Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
irgendwelche Freundinnen, oder?»
«Nicht so sehr», meinte Robin und schaute verlegen in sein Glas. «Seit meiner Scheidung bin ich, na ja, so eine Art Einsiedler geworden, das muß ich schon zugeben. Ich hatte das Gefühl, daß es nicht richtig wäre, wenn ich so bald schon wieder mit jemandem ausgehen würde.»
«Nun ja, aber du bist doch schließlich nicht verwitwet», gab Sandra zu bedenken. «Bei einer Scheidung ist es völlig in Ordnung, ein bißchen auszugehen und sich zu vergnügen, wenn man darauf Lust hat. Habt ihr euch im Einvernehmen getrennt?»
Robin nickte hastig, und es war zu fühlen, daß ihm das Thema nicht behagte. «Wie dem auch sei, du wirst schon noch darüber hinwegkommen, keine Sorge», versicherte Sandra. «Ich geh' rasch nach oben und hol' den Projektor.»
«Möchtest du, daß ich dir helfe?» erbot sich Robin, ein wenig hölzern. «Ich meine, er ist vielleicht ein bißchen zu schwer ...»
«Aber nein, keineswegs», wehrte Sandra ab und schickte ihn mit einer Handbewegung zurück zum Sofa. «Diese Dinger sind doch heutzutage alle aus Plastik und federleicht.»
Als sie mit dem Projektor zurückkam, stand Robin vor den Bücherregalen über dem Kamin und studierte die einzelnen Buchtitel.
«Da ist der Apparat», meldete Sandra. «Er ist ganz einfach zu bedienen. Kennst du dich damit aus?»
«Ich bin nicht ganz sicher», meinte Robin. «Abgesehen von Fotoapparaten, bin ich technisch nicht besonders gut. Weißt du was», fuhr er fort, «ich hab zufällig diese Aufnahmen bei mir, die wir neulich im Klub gemacht haben. Möchtest du sie vielleicht mit mir ansehen? Dann könntest du mir auch gleich zeigen, wie der Apparat funktioniert.»
«Ja, warum nicht?»
Sandra deponierte das Projektionsgerät auf einem Tisch am Ende des Raums und ging wieder nach oben, um die Leinwand zu holen. Dann zog sie die Vorhänge zu und plazierte die Leinwand vor den Fenstern. Schließlich zeigte sie Robin, wie er das Gerät einzuschalten hatte, und steckte die Dias, die er ihr reichte, in die runde Halterung.
«Der Rest geht automatisch», erklärte sie. «Wenn du die nötigen Vorbereitungen getroffen hast, brauchst du nur noch auf diesen Knopf zu drücken, um das nächste Dia einzublenden. Oder auf diesen hier, wenn du das vorige noch einmal zeigen willst. Und hiermit stellst du die Bildschärfe ein.» Sie wies auf die entsprechenden Regler.
Robin nickte. «Entschuldige bitte», sagte er, «aber ich glaube, ich möchte eigentlich doch etwas Eis und Wasser zu meinem Whisky.»
Sandra machte Anstalten, sein Glas zu holen.
«Nein, schon gut», sagte er, «das kann ich doch selbst. Inzwischen kannst du schon mal alles fertig machen für die Vorführung.» Damit entschwand er in Richtung Küche.
Sandra stellte den Projektor auf die richtige Höhe ein, schaltete das Licht aus, blendete das erste Dia ein und war eben dabei, die richtige Schärfe einzustellen, als Robin mit seinem Whisky zurückkam.
Es war wirklich eine bemerkenswerte Aufnahme. Das Modell hockte mit untergeschlagenen Beinen da, den Blick von der Kamera weg gerichtet. Die Konturen ihres Auges waren sehr klar zu sehen, und Robin hatte offenbar einen Filter aus der 81er Serie benutzt, um den warmen Ton des nackten Fleisches besonders herauszubringen. Das Erstaunlichste an der ganzen Komposition war jedoch der Eindruck, daß das Modell nicht zu posieren schien; es sah aus, als schaue die nackte Frau ganz selbstvergessen in die Weite, auf eine ferne Erinnerung.
«Es ist ausgezeichnet», bemerkte Sandra mit leicht gehobener Stimme, um das Summen des Projektors zu übertönen. «Ich hätte nicht gedacht, daß eine Sitzung mit einem Aktmodell so gute Ergebnisse bringen könnte auf Dias, das ist wirklich erstaunlich. Wunderschön.»
Sie hörte die Eiswürfel klingeln in Robins Glas. «Danke», sagte er in einem seltsam abwesenden Ton. «Ja, die Aufnahmen sind wirklich gut herausgekommen. Aber das Modell ist längst nicht so schön wie du.»
Etwas an seiner Art, das zu sagen, verursachte in ihr ein leises Kribbeln der Angst im Nacken, und sie stand einen Moment wie erstarrt, bevor sie sich langsam zu ihm umdrehte. Es war zu dunkel im Zimmer, um mehr als seine Silhouette erkennen zu können, doch im seitlich aus den Projektorschlitzen fallenden Licht war deutlich zu sehen, wie die scharfe Klinge eines Küchenmessers in seiner Hand aufblitzte.
Robin kam auf sie zu, stand
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