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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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einfach nur ein passives Hausmütterchen, sondern hatte - und habe immer noch - meine eigenen Interessen. Beispielsweise war ich in Leeds eine Zeitlang bei einer Truppe von Amateurschauspielern. Während der Ferien hier habe ich überwiegend gestrickt und gelesen, ansonsten habe ich mich auch an ein paar Kurzgeschichten versucht, allerdings erfolglos, wie ich fürchte, und außerdem nicht nachweisbar, weil ich die Manuskripte weggeworfen habe. Außerdem habe ich lange Spaziergänge gemacht.»
      «Allein?»
      «Ja, allein. Ist das so ungewöhnlich?»
      Banks antwortete mit einem Achselzucken.
      «Sie scheinen zu vergessen, daß wir immer nur etwa einen Monat lang hier waren. Außerdem war ich in dieser Zeit weitaus häufiger mit meinem Mann zusammen, als Sie glauben. Auch bei diesen Ausflügen, vor allem, wenn sie mit dem Wagen unterwegs waren. Allerdings bin ich sehr sonnenempfindlich und konnte mir keine großen Exkursionen leisten, wenn die Tage richtig heiß waren und man nirgendwo ein Stück Schatten fand. Aber ich kann immer noch nicht ganz erkennen, was Sie eigentlich so spannend finden an diesen alten Geschichten.»
      «Manchmal haben neue Geschichten ihre Wurzeln in den alten», meinte Banks. «Haben Sie die Ferien hier genossen?»
      «Sie waren jedenfalls eine angenehme Abwechslung. Leeds ist nicht gerade die sauberste Stadt, ich mag die Landschaft und die frische Luft hier.»
      «Da wäre noch etwas... Wie es scheint, war Ihr Mann allgemein beliebt. Selbst Teddy Hackett, der wohl guten Grund hatte, anderer Meinung zu sein, scheint ihn als Freund betrachtet zu haben. Da ich mich nun aber leider mit seinem gewaltsamen Ableben beschäftigen muß, ist mir aufgefallen, daß es zumindest zwei Personen gibt, die anders empfinden - Major Cartwright und Robert Kirk. Beide kann man wohl getrost als harmlose Spinner betrachten, aber sie haben mich immerhin auf die Idee gebracht, daß es vielleicht noch jemand anderen geben könnte, der ähnlich empfindet und von dem ich bislang nichts weiß. Sie waren eine ziemlich kleine und feste Gruppe seinerzeit, vor zehn Jahren, und die Bindung zu Michael Ramsden und Penny Cartwright ist bis zum Tode Ihres Mannes bestehen geblieben. Gab es damals vielleicht noch jemanden in diesem Kreis? Jemanden, der einen versteckten Groll gehegt haben könnte?»
      Emma Steadman schürzte die Lippen und schüttelte bedächtig den Kopf.
      «Denken Sie genau nach.»
      «Das tue ich. Selbstverständlich gab es auch noch andere Leute in unserem Umfeld, aber ich kann mir niemanden vorstellen, der einen Grund gehabt haben könnte, Harold etwas anzutun.»
      «Der springende Punkt ist nur, daß man es dennoch getan hat, Mrs. Steadman, und ich wüßte nicht, wie ich herausfinden sollte, wer das ist, wenn niemand bereit ist, mir dabei zu helfen. Könnten Sie sich möglicherweise einen Grund denken, warum er jetzt sterben mußte und nicht etwa vor zwölf Monaten oder vor fünf Jahren?»
      «Ich habe keine Ahnung.»
      «Sie werden doch vermutlich über seine geschäftlichen Angelegenheiten Bescheid wissen. Hatte er irgendwelche Pläne, was mit seinem Geld passieren sollte? Wollte er ein Testament machen und sein Vermögen beispielsweise dem National Trust oder sonstwem vermachen ? Hat er möglicherweise noch irgendwelchen anderen Leuten - außer Hackett - die Grundstücke abgejagt oder ihnen sonstwie auf die Zehen getreten?»
      «Nein. Zu allen Fragen. Und ein klares Ja zu dem Punkt, daß ich in der Tat Bescheid wußte über diese Dinge.»
      «Nun, dann bleibt ja wohl nicht sehr viel übrig.»
      «Sie glauben, daß es einer von uns getan hat, nicht wahr?»
      Banks blieb stumm.
      «Meinen Sie, daß ich es war? Wegen seines Geldes?»
      «Aber Sie können es nicht gewesen sein, oder?»
      «Sie denken vielleicht, daß Mrs. Stanton gelogen hat, um mir ein Alibi zu verschaffen.»
      «Nein.»
      «Warum sind Sie dann hinter mir her? Schließlich habe ich meinen Mann verloren und ihn erst vor wenigen Tagen begraben müssen.»
      Banks wußte keine Antwort auf diese Frage, weshalb er es vorzog, sich mit einem ratlosen Seufzer zu verabschieden. An der Tür drehte er sich noch einmal um und meinte: «Würden Sie mir den Gefallen tun, noch einmal darüber nachzudenken, ja? Versuchen Sie sich zu erinnern, wen sich Ihr Mann zum Feind gemacht haben könnte, unabhängig davon, wie harmlos und unauffällig sich die betreffende Person seither auch benommen

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