Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
sich Banks an Hatchley, der zustimmend nickte. «Holen Sie Richmond, beeilen Sie sich, und bringen Sie mir diesen Mick Webster.»
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Nach Alans Anruf schickte Sandra ihren Sohn Brian zu seinem Feuerwehrverein und Tracy zu ihren Pfadfindern. In London hatten die Kinder kein Interesse gezeigt für solche Jugendorganisationen, aber seit sie in Eastvale zur Schule gingen und festgestellt hatten, daß die meisten anderen Kinder irgendwelchen Vereinen angehörten, waren sie zu dem Ergebnis gekommen, daß es eine gute Möglichkeit war, sich Freunde zu schaffen. Tracy war nach wie vor recht glücklich mit ihrer Gruppe, aber Brian empfand seinen Verein zunehmend als Ärgernis. Er beklagte sich über den Drill und über den Gruppenführer, den er noch weniger mochte, weil er spuckte, wenn er seine Kommandos erteilte. Sandra, die ein Einzelkind gewesen war, hielt das ganze verschlungene Vereinswesen von Pfadfindern, von sogenannten Füchsen und Wichteln, für ausgemachten Unfug, ließ den Kindern gegenüber aber tunlichst nichts davon verlauten.
Als die Kinder endlich gegangen waren, atmete sie auf, sah sich in ihrem Wohnzimmer um und überlegte, welche Arbeit sie nun als erstes in Angriff nehmen sollte. Sie war eine recht tüchtige Hausfrau, aber keineswegs ein großer Putzteufel. An den Wochenenden half auch Alan mit und übernahm die Aufgaben, die ihr selbst besonders zuwider waren, wie das Absaugen der Treppenläufer und das Scheuern des Badezimmers.
Inzwischen war es sieben Uhr abends. Sie wußte nicht, wann Alan zurück sein würde; offenbar hatte er einen Verdächtigen zu vernehmen. Während sie noch überlegte, ob sie sich in die Dunkelkammer zurückziehen oder es sich mit einer erst am Morgen aus der Stadtbibliothek entliehenen Biographie von Alfred Hitchcock bequem machen sollte, hörte sie plötzlich ein Klopfen am Eingang.
Etwas verwundert öffnete sie die Tür, in der Erwartung, Selena Harcourt mit einer Tasse Zucker oder etwas Ähnlichem aushelfen zu müssen. Doch statt dessen war es Robin Allott aus dem FotoKlub.
«Du sagtest doch, du wolltest uns deinen Dia-Projektor leihen, weißt du noch?» fragte er, auf der Türschwelle wartend.
«Oh, ja, natürlich, Robin», antwortete Sandra. «Tut mir leid, ich hatte das ganz vergessen. Entschuldige, daß ich dich so unfreundlich empfangen habe. Komm' doch rein.»
«Ich hoffe, ich störe nicht.»
«Nicht im geringsten. Ich habe eben die Kinder in ihren Verein geschickt und war gerade dabei, mir zu überlegen, was ich mit meiner freien Zeit anfangen soll.»
«Ja, ich hab sie weggehen sehen. Die Feuerwehrjungs und die Pfadfinder - das erinnert mich an meine Jugend.»
Er streifte sich sorgsam die Schuhsohlen auf der Türmatte ab. Sandra hängte seinen dunkelblauen Regenmantel in den Garderobenschrank und führte ihn ins Vorderzimmer, das er gebührend bewunderte, bevor er die schwere alte Pentax von seiner Schulter nahm und auf einem Tisch neben dem Fenster ablegte.
«Eine dumme Angewohnheit», entschuldigte er sich. «Ich schleppe dieses Ding ständig mit mir herum. Für alle Fälle.»
Sandra lachte. «Ein klares Zeichen für einen echten Profi. Aber nimm' doch Platz, Robin. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?»
«Ja, gern, wenn es keine Umstände macht.»
«Aber nein. Gin oder Scotch? Ich fürchte, mehr ist nicht im Hause.»
«Das macht nichts. Ein Scotch wäre nicht schlecht.»
«Mit Wasser? Oder Eis?»
«Nein, danke. Für mich bitte pur.»
Sandra goß den Whisky ein, mixte für sich selbst einen Gin mit Tonic Slimline und ließ sich gegenüber von Robin in einem Sessel nieder. Robin schien noch schüchterner zu sein als an den Abenden im Mile Post. Offenbar machte es ihn verlegen, mit ihr allein zu sein, so daß Sandra beschloß, das Eis zu brechen mit der Frage, ob er am Wochenende etwas Interessantes unternommen habe.
«Nein, eigentlich nicht», meinte Robin kopfschüttelnd. «Ich habe zwar am Sonntag eine Fahrt an die Küste gemacht, aber es war ziemlich bewölkt, so daß ich keine anständigen Aufnahmen machen konnte.»
«Und was treibst du am Abend?» fragte Sandra. «Gehst du nicht mal gelegentlich in einen Klub oder in ein Konzert?»
«Nein, so was tu' ich kaum. Ich geh' schon mal um die Ecke und trink' ein Bier, aber das ist eigentlich alles.»
«Nicht sehr abwechslungsreich, oder? Was ist mit Mädchen? Du hast doch bestimmt
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