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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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denkbar, wenn man Pariser Modellkleider trug, Originale an der Wand hängen hatte und zum Urlaub nach New York oder Bangkok flog. Nein, so wenig wie Trevor sie jemals als Mutter akzeptieren würde, so wenig würde sie selbst ihren Lebensstil aufgeben wollen.
      Das Problem war nur, daß sie beide im Herzen Romantiker waren. Angefangen hatte es damit, daß Andrea immer öfter in den Laden gekommen war, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen - ein Päckchen Jacob's Cream Crackers, ein paar frische Brötchen oder eine kleine Flasche Weinessig aus Tarragona -, und wenn keine anderen Kunden zu bedienen gewesen waren, hatte sie sich jedesmal Zeit gelassen und ein wenig geplaudert. Auf diese Weise hatte Graham binnen ein oder zwei Wochen eine Menge über sie erfahren, vor allem darüber, daß ihr Mann ständig unterwegs war und sie sich mächtig langweilte.
      Eines Abends dann war eine der elektrischen Sicherungen in ihrem Haus durchgebrannt, sie hatte sich nicht zu helfen gewußt und Graham um Beistand gebeten. Er war erschienen, mit Taschenlampe und Sicherungsdraht, und hatte das Problem im Handumdrehen gelöst. Es hatte den obligaten Kaffee gegeben und danach eine höchst aufregende Sitzung mit heißen Küssen und Fummeleien auf ihrem Sofa, einem dieser praktischen, modernen Dinger, das man bei Bedarf ohne große Umstände zu einem einigermaßen adäquaten Bett umfunktionieren konnte.
      Seither - seit etwa zwei Monaten - hatten sie sich ziemlich regelmäßig getroffen, wenn auch unter erschwerten Bedingungen: Sie hatten nie miteinander ausgehen können (abgesehen von einem gemeinsamen Dinner in York, wo sie den ganzen Abend nervös über ihre Schultern geblickt hatten) und es überhaupt vermeiden müssen, miteinander gesehen zu werden. Wenn Graham sie besuchte, kam er über die Hinterhöfe, deren hohe Mauern ihn vor neugierigen Blicken abschirmten und das Geräusch seiner Schritte dämpften. Manchmal veranstalteten sie vorher ein richtiges Candlelight-Dinner, dann wieder stürzten sie sich ohne besondere Umschweife ins Bett. Andrea war die leidenschaftlichste und hingebungsvollste Frau, die Graham je geliebt hatte, und durch sie hatte er neue, ungeahnte Freuden erfahren.
      Zu Anfang hatten sich die Dinge leichter angelassen. Trevor war auf einer dreiwöchigen Klassenfahrt in Frankreich gewesen, und so hatte Graham über seine Zeit verfügen können. Nach der Rückkehr des Jungen war das schwerer geworden, und insofern genoß er den Mittwoch, wo das Geschäft am Nachmittag geschlossen blieb. Die Wochenenden fielen selbstverständlich ganz flach, weil Andreas Mann im Hause war. Übrig blieben also nur die wenigen Abende, an denen Trevor ausgehen und sich mit seinen Kumpels treffen durfte, im Kino, im Jugendklub oder bei einer Tanzveranstaltung im Ort. In letzter Zeit war Trevor allerdings kaum noch zu Hause gewesen, und Graham hatte Andrea weitaus öfter sehen können.
      Als es vorbei war, lehnten sie sich in die Kissen und zündeten sich Zigaretten an. Andrea stieß den Rauch aus der Nase wie ein Filmstar aus den vierziger Jahren.
      «Waren sie gestern abend auch bei dir?» fragte sie.
      «Die Polizei?»
      «Ja.»
      «Was glaubst du, was da passiert ist?»
      «Na, die alte Frau, diese Alice Madock. Sie ist tot.»
      Andrea runzelte die Stirn. «Ein Mord?»
      «Das nehmen die wohl an, sonst würden sie ja wohl kaum ihre Zeit damit vertrödeln, alle Leute auszufragen, was sie getan haben und wo sie waren.»
      Seine Stimme klang verärgert, und Andrea streichelte ihm beruhigend über die Brust. «Mach dir keine Sorgen, Darling, schließlich hat das ja nichts mit uns zu tun, nicht wahr?»
      «Nein, natürlich nicht», sagte er, drehte sich zu ihr um und ließ seine Hand über ihren schweißfeuchten Bauch gleiten. Er liebte ihren Körper, der so anders war als der seiner Maureen. Sie hatte ganz glatte Haut gehabt, glatt wie Marmor und mitunter ebenso kalt, so daß er kaum gewagt hatte, sie zu berühren, aus Angst, ihn zu entweihen. Aber Andreas Haut hatte eine Struktur, eine Art Körnung, die unter den Fingern ein Prickeln verursachte, wenn man ihr über die Schultern oder den Hintern strich - selbst dann, wenn es so feucht war wie in diesem Moment.
      «Was wollten sie denn von dir wissen?» fragte er.
      «Nur, ob ich irgendwas gehört hätte in der Nacht davor.»
      «Und? Hast du?»
      «Ja, kurz nachdem du weg warst. Ich hab gehört, wie jemand den Cardigan Drive langgerannt

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