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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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V
     
    Es war halb sieben, und der Feierabendverkehr - den man hierzulande hochtrabend als Rush-hour bezeichnete - war längst vorbei, als Banks seinen Wagen auf dem Parkplatz in der Ortsmitte von Helmthorpe abstellte. Zuvor hatte er noch der recht kurzen gerichtlichen Leichenschau beigewohnt, die Presse mit ein paar stichwortartigen Informationen versorgt und in aller Eile mit Sandra und den Kindern zu Abend gegessen.
      Penny Cartwright stand am Küchenfenster, spülte das Geschirr vom Abendbrot und beobachtete das Spiel der untergehenden Sonne, die den letzten Glanz auf die schimmernden Fassaden der Häuser warf und ihre Lichtreflexe über die Mauern tanzen ließ. Als sie es draußen klopfen hörte, trocknete sie rasch die Hände an der Schürze und beeilte sich, die Tür zu öffnen. Vor ihr stand ein dunkelhaariger, drahtiger Mann, bei dessen Anblick ihr sofort klar wurde, daß es sich nur um diesen Polizeibeamten handeln konnte, von dem ihr Barker erzählt hatte. Daß er so gutaussehend war, traf sie allerdings etwas unvorbereitet, und sie fühlte sich augenblicklich hoffnungslos unansehnlich, mit ihrer Küchenschürze und dem straff nach hinten gekämmten, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haar.
      «Treten Sie ein», forderte sie ihn auf, «wir wollen doch den Nachbarn keinen unnötigen Gesprächsstoff liefern.» Sie deutete einladend auf einen zerschlissenen Sessel und verschwand in der Küche, wo sie sich eilends von ihrer fleckigen Schürze befreite, ihr Haar löste und mit ein paar flinken Bürstenstrichen locker um Gesicht und Schultern drapierte.
      Banks war sichtlich beeindruckt. Nicht nur von der lässigen Selbstverständlichkeit, mit der ihn Penny empfangen hatte, sondern mehr noch von ihrer Schönheit. Sie sah umwerfend aus, mit ihren enganliegenden Jeans und der wallenden Mähne um die hohen Wangenknochen und das ganze edel geformte Gesicht, das keine Spur von Schminke aufwies. Dazu kam der verblüffende Kontrast zwischen dem tiefschwarzen Haar und dem leuchtenden Blau der Augen.
      Nachdem sie sich auf einem steiflehnigen Stuhl vor dem Schreibtisch niedergelassen hatte, wandte sie sich an Banks und fragte, was sie für ihn tun könne.
      Um dem Gespräch einen eher beiläufigen Charakter zu geben, entgegnete er in freundlich-lässigem Ton: «Möglicherweise überhaupt nichts, Miss Cartwright... Ich versuche nur, mir ein Bild von Mr. Steadman zu machen, und unterhalte mich deshalb mit den Menschen, die mit ihm befreundet waren.»
      «Warum interessiert Sie das?» fragte Penny. «Ich meine, ist es für Sie denn wirklich so wichtig, zu erfahren, was für eine Art Mensch er war?»
      «Vielleicht nicht auf die gleiche Weise wie für Sie», gab Banks zu, «schließlich habe ich ihn ja nicht gekannt. Aber es könnte mir helfen, seinen Mörder zu finden - und das ist mir in der Tat wichtig. Daß es sich um einen Mord handelt, steht außer Frage, das Problem ist nur, warum er ermordet wurde. Nach allem, was ich bislang gehört habe, muß er ein ganz fabelhafter Mensch gewesen sein. Ein Mann, der keine Feinde kannte, nirgendwo auf dieser weiten Welt.»
      «Und was bringt Sie auf den Gedanken, von mir etwas Gegenteiliges erfahren zu können?» erkundigte sich Penny mit einem leicht spöttischen Lächeln.
      «Oh, ich werfe nur die Angel aus.»
      «Aber es wird niemand anbeißen, Inspector. Ich jedenfalls nicht. Er war wirklich so, wie Sie ihn beschreiben. Ich kann mir nicht vorstellen - und wenn's um mein Leben ginge -, wer den Wunsch hatte, ihm etwas Derartiges anzutun.»
      Banks seufzte. Der Abend versprach anstrengend zu werden. «Glücklicherweise, Miss Cartwright», meinte er, «brauchen wir uns weniger um Ihr Leben als um das von Mr. Steadman zu sorgen - und dem hat irgend jemand ein ziemlich plötzliches und grausames Ende gesetzt. Wissen Sie vielleicht etwas über seine geschäftlichen Aktivitäten?»
      «Meinen Sie dieses Theater mit Crabtree's Field? Also, wirklich, Inspector, kommt Ihnen der gute Teddy etwa wie ein Mörder vor? Hackett traut sich doch nicht mal, einen Wurm zu zertreten, selbst wenn sein Leben davon abhinge. Mag sein, daß er ein ziemlich rücksichtsloser Geschäftsmann ist - obwohl hier von harter Konkurrenz keine Rede sein kann und er sicher mehr Glück als Geschäftssinn hat, wenn Sie mich fragen -, aber ein Mörder? Hackett? Niemals!»
      «Man hat schon Pferde -»
      «Ja, ich weiß, es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, Horatio, als

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