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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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haben könnte, sind Sie falsch gewickelt. Er ist ein grundanständiger Junge, immer gewesen, da können Sie jeden fragen.»
      «Ich will überhaupt nichts andeuten, Mr. Sharp. Ich wüßte nur gern, warum der Constable das erwähnt hat.»
      «Ich hab das einfach so gesagt, ohne mir was dabei zu denken», erklärte Sharp. «Schließlich überlegt man ja nicht dauernd, daß man womöglich auch noch Rechenschaft abgeben muß über die Leute, mit denen man gerade zusammen war, oder? Ich meine, wenn man Sie fragt, was Sie letzte Nacht getan haben, und Sie einfach nur zu Hause waren vor dem Fernseher, werden Sie doch wohl auch nicht sagen Oder doch?»
      «Das ist genau der Punkt, Mr. Sharp - nein, das würde ich vermutlich nicht tun. Also, dann wollen wir das mal richtigstellen ... Sie und Trevor waren also den ganzen Abend über zusammen, von etwa acht Uhr bis Mitternacht, haben miteinander ferngesehen und nichts Ungewöhnliches gehört oder gesehen. Ist das so richtig?»
      «Ganz genau. Nur daß Trevor ungefähr um elf schon ins Bett gegangen ist. Muß ja schließlich ausgeschlafen sein für die Schule.»
      «Natürlich. Und welches Programm hast du dir angesehen, Trevor?» fragte Banks beiläufig und wandte sich zu dem Jungen um.
      «Wir haben ...»
      «Ich habe Trevor gefragt, Mr. Sharp. Also, was hast du gesehen, mein Junge?»
      «Ich weiß nicht mehr so genau», antwortete Trevor. «Es gab so 'ne amerikanische Krimiserie. Jede Menge Cops und Verfolgungsjagden und Schießereien, Sie wissen schon.» Er zuckte mit den Achseln. «Ich hab mein Buch gelesen und die halbe Zeit gar nicht hingesehen.»
      «Was für ein Buch?»
      «Nun reicht's aber», explodierte Graham. Seine Schläfenader war hervorgetreten und pochte vor Zorn. «Sie können doch hier nicht einfach reinspazieren und meinen Sohn verhören, als ob er etwas Unrechtes getan hätte! Wie ich Ihnen bereits sagte - Trevor war den ganzen Abend hier bei mir und ist um elf Uhr zu Bett gegangen.»
      «Was hat er gelesen?»
      «Äh?»
      «Das Buch ... in welchem Buch hat er gelesen?»
      «Das war Shining von Stephen King», antwortete Trevor. «Das kennen Sie vielleicht...»
      «Nein», entgegnete Banks und lächelte Trevor aufmunternd an. «Ist es gut?»
      «Yeah, viel besser als der Film.»
      Banks nickte und steckte sein Notizbuch weg. «Also, ich glaube, das war's. Dann werd' ich Sie mal allein lassen, damit Sie in Ruhe zu Ende essen können. Nein, danke, lassen Sie nur», protestierte er und streckte den Arm aus, um Graham am Aufstehen zu hindern, «ich finde schon allein hinaus.»
      Damit war er verschwunden, und die Sharps widmeten sich wieder ihrem Abendessen. Bedächtig kauend schauten sie auf ihre Teller und sprachen kein Wort.
     
     

** 6
     
    * 1
     
    Der Donnerstagmorgen traf Banks wie eine kalte Dusche, in Gestalt der unförmigen Mrs. Dorothy Wycombe. Sie wartete in Gristhorpes Büro, und Banks hatte gerade im Vorbeikommen den Walkman ausgeschaltet, als ihn der Superintendent zu sich hereinbat. Gristhorpe hatte offensichtlich nicht die leiseste Idee, wie man mit der Dame umging. Trotz seiner Bildung und des anerzogenen Einfühlungsvermögens war er ein Gentleman vom Lande geblieben und nicht daran gewöhnt, mit kriegerischen Fregatten Kämpfe auszufechten. Er wirkte völlig verloren.
      Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen war Dorothy Wycombe nicht besonders empfänglich für ihre Umgebung. Gristhorpes Büro war ein gemütlicher Raum, fast wie ein Wohnzimmer mit einem Hauch von Gelehrsamkeit, aber für Dorothy Wycombe hätte es ebensogut der Bahnhof von Leeds City sein können. Sie stand da, als erwarte sie den Fünf-Uhr-Fünfundvierzig nach King's Cross, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen fest gerichtet auf alles, was sich in ihrem Blickfeld bewegte. Der vorherrschende Ausdruck in ihrem Gesicht während des anschließenden Gesprächs war der eines unwiderstehlichen Ekels, als habe sie soeben eine angeschimmelte Zitrone verschluckt.
      «Äh ... Miss ... äh ... Mrs. Wycombe ... darf ich Ihnen Detective Chief Inspector Banks vorstellen», stammelte Gristhorpe einleitend.
      «Erfreut, Sie kennenzulernen», sagte Banks geistesgegenwärtig.
      Keine Antwort.
      Seine Arbeit hatte Banks gelehrt, daß es unklug war, in Klischees zu denken, die meistens nur zu Mißverständnissen führten. Andrerseits hatte er häufig auch anerkennen

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