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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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den Blick angelegentlich auf seine Pfeife gerichtet.
      Die Herren gaben ein zustimmendes Murmeln von sich. Schließlich zündete sich Hackett eine seiner amerikanischen Zigaretten an und sprach: «Die Sache ist die - der alte Harry war vielleicht 'n bißchen verrückt, so 'ne Art zerstreuter Professor, und ich gebe ja zu, daß wir ihn ab und an ein bißchen auf den Arm genommen haben, aber das war nie ernst gemeint. Er war wirklich ein feiner Kerl, immer freundlich und sogar richtig gutmütig. Hatte mächtig was im Kopf - und 'ne scharfe Zunge, wenn's drauf ankam -, aber herzensgut dabei. Konnte keiner Menschenseele was Böses tun. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was jemanden auf die Idee gebracht hat, ihn umzubringen.»
      «Offenbar gibt es jemanden, der da anderer Ansicht ist», meinte Banks. «Wie ich hörte, hat er eine Menge Geld geerbt.»
      «Etwas mehr als 'ne Viertelmillion. Sein Vater war wohl Erfinder. Hat sich ein paar von seinen Ideen patentieren lassen und eine Fabrik aufgemacht. Lief hervorragend, der Laden. Wird wohl jetzt die Frau erben, oder?»
      «Normalerweise schon. Was halten Sie von Mrs. Steadman?»
      «Ich kann nicht behaupten, sie besonders gut zu kennen», antwortete Hackett. «Sie kam nur selten mit hierher. Scheint aber ganz in Ordnung zu sein, jedenfalls hat sich Harry nie beklagt.»
      Barnes nickte zustimmend.
      «Ich kann leider auch nicht mehr dazu sagen», meinte Barker, «obwohl ich sie eigentlich etwas besser kennen müßte als die beiden. Schließlich waren wir fast Nachbarn, da oben in Gratly, aber sie ist mir nicht weiter aufgefallen. Schien sich nicht besonders zu interessieren für Harrys Arbeit und hat sich immer im Hintergrund gehalten. Ist aber bestimmt nicht dumm und weiß, wie man ein gutes Abendessen kocht.»
      Banks bemerkte, daß Barker über die Schulter zur Theke schaute. Als er sich umdrehte, um festzustellen, was dort Spannendes zu entdecken war, konnte er gerade noch einen letzten Blick auf eine junge Frau mit glänzendschwarzem, taillenlangem Haar erhaschen. Sie trug einen blauen Schal über einer weißen, seidig schimmernden Bluse und einen langen, lose schwingenden Rock, der die schmale Taille betonte und sich weich um die wohlgerundeten Hüften legte. Sie war eben im Begriff, das Lokal zu verlassen, und von ihrem Gesicht war nur das Profil zu erkennen. Es sah vielversprechend aus mit den ausgeprägten, hohen Wangenknochen und der schmalen, geraden Nase einer nordamerikanischen Indianerin. Halb verdeckt von ihrem langen Haar, blitzte in der Biegung ihres langen Halses eine silberne Mondsichel auf.
      «Wer ist das?» erkundigte er sich bei Barker.
      «Oh, Sie haben sie also bemerkt.» Barker lächelte. «Das ist Olicana.» Er sprach die fremdartigen Silben langsam und betont deutlich.
      «Olicana?»
      «Ja - zumindest hat Harry sie immer so genannt. Allem Anschein nach eine Abwandlung von Ilkley, wie die alten Römer ihren genius loci bezeichnet haben. Ihr richtiger Name lautet Penny Cartwright. Klingt weitaus weniger exotisch, wie?»
      «Was war mit dem gestrigen Abend?» fragte Banks so plötzlich, daß Barker regelrecht zusammenfuhr. «Verlief er normal für Ihre Begriffe?»
      «Ja», antwortete Barker. «Harry war auf dem Weg nach York und hat vorher noch eben was mit uns getrunken.»
      «Mehr als sonst?»
      «Eher weniger, weil er noch fahren mußte.»
      «Wirkte er vielleicht ungewöhnlich erregt oder besorgt?»
      «Nein.» Barker hatte offensichtlich die Rolle des Sprechers übernommen. «Er stand eigentlich immer ein bißchen unter Strom durch seine Arbeit - wegen irgendeines verrosteten Nagels oder eines alten Wagenrads.»
      «Ein verrosteter Nagel?»
      «Ja, so haben wir das immer genannt. Er hat sich mit Industriearchäologie beschäftigt. Die technischen Denkmäler, das war seine große Leidenschaft. Und die Funde aus der Zeit der alten Römer.»
      «Ich verstehe. Wie ich hörte, wollte Mr. Steadman heute nach Swaledale, um eine stillgelegte Bleimine zu besichtigen. Wissen Sie etwas darüber?»
      «Ich glaube, er hat so etwas erwähnt, ja. Aber wir haben immer versucht, ihn zu stoppen bei seiner Fachsimpelei. Ist nicht jedermanns Sache, sich an rostigen Nägeln hochzuziehen. Sie verstehen?»
      «Um welche Zeit ist er von hier weggegangen?»
      Barker verkrampfte sich für einen kurzen Moment. «Das muß so um Viertel vor neun gewesen sein», gab er schließlich bekannt. Die
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