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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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Düsseldorf zu durchsuchen. Die Aktion kam spät, aber geballt. Bei den Auslandstransfers der Deutschen Bank spielte die Schweiz eine größere Rolle als Luxemburg, weswegen auch die Filiale im badischen Freiburg im Breisgau besonders genau unter die Lupe genommen wurde. Ein Banksprecher erklärte damals am Tag der Durchsuchung, dass es »kein System der Beihilfe zur Steuerverkürzung in der Bank« gegeben habe, aber die Nummer des Pipeline-Kontos war der Fahndung schon vor der Großaktion bekannt: 9380999. Erwartet wurden zu jener Zeit über 10 000 Einzelfälle allein aus dem Kundenstamm der Deutschen Bank – zusätzlich zu den, vorsichtig geschätzt, rund 20 000 Untersuchungen gegen Bankkunden, die sich bis dahin schon ergeben hatten.
    Erstaunlich, was der damalige Präsident des Sparkassenverbandes zu den fortschreitenden Untersuchungen gegen deutsche Banken sagte: »Wir müssen nach einem Weg suchen, wie die Menschen, die ihr sauer erarbeitetes Geld nicht der Überbesteuerung in Deutschland überlassen wollten, ihr Kapital ohne Kriminalisierung wieder zurückbringen können.« Überbesteuerung in Deutschland und ein Weg, der die Steuerflüchtlinge nicht kriminalisiert – also gleichsam eine Amnestie für Steuersünder. Der Mann, der das sagte, heißt Horst Köhler. Als deutscher Bundespräsident zwischen 2004 und 2010 klang er ein paar Jahre später dann ein wenig anders:
    »Die Führungspersönlichkeiten in der Wirtschaft müssen begreifen, dass ihr Verhalten Auswirkungen auf den Zusammenhalt der Gesellschaft hat. Ich sehe eine Entfremdung zwischen Unternehmen und Gesellschaft, und ich finde, die Wirtschaft hat allemal die Pflicht, dem entgegenzuwirken. Übrigens auch im eigenen Interesse. Deutschland braucht auch die moralische Führung durch redliche Unternehmer, die sich offen dem Dialog mit den Bürgern stellen. Renditeziele allein machen noch keine gute Unternehmensführung. Sozialer Frieden ist allemal ein wichtiger Standortvorteil Deutschlands.«
    Als oberster Repräsentant der Bundesrepublik musste man so etwas wohl sagen …
    Die Gerichte ließen in dieser Zeit nur wenig Spielräume bei der Strafbemessung zu. Allein die Commerzbank beziehungsweise einige leitende Angestellte zahlten mehr als sieben Millionen Mark an gemeinnützige Einrichtungen als Auflagen für Verfahrenseinstellungen. Interessant, wenn man bedenkt, was der Erpresser Robert T. mit seiner kleinen Geschäftsidee in der Bankenwelt alles losgetreten hatte.
    Den Bankdirektoren und Vorständen schadeten diese Untersuchungen indes kaum. Ihrem in der Öffentlichkeit guten Ansehen vermochten diese Skandale nichts anzuhaben. Sie passten schlichtweg ins Bild – oder zum guten Ton. Betrogen wurde schließlich das diffuse Gebilde Staat, und das versuchte doch irgendwie fast jeder. Erstaunlicherweise verlor diese Berufsgruppe erst dann an Ansehen, als im Zuge des Bankencrashs im Jahr 2007 und der daraus resultierenden Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise mit einem Mal auch die Bürger selbst von den fragwürdigen Machenschaften einiger Geldhäuser betroffen waren. Mit einem Schlag bekamen die weißen Krägen für alle sichtbar sonderbare Schmutzränder.
    Die Commerzbank rächte sich auf ihre Art an dem Erpresser, der die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte: Robert T. wurde zwar wegen versuchter Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt; aus dem Umfeld der Bank wurden der Finanzbehörde jedoch auch dessen Honorarabrechnungen zugespielt – in der Annahme, er könnte diese nicht ordentlich versteuert haben. Eine aus menschlicher Sicht fast verständliche Retourkutsche. Diese Ermittlungen wurden dann tatsächlich von der hierfür zuständigen Steuerfahndungsstelle aufgenommen.
    Nicht nachvollziehbar war jedoch eine Dienstanordnung der Frankfurter Finanzbehörde, die ab dem Jahr 2001 – aus welchen Gründen auch immer – fast alle weiteren Ermittlungen im Zusammenhang mit fragwürdigen Geldtransfers ins Ausland gleichsam erstickte. Diese Amtsverfügung mit dem Namen »2001/18« behinderte ausgerechnet in der Dienststelle die weiteren Untersuchungen, die mit ihren Ermittlungsergebnissen die gesamte Republik »bediente«. Eine merkwürdige Verquickung von Zufällen …

Vollstreckung – Die Steuerfahndung wird zum Tatort
    Nur für den Dienstgebrauch
    Die Amtsverfügung 2001/18 war auf den 30. August 2001 datiert und wurde den Empfängern in einem verschlossenen Briefumschlag übergeben. Nicht zu übersehen war der Vermerk

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