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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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handelte mit Christians Dienstherrn einen Deal aus: Einstellung aller juristischen Streitigkeiten gegen das freiwillige Ausscheiden aus dem Dienst. Christian, dessen Ausbildung den deutschen Steuerzahler einen Millionenbetrag gekostet hatte, verließ den Staatsdienst und arbeitet heute für ein Privatunternehmen im Sicherheitsbereich.
    Die tatsächliche Beteiligung der Elitepolizisten an den Ausbildungscamps in Libyen und welche Rollen sie in der Libyen-Affäre genau innehatten, das alles blieb ungeklärt. Die schmutzige Wäsche wurde wieder einmal intern gewaschen und abgearbeitet. Die juristische Aufarbeitung verlegte sich von den öffentlichen Gerichtsräumen in die Hinterzimmer des Disziplinarrechts. Es wurde weder nachweislich ermittelt, welche Ausbildungsinhalte trainiert wurden, noch wer explizit diese Schulungen gab. Immer noch unbestätigt ist, wem das Antiterrortraining und die Häuserkampfsimulationen angedient worden sind. Polizisten? Spezialeinheiten? Oder Gaddafis Greifkommandos des Geheimdienstes, die in den Straßen von Misrata, Tripolis und Bengasi Aufständische niedermetzelten und den arabischen Frühling im Land gewaltsam unterdrückten?
    Die genauen Hintergründe sind bis heute ungeklärt, genauso wie die vermuteten Geldströme für die geleisteten Söldnerdienste. Dieses und viele weitere Geheimnisse nahm Oberst Muammar al-Gaddafi am 20. Oktober 2011 mit in sein Grab.
    Auch von deutscher Seite blieb eine lückenlose Aufklärung aus. Die Bruderschaft der Elitepolizisten hielt zusammen. Niemand sagte umfassend aus. Bis heute wissen nur wenige Männer, was in Libyen wirklich vonstattenging. Doch sie schweigen beharrlich, die geheime Bruderschaft Gaddafis.

8. Tödliche Routine –
Die Observation von russischen Menschenhändlern
    »Irrtümer = die Stationen
auf dem Wege zur Wahrheit.«
    Fjodor Michailowitsch Dostojewski
    Um Deutschland an einem seiner multikulturellen Schmelztiegel zu betrachten, sei der Bereich zwischen Taunus-, Mosel-, Weser- und Niddastraße im Frankfurter Bahnhofsviertel empfohlen. Hier buhlen neben 14 Bordellen, Striptease-Lokalen, Sexshops, Peepshows und Tabledance-Bars auch türkische Gemüsehändler, afrikanische Supermärkte, asiatische Imbissbuden, Dönerläden, Pfandleihen, Tax-Free-Shops, ein islamisches Kulturzentrum mit Moschee, Internetcafés und orientalische Teehäuser um Kundschaft.
    So verwundert es die Polizisten vor Ort auch nicht, wenn sie bei ihren zahlreichen Razzien immer häufiger auf eine neue Droge treffen, die sie eher in den Erzählungen um die Figur des Kara Ben Nemsi von Karl May vermuten würden als in heimischen Gefilden. Khat, sie stammt ursprünglich aus dem Jemen und Äthiopien, wächst an einem Strauch und wird gekaut. Die Kau­droge erfreut sich wachsender Beliebtheit bei einer Kundengruppe bestimmter ethnischer Herkunft. Kiloweise Beschlagnahmungen dieser Modedroge bei Durchsuchungen der Polizei stellen in diesem Viertel keine Ausnahme mehr da.
    Die Arbeitsteilung im multikulturellen Rotlichtmilieu Frankfurts funktioniert gut. In den 1980er-Jahren erkämpften sich türkische Gruppierungen Zutritt ins lukrative Milieu und blieben bis heute. Frankfurter Rauschgiftfahnder bescheinigen ihnen immer noch, den harten Drogenmarkt in der Bankenmetropole zu beherrschen. Danach folgten jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen eine Vielzahl von organisierten Banden vom Balkan, die verdächtigt werden, sich einen Teil des Drogenhandels einverleibt zu haben, und sich des Weiteren dem Vorwurf der Schutzgelderpressung und Auftragsmorde ausgesetzt sehen.
    Wie es in vielen anderen deutschen Großstädten inzwischen zur Tagesordnung gehört, dominierten die Hells Angels einen Großteil des Rotlichtgewerbes, bevor sie überraschend im Oktober 2011 vom hessischen Innenminister verboten wurden. Begründet wurde die Verbotsverfügung der beiden Frankfurter Hells-Angels-Dependancen mit illegalen Aktivitäten im Bereich der organisierten Kriminalität, explizit bei Prostitution, Drogen- und Menschenhandel. Wahrscheinlich ohne es zu ahnen, versetzte das Innenministerium den Hells Angels damit einen bittereren Schlag, als nur deren Geschäfte und Einnahmen vorerst zu unterbinden. 1968 hatte nämlich ein halbes Dutzend amerikanischer GIs in Frankfurt das erste Chapter des Bones Motorcycle Clubs gegründet. Aus dieser Frankfurter Keimzelle entwickelte sich dann der mächtigste Rockerclub Deutschlands, der erst mit seinem Patchover zum Hells Angels MC dessen

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