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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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war?«
    Der Angesprochene versuchte seinen Kollegen möglichst glaubhaft anzulügen: »Nee, keine Ahnung. Bin gerade erst hierhergekommen.«
    Das schlechte Gewissen stand ihm dabei ins Gesicht geschrieben, was dem im Dienst befindlichen Kollegen nicht entging. Doch es gab nichts mehr zu tun für sie. Keine Schlägerei, kein Verletzter, niemand, der Anzeige erstatten wollte, nur ein Haufen angetrunkener Kollegen, die sich auffällig unauffällig benahmen. Er nahm daher Blickkontakt zu seinem Streifenkollegen auf, und sie verständigten sich wortlos abzuziehen. Mit einem vorwurfsvollen Blick richtete er sich an den SEK-Kollegen: »Na, dann wünsche ich noch eine schöne, friedliche Nacht.«
    »Ja, wünsch ich auch, tschüss.«
    Die Streifenwagenbesatzung verließ verärgert den Discobereich. Es gab nun wahrlich genügend Idioten, um die sie sich in einer Wochenendnachtschicht kümmern mussten. Da brauchten sie nicht noch Kindermädchen für alkoholisierte Elitepolizisten zu spielen. Der Streifenwagen rollte davon, und der Streifenführer überlegte kurz, was er der Leitstelle melden sollte.
    Um sich der Zustimmung seines Kollegen sicher zu sein, schaute der Streifenführer seinem Kollegen während des Funkspruches direkt in die Augen – getreu dem Motto »Hör mir gut zu, falls du mit meiner Vorgehensweise nicht einverstanden bist, wäre das auch okay für mich, nur dann mach jetzt den Mund auf.«
    »11/01 für 11/33, keine Schlägerei mehr bei Eintreffen. Kein Geschädigter. Kein Anzeigenerstatter. Für uns Einsatzende. OB.«
    Der Fahrer nickte zustimmend.
    OB, »ohne Bericht«, offiziell, aus polizeilicher Sicht hatte diese Schlägerei heute nicht stattgefunden. Wie weit würde der Korpsgeist in der Polizeibehörde diese Nacht noch gehen? Denn die Nacht war noch nicht vorbei. Noch lange nicht.
    Christian sah den Streifenwagen wegfahren, als er zu seinen Kameraden aufschloss. Er scannte die Umgebung ab, aber der Gefahrensucher schien spurlos verschwunden zu sein. Doch ein Kollege erkundigte sich bereits bei einem ihm bekannten Türsteher, der im gleichen Kampfsportzentrum trainierte. Dem Türsteher war der Gefahrensucher bekannt, und nun wussten die SEKler auch, warum er sich seiner Sache so sicher gewesen war und vor Selbstbewusstsein nur so gestrotzt hatte. Er war kein Niemand, sondern ein halb professioneller Boxer, der regelmäßig in einer Boxliga seine Kräfte und Kampfkünste unter Beweis stellte. Auch privat war er dafür bekannt und berüchtigt, keiner Schlägerei aus dem Weg zu gehen.
    Christian übernahm die Führung und teilte mehrere Zweiergruppen zur Suche des Boxers ein. Zwei Elitekämpfer sollten für einen Boxer reichen, jetzt, da sie wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Ein zweites Mal würde sich keiner überrumpeln lassen. Jeder steuerte seinen Beitrag zu einer vollständigen Personenbeschreibung bei, und dann schwärmten sie aus.
    Niemand schlug ungestraft einen Kameraden ihres Kommandos. Niemand. Angetrunken, aggressiv aufgeladen und von Rachegedanken besessen, starteten sie ihre Suche.
    Dieses Vorgehen konnte kein gutes Ende nehmen, oder? Aber die weitere Abfolge der Geschehnisse dieser verhängnisvollen Nacht vermochte sich auch jemand mit viel Fantasie beim besten Willen nicht vorzustellen. Die Bestrafungsaktion nahm ihren fatalen Lauf.
    Zwei Kilometer entfernt lief die Nachtschicht von Melanie und Gerold schon seit drei Stunden. Beide waren Angehörige der Einsatzhundertschaft und seit geraumer Zeit abgeordnet für einen Spezialauftrag. Ausländische Banden, insbesondere osteuropäische Gruppierungen, trieben in ihrem Bereich ihr Unwesen und sorgten für einen dramatischen Anstieg einer noch relativ neuen Verbrechensvariante: Skimming, zu Deutsch Abschöpfen, verursachte einen immer erheblicheren finanziellen Schaden in ihrer Stadt. Auch die Hauptfiliale der Sparkasse war bereits mehrfach von diesen Betrügern heimgesucht worden. Am häufigsten platzierten sie über dem Einschiebeschacht des Geldautomaten ein unentdecktes Lesegerät. Mit den ausgelesenen Daten von den Magnetstreifen wurde anschließend ein Duplikat der EC-Karte gefertigt. Um an die erforderliche PIN der EC-Karte zu gelangen, waren der kriminellen Energie der Täter keinerlei Grenzen gesetzt. Es wurden Tastenfeldattrappen über die vorgesehene Eingabefläche geklebt oder mit einer Minifunkkamera gearbeitet. Diese konnten direkt oberhalb der Tastatur in einer Kunststoffleiste verborgen sein oder unterhalb der Raumdecke, zum

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