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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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Mehrwertsteuer. Die wurde dann über einen Ring von Scheinfirmen, die lediglich Rechnungen schrieben, am Ende nicht an das Finanzamt abgeführt. Ein lukratives Geschäft, das von Zoll und Steuerfahndung vereitelt wurde und für die Täter mehrjährige Haftstrafen nach sich zog. Spätestens nach Abschluss unserer Goldermittlungen war mir eines klar geworden: Männer unterschätzen leider viel zu oft ihre Frauen.
    Kein Leben im Haus
    Eine anonyme Anzeige führte uns eines Tages in die moderne, fein eingerichtete Praxis eines Zahnarztes von allerbestem Ruf. Das übliche Prozedere lief der Durchsuchung voraus: Aussage, Protokoll und schließlich ein Durchsuchungsbeschluss. Hierbei gilt es zu betonen, dass die Beschlüsse, die Richtern zur Unterschrift vorgelegt werden, äußerst detailliert sein müssen. Der Verdacht der Steuerhinterziehung muss wohl begründet und die zu suchenden Beweismittel exakt dargestellt werden. Hier verlangt die Gesetzgebung, dass nicht einfach ins Blaue hinein ermittelt werden darf, sondern bereits konkrete Hinweise vorliegen müssen. Die hatten wir in diesem Fall: Gold!
    Bei der Durchsuchung der Praxis ließen wir uns sämtliche Buchhaltungsunterlagen geben. Ich bemerkte sofort, wie sich das selbstsichere Verhalten des Zahnarztes änderte, als ich ihn nach seinem Tresor fragte. Es wäre sinnlos gewesen, uns die Existenz dieses Tresors zu verschweigen, so wie es auch zwecklos gewesen wäre, den Schrank nicht zu öffnen, denn in diesem Fall hätten wir ganz einfach einen Experten herbeigeholt, der so etwas von Berufs wegen kann und darf.
    Der Arzt selbst öffnete also den Tresor, und uns blitzten unter anderem wunderschöne Goldbarren entgegen. Reinstes Feingold, das in den Büchern natürlich sorgfältig als Betriebsausgabe angeschafft worden war. Auf die Frage, was es mit dem Gold auf sich hätte, erklärte der Zahnarzt, das Edelmetall für seine Patienten zu brauchen. Nun waren wir nach diversen Überprüfungen im Dentalbereich bereits hinreichend informiert – wussten so gut wie alles über Fein- und Zahngold – und offenbarten dem Arzt unsere Zweifel an seiner Geschichte. Der erwiderte, dass er noch ein Dentist alter Prägung sei, bei seinen Patienten stets nur mit geschmolzenem Feingold arbeiten würde und von der Modeerscheinung Zahngold nur sehr wenig halte.
    Das konnte man glauben. Oder eben nicht. Wir nahmen uns die Mitarbeiter des zur Praxis gehörenden Zahnlabors und die Sprechstundenhilfen vor und befragten diese nach den außergewöhnlichen Behandlungsmethoden ihres Chefs – und bekamen keine Auskunft. Erst als wir die Angestellten darauf aufmerksam machten, welche Folgen ihre Aussagen im Zweifel haben könnten, räumten sie mit leiser Stimme ein, dass auch in dieser Praxis ausschließlich mit Zahngold gearbeitet würde. So, wie es auch in den Patientenkarteien aufgeführt sei. Treffer, versenkt. An die genaue Höhe dieser Nachzahlung vermag ich mich heute nicht mehr zu erinnern, aber ich weiß, dass der Dentist diesen Betrag nicht aus der Portokasse bezahlen konnte.
    Die skurrilste Zahnarztgeschichte erlebten wir jedoch etwas später. Das Ganze fing damit an, dass ein Zahnarzt aus Hessen gemeinsam mit seiner jungen, hübschen Helferin an der Schweizer Grenze kontrolliert wurde. Aufgefallen waren die beiden, weil sie erstaunlich viele Einkaufstüten renommierter Modegeschäfte auf dem Rücksitz des Wagens liegen hatten, was – im Rückblick – nicht besonders klug war. Aber der Mann war ein erfolgreicher Zahnarzt in dritter Generation sowie Eigentümer mehrerer Mietshäuser in bester Lage und Inhaber einer gut gehenden Praxis.
    Bei der Durchsuchung des Autos fiel den deutschen Zollbeamten ein Umschlag mit Auszügen einer Schweizer Bank auf, woraufhin sie den Mann zu einer kurzen Befragung in das Zollgebäude baten. Dort kam man überein, die Bankauszüge des Arztes zu kopieren, in einen versiegelten Umschlag zu stecken, an das regionale Finanzamt zu schicken und den Umschlag zu gegebener Zeit im Beisein seines Anwaltes zu öffnen. Gleichzeitig ging – wie in solchen Fällen üblich – eine Kontrollmitteilung an die zuständige Steuerfahndung Frankfurt raus.
    Und so kam es, dass wir nach einigen Wochen Vorrecherche –einen Durchsuchungsbeschluss in der Hand – bei dem Zahnarzt vor der Tür standen. Wohnhaus, Praxis, Wochenendhaus, Bankschließfach, das Komplettprogramm. Von dem Bankschließfach sind wir einfach automatisch ausgegangen, weil Klienten seiner Größenordnung

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