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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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fiel ein, daß er sich im Geist notiert hatte, noch einmal im Haus von Alice Madock vorbeizuschauen. Vielleicht fand er dort heraus, was ihn seit dem Gespräch mit Robin unbewußt beschäftigte.
      Da es ein sonniger, wenn auch etwas kühler Tag war, zog er seinen leichten Mantel über und machte sich auf den Weg. Er bog nach links in den Marktplatz, wieder nach links in das verzweigte Netz der alten Gassen bis zur King Street, folgte der sich abwärts windenden Straße bis hinunter zur Siedlung Leaview und quer durch zu Gallows View.
      Er fand Alice Madocks Haus genauso vor, wie es die Polizei vor fast einer Woche verlassen hatte, und fragte sich, wer dieses Chaos wohl erben mochte. Ethel Carstairs? Gab es hier irgend etwas von Wert, für das es sich gelohnt hatte zu töten? Man hatte bisher kein Testament gefunden, was nicht notwendigerweise bedeutete, daß Alice ihren letzten Willen nicht formuliert hatte. Es gab keine direkten Verwandten, insofern lag die Vermutung nahe, daß sie sehr wohl Überlegungen angestellt hatte, was nach ihrem Tod mit ihren weltlichen Gütern geschehen sollte. Bestimmt war es lohnend, etwas darüber zu erfahren.
      Während er in dem engen, vollgestopften Wohnzimmer stand, versuchte er sich ins Gedächtnis zu rufen, was ihm aufgefallen war, was ihn störte. Wieder machte er sich auf den Rundgang durch die Nischen und Alkoven mit ihren handbemalten Kinderlied- und Märchenfiguren wie Miss Muffen und Linie Jack Horner, den alten sepiabraunen Fotografien in ihren vergoldeten Rahmen und den silbernen Teelöffeln aus nahezu sämtlichen Seebädern der britischen Inseln.
      Er nahm eine Schneekugel mit einer ländlichen Szene aus den Dales zur Hand, schüttelte sie und beobachtete, wie die weißen Flocken auf den Schäfer und seine Herde niedersanken. In einer anderen Nische entdeckte er eine silberne Schnupftabakdose mit feinen Gravuren und einer leichten Delle an einer Kante. Er öffnete sie und bemerkte auf der Innenseite des Deckels die Initialen A.G.M. Stand A für Alice? Sicher nicht. Andrerseits wußte er von Robin Allott, daß sie in ihren politischen Anschauungen radikale Positionen vertreten und für die Rechte der Frauen gekämpft hatte. Banks hatte die Pionierinnen der Frauenbewegung auf alten Fotos Zigarren und Pfeifen rauchen sehen, warum sollten sie dann nicht auch Tabak geschnupft haben? Andrerseits hatte Alice nach seiner Erinnerung keinen zweiten Vornamen gehabt, hingegen diesen Freund oder Verlobten, der im Ersten Weltkrieg gefallen war. Vielleicht hatte ihm diese Dose gehört. Und diese Delle konnte durchaus von der Kugel herrühren, die ihn getroffen hatte. Banks stellte fest, daß er ins Grübeln kam. Irgend etwas an diesem Haus beflügelte seine Phantasie, gab ihm das Gefühl, in einem winzigen, sehr privaten Museum zu stöbern.
      Als nächstes betrachtete er das Flaschenschiff, ganz aus der Nähe. Es fiel nicht schwer, sich in einen kleinen Jungen hineinzudenken, der dieses Schiff mit Matrosen bevölkert und sie die spannendsten Abenteuer hatte bestehen lassen. Der Name Miranda war deutlich zu erkennen, ebenso die verschiedenen Decks, die Masten, Taue und Segel im Miniaturformat. Es gab sogar eine winzige nackte Frau mit wehender Haarmähne als Galionsfigur. Die bewußte Miranda vermutlich.
      Während er sich in die Mitte des Zimmers zurückzog und noch einmal seinen Blick in die Runde schweifen ließ auf Alice Madocks gesammelte, sorgsam bewahrte Schätze, stand ihm mit einemmal ganz klar vor Augen, was ihn geplagt und an seinem Unterbewußtsein genagt hatte.
      Er hatte das Schiff deutlich vor Augen gehabt bei Robins Erzählung - ebenso wie viele andere Gegenstände in diesem Raum -, und das trotz des heillosen Durcheinanders. Man hatte die Schubladen und Schränke geleert und ihren Inhalt auf dem Boden verstreut - aber es war nichts mutwillig zerstört worden.
      Eines der typischen Merkmale des Einbruchs bei den Ottershaws - und der Grund für Banks' Überzeugung, daß es sich um das Werk derselben Jugendlichen handeln mußte, die auch mehrere alte Damen ausgeraubt hatten - hatte darin bestanden, daß die Einrichtung bewußt zerstört oder beschädigt worden war, indem man Ottershaws Bilder, seine Stereoanlage, den Fernsehapparat und den Videorekorder mit Urin und Fäkalien verunziert hatte.
      Banks war sich bewußt, daß die Indizien noch zu mager waren, um eine endgültige Entscheidung darauf aufzubauen, dennoch fand er seinen ersten Verdacht

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