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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Erkenntnisse gegeben.
     
    * III
     
    Selbst die fröhlichen Klänge von Purcells «Hail Bright Cecilia» konnten Banks nicht aufmuntern, als er sich am Abend erneut auf den Weg nach Helmthorpe machte. Während er die High Street entlangging, vorbei an den Geschenkartikelläden mit ihren Drehständern voller Ansichtskarten und dem kleinen Zeitschriftenladen, vor dessen Tür die Abendzeitungen in der leichten sommerlichen Brise raschelten, fühlte er, wie ihn die besondere Stimmung dieses Dorfes ganz gefangennahm. Es war eine seltsam undurchsichtige Atmosphäre, nichts erschien klar oder eindeutig. Selbst die Luft hatte, trotz des sanften Windes, etwas Angespanntes, und die dünne Geräuschkulisse aus hastenden Schritten, fernem Telefonläuten und sich öffnenden oder schließenden Türen klang merkwürdig abgehoben und beklemmend vor dem Hintergrund der stillen, grünen Talhänge und dem schroffen, massigen Klotz des in der Abendsonne leuchtenden Crow Star.
      Etwas mehr Druck, hatte Gristhorpe empfohlen. Nun gut, er würde Druck ausüben. Hart genug und an den richtigen Stellen, bis irgendwas, irgendwer irgendwann nachgab. Vor allem bei denen, die Steadman am nächsten gestanden hatten - Penny, Ramsden, Emma, Barker. Wenn auch keiner von ihnen für die Tat selbst in Frage kommen mochte, so gab es doch zumindest einen unter diesen vier, der den Mörder kannte. Banks war sich dessen ganz sicher, und er wußte auch, daß er Darnley und Talbot noch einmal befragen mußte. Er erinnerte sich, daß einer von beiden eine flüchtige, beiläufige Bemerkung hatte fallenlassen, etwas, was wichtig war, ihm aber nicht mehr einfallen wollte. Irgendwann würde er sich wieder darauf besinnen, das wußte er, aber er konnte nicht einfach dasitzen und warten - er mußte Druck machen.
      Er nahm die Abkürzung über den Friedhof, bog in den Fußweg, der direkt nach Gratly führte, und überlegte, ob Sally Lumb wohl einen dieser vier mit ihrem Wissen konfrontiert hatte. Nein, vermutlich nicht, sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Aber sie hatte jemanden angerufen, und zwar ganz vertraulich, von einer öffentlichen Telefonzelle aus. Es mußte also jemand gewesen sein, den sie gekannt hatte, gut genug, um ihn nicht zu fürchten.
      Die Schafe, die zu seiner Rechten weideten, stoben aufgescheucht auseinander, versammelten sich vor dem Steinwall und kehrten Banks ihre Hinterteile zu; links des Weges flohen die Tiere über die grünen Terrassen nach unten zum Fluß, wo sie sich blökend unter den Uferweiden zusammenfanden. Seltsame Geschöpfe, dachte Banks, hoppeln einfach ein paar Meter weiter, wenn sie Angst haben, und zeigen ihre Kehrseite. Bei harmlosen Passanten war das in Ordnung, aber nicht bei einem hungrigen Wolf.
      Emma Steadman schien sich gerade dem Fernsehprogramm zu widmen, drehte aber immerhin den Ton leiser, als Banks ihr ins Wohnzimmer folgte. Die Bücher und Schallplatten waren bis auf wenige Reste verschwunden, und der Raum wirkte seltsam kahl; eher wie eine leere Hülse statt eines wohnlichen Heims.
      Er wartete, bis Emma den versprochenen Tee zubereitet hatte, und setzte sich dann zu ihr an den niedrigen Couchtisch.
      «Ich möchte Sie gerne noch zu einigen Dingen befragen», eröffnete er das Gespräch. «Dinge, die vorwiegend mit der Vergangenheit zu tun haben.»
      «Mit der Vergangenheit?»
      «Ja. Mit diesen herrlichen Sommern, die Sie hier verbracht haben. Zu der Zeit, als die Ramsdens noch ihre Ferienpension betrieben.»
      «Die Ramsdens? Was ist mit ihnen? Oh, es macht Ihnen doch nichts aus, oder?» erkundigte sie sich und nahm ihr Strickzeug zur Hand. «Das hilft mir, mich zu entspannen. Und es macht den Kopf frei. Entschuldigung, ich habe Sie unterbrochen.»
      «Durchaus nicht, keine Sorge. Also, ich habe den Eindruck, daß Ihr Mann offenbar ständig mit Penny Cartwright durch die Dales gezogen ist, während sich der junge Michael allem Anschein nach ausschließlich in seinen Büchern vergraben hat.»
      Emma lächelte, sagte jedoch nichts.
      «Und Sie haben sich offenbar nichts dabei gedacht.»
      «Wenn Sie meinen Mann gekannt hätten, Chief Inspector, hätten Sie sich vielleicht auch nichts dabei gedacht.»
      «Aber mir fehlt etwas.»
      «Was denn?»
      «Sie. Was haben Sie unterdessen getan?»
      Emma seufzte und ließ das Strickzeug auf ihren Schoß sinken. «Nun, entgegen den Vorstellungen, die Sie sich offenbar von mir gemacht haben, bin ich nicht

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