Dienststelle zugestimmt und unentgeltlich eine leer stehende Wohnung zur Verfügung gestellt. Er wollte seinen Beitrag dazu leisten, dass das Gute siegte.
Den beiden Polizisten der Einsatzhundertschaft half ihr entfachtes Jagdfieber gegen die Monotonie nächtelanger Observationen. Sollte ihnen das Jagdglück endlich heute Nacht hold sein?
Unterdessen streiften Christian und Markus, ein weiterer SEK-Mann, durch die Nacht. In Kneipen, Bars und Discos erkundigten sie sich bei befreundeten Türstehern, aber niemand hatte den Mann gesehen, auf den die abgegebene Personenbeschreibung passte. Die aufgestauten Aggressionen verflogen dadurch aber nicht, im Gegenteil, sie steigerten sich noch. Ihre »Search-and-destroy-Mission« führte sie aus dem Gastronomieviertel in die Einkaufszone der Großstadt. Die verwaiste Anreihung von Schaufensterfronten hatte ihre tägliche Metamorphose schon seit Stunden abgeschlossen. Wo tagsüber Mütter mit Kindern und ein bürgerliches Klientel die Kassen der Geschäfte füllten, spülte es im Schutze der Dunkelheit lichtscheues Gesindel an die Oberfläche. Alkoholiker, Kriminelle, Obdachlose, Drogenhändler und -süchtige. Zu letzterer Gruppe schien auch der Kerl zu gehören, der Christian und Markus entgegenkam. Es verwunderte sie nicht besonders, da der Bereich um die Bankfiliale als Drogenumschlagplatz der städtischen Heroinszene bekannt war. Der jahrelange Drogenkonsum hatte den Kerl stark gezeichnet, aber was fiel ihm ein, sie so feindselig anzustarren? Die beiden SEK-Kämpfer und der Junkie steuerten frontal aufeinander zu, keiner schien dem anderen Platz machen zu wollen. Der Junkie war schon längere Zeit in dem Bereich herumgekreist, er war auf »Turkey« und seit Stunden auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Er kannte die beiden fremden Männer zwar nicht, aber vielleicht sollte er sie nach Schore, nach Heroin, anlabern?, schoss es ihm durch den Kopf. Warum auch nicht? Was hatte er schon groß zu verlieren? Und warum würden sich sonst zwei Kerle mitten in der Nacht hier herumtreiben?
Der 36-jährige Manfred versuchte trotz der feindseligen Blicke der beiden Männer sein Glück und sprach sie auf Rauschgift an. Keine besonders glückliche Entscheidung, genauer gesagt, eine sehr schmerzhafte Entscheidung. Die Abläufe der folgenden 90 Sekunden gaben später alle Beteiligten widersprüchlich zu Protokoll. Unbestritten ist, dass der Junkie nach 1,5 Minuten schmerzverzerrt im Rinnstein lag und die beiden Elitekämpfer ihm unter anderem eine blutende Kopfverletzung zufügten.
Die Schlägerei war schnell beendet, natürlich, schließlich standen zwei Elitepolizisten einem von seiner Drogensucht schwer geschwächten Pechvogel gegenüber. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Christian traute seinen Augen nicht. Nein, das durfte nicht wahr sein, ein Streifenwagen bog in hohem Tempo von der Straße ab, fuhr über einen Bordstein und steuerte zielstrebig auf sie zu.
Scheiße. Ein Streifenwagen. Wer hatte die Cops gerufen? Hier war doch niemand. Kein Zeuge weit und breit, oder hatte er jemanden übersehen?
In Sekundenschnelle spielte Christian alle denkbaren Optionen durch. Weglaufen? Nein, zu spät! Die Kollegen hatten sie bereits gesehen und würden sie wahrscheinlich jederzeit wiedererkennen. Außerdem war die Innenstadt menschenleer, sodass sie bei einer ausgerufenen Fahndung sofort erwischt werden würden. Und dieses Verhalten konnte man nur
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