Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
beiden anderen nickten zustimmend.
      «Wann haben Sie das Lokal verlassen?»
      Nach einem Blick auf Barnes und Hackett antwortete Barker: «Ich bin ungefähr um Viertel nach zehn von hier weg. Von da an war ich allein, was nicht besonders spaßig war.»
      Banks wandte sich den beiden anderen zu und hörte sich deren Angaben an.
      «Sie sehen also», schloß Barker, «jeder von uns hätte es tun können. Unsere Alibis sind etwas dürftig.»
      «Moment mal!» protestierte Barnes.
      «War nur ein Scherz, Doc. Und ziemlich geschmacklos, entschuldige. Aber so sind nun mal die Tatsachen. Gehören wir damit zu den Verdächtigen, Inspector? Sie sind doch Inspector, oder?»
      «Chief Inspector», korrigierte Banks. «Und von Verdächtigen kann im Moment noch keine Rede sein.»
      «Mit anderen Worten - solange man niemanden Bestimmten in Verdacht hat, ist jeder suspekt.»
      «Richtig. Sie schreiben ja Detektivgeschichten, nicht wahr, Mr. Barker?» meinte Banks trocken. Barker errötete, die anderen lachten nur.
      «Ich nenn sie immer Defäktivgeschichten», warf Hackett ein.
      «Sehr witzig», knurrte Barker. «Anscheinend gibt's noch Hoffnung für dich.»
      «Sagen Sie», erkundigte sich Banks etwas forscher, um die Herren beim Reden zu halten, «warum treffen Sie sich eigentlich in einer derartigen Bruchbude? Sie könnten sich doch alle etwas Besseres leisten. » Er warf einen vielsagenden Blick auf die abblätternden Tapeten und die eingekerbten, fleckigen Tische.
      «Der Laden hat Charakter», entgegnete Barker. «Aber im Ernst, Chief Inspector, wir sind weitaus weniger wohlhabend, als Sie vermuten. Unser Teddy lebt auf Kredit, seit er Hebden's Gift Shop aufgekauft hat, und der Doc hat Mühe, ein paar Pennies aus der staatlichen Krankenkasse rauszukitzeln.» Barnes machte große Augen, aber keinerlei Anstalten zu protestieren. «Und was mich betrifft - ich suche händeringend nach einem Interessenten, der mir die Filmrechte an einem meiner Bücher abkauft. Harry war gut bei Kasse, das ist wahr, aber der Geldsegen kam so plötzlich, daß er gar nichts damit anfangen konnte. Abgesehen davon, daß er seinen Job aufgegeben hat und hierher gezogen ist, um sich seinen Studien zu widmen, hat er seinen Lebensstil kaum verändert. Er war nicht besonders interessiert an Geld, jedenfalls nicht für sich selbst.»
      «Sie sagten, der Geldsegen sei ziemlich überraschend gekommen», meinte Banks. «Soweit ich weiß, hat er seinen Vater beerbt, da muß er doch gewußt haben, daß ihn irgendwann ein stattliches Vermögen erwartet, oder?»
      «Ja, das schon, aber er hat nicht damit gerechnet, daß es so viel war. Ich glaube, er hat einfach nicht auf solche Dinge geachtet. Er war so eine Art zerstreuter Professor, darin schlug er ganz nach seinem Vater. Anscheinend hatte der alte Herr jede Menge Patente im Haus versteckt, und kein Mensch wußte was davon.»
      «War Steadman kleinlich oder knickerig?»
      «Um Himmels willen, nein! Er hat seine Runden immer ordentlich bezahlt.»
      Hackett lächelte nachsichtig, während Barnes sich mit einem Seufzen anschickte, Barkers schnoddrige Bemerkung zurechtzurücken. «Was er damit sagen will, auf die ihm eigene charmante Art», erklärte er, «ist, daß wir alle keinen Wert darauf legen, zur feinen Gesellschaft zu gehören und uns in Country Clubs herumzutreiben. Wir fühlen uns wohl hier, und ich meine es vollkommen ernst, wenn ich sage, daß das eine verdammt gute Pinte ist.»
      Banks betrachtete den Doktor einen Augenblick, lachte dann und meinte zustimmend: «Ja, das ist sie wirklich.»
      Ein echter Yorkshirer hing mit Leib und Seele an seiner Pinte - das gehörte zu den Dingen, die Banks gleich im ersten Jahr hier oben im Norden begriffen hatte. Für die Leute im Swainsdale hatte das Bier ungefähr den gleichen Stellenwert wie der Wein für einen Bewohner des Burgunds.
      Nachdem er sich mit einem frischen Bier versorgt hatte, lenkte er das Gespräch auf etwas allgemeinere Themen als den Mord an Harry Steadman. Man sprach offen und unbefangen über die alltäglichen Dinge des Lebens, die jeden interessierten: Politik, Wirtschaft, Sport, Bücher, Fernsehen, die Geschicke der Welt im großen und der Dorfklatsch im kleinen. Drei gestandene Männer, alle mehr oder weniger im gleichen Alter und - mit Ausnahme von Barnes - ein wenig fremd in einer Gesellschaft, die noch fest im bäuerlichen und handwerklichen Leben verwurzelt war.
     
    *

Weitere Kostenlose Bücher