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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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eure Schulweisheit sich träumen läßt», zitierte sie.
      «Die Theorie mag abwegig sein», fuhr Banks fort, «aber es ist die einzige, die sich derzeit anbietet.»
      «Typisch Polizist», mokierte sich Penny, «den erstbesten armen Trottel, der nicht absolut lupenrein ist, gleich festzunageln. Obwohl», fügte sie hinzu, «Hackett auch nicht gerade ein Verlust ist für die Menschheit. Im Gegensatz zu Harry.»
      «Wie lange kannten Sie Mr. Steadman?» fragte Banks.
      «Kommt drauf an, was Sie unter verstehen», entgegnete sie und zündete sich eine Zigarette mit doppelt langem Filter an. «Als wir uns zum erstenmal begegneten, war ich noch ein Teenager, das ist Jahre her. Emma und er kamen in den Ferien immer nach Gratly, und beim zweiten- oder drittenmal hab ich die beiden kennengelernt. Durch Michael, Michael Ramsden. Seine Eltern vermieteten damals an Sommergäste, und die Steadmans wohnten immer bei ihnen, in dem Haus, das sie später gekauft haben. Ich war ungefähr sechzehn, Michael und ich waren ein Liebespaar zu dieser Zeit, und daher war es nur natürlich, daß ich den Steadmans häufig begegnete.»
      Banks nickte und zog gedankenvoll an seiner Pfeife. Das fast schon archaische Wort hatte einen wunderbar erotischen Klang in Pennys Mund. Es schien wie aus ihrem Unterbewußtsein zu kommen und stand in einem seltsamen Kontrast zu ihrem ansonsten eher angespannten und aggressiven Verhalten.
      «Wir machten lange Wanderungen zusammen», fuhr sie fort. «Harry wußte viel zu erzählen über das Land und dessen Geschichte. Und dann... nun, es war ein herrlicher Sommer, aber eines Tages ging er zu Ende, wie alle Sommer.»
      «Ah, ja... doch wo blieb der Schnee vom vergangenen Jahr?» zitierte Banks zurück.
      «Es war Sommer, und wir hatten nicht viel Schnee.»
      Wieder bemerkte Banks ein winziges spöttisches Zucken um ihre bleichen Lippen. «Das ist vermutlich etwa zehn Jahre her, nicht wahr?» fragte er.
      Sie nickte bedächtig. «Fast exakt, ja. Doch die Dinge änderten sich. Michael mußte zur Universität - er war achtzehn -, und ich zog auch fort. Jahre vergingen, bis Harry eines Tages zu Geld kam und das Haus kaufte. Acht Monate vorher war ich auch zurückgekommen. Die Heimkehr der verlorenen Tochter, wenn Sie so wollen. Oder eher des schwarzen Schafs. Man ließ mich links liegen, hatte keine Zeit für mich. Bis auf Harry.»
      «Was meinen Sie damit, daß niemand Zeit für Sie hatte? Wo hatten Sie denn vorher gesteckt? Und warum sind Sie überhaupt zurückgekommen?»
      «Das ist eine lange Geschichte, Inspector», meinte Penny, «und ich möchte bezweifeln, daß sie unter die Sorte von Informationen fällt, die man nicht zurückhalten darf. Aber um es kurz zu machen - ich war acht oder neun Jahre lang im Musikgeschäft und ständig unterwegs. Die meiste Zeit hatte ich einfach nur Heimweh, obwohl wir eine Menge Spaß hatten und einen ganz achtbaren Erfolg. Schließlich wurde ich immer zynischer und beschloß, daß es Zeit war, wieder nach Hause zu gehen. Man hat mich nicht gerade freundlich aufgenommen, die Leute hier lehnen alles ab, was ihnen irgendwie modern vorkommt, und niemand scheint so genau gewußt zu haben, was er jetzt mit mir anfangen soll. Ich bin sicher, daß sie sich die tollsten Geschichten ausgedacht haben, damit ich in ihr Bild paßte. Nicht, daß sie eine Ahnung gehabt hätten, wer oder was ich war, sie haben einfach kritiklos den ganzen Unsinn übernommen, den die Sonntagsblätter über die Musikszene verbreiten - die Sunday Times übrigens nicht ausgenommen. In den Augen der Leute bin ich also moralisch völlig verkommen, eine regelrechte Hure. Nicht erst seit heute, sondern immer schon, weil sie natürlich keinesfalls zugeben können, mich früher anders gesehen und sich in mir getäuscht zu haben. Beantwortet das Ihre Frage?»
      Sie machte eine Pause, schaute Banks jedoch nicht an, als erwarte sie keine Reaktion. «Für meinen Vater war das ziemlich hart, aber er nahm mich trotzdem wieder auf. Warum ich nicht bei ihm lebe? Ist es das, was Sie wissen wollen? Meiner Gesundheit zuliebe, Inspector, meiner geistigen Gesundheit. Sagen wir, daß ihm mein Wohlbefinden einfach ein bißchen zu sehr am Herzen liegt, während ich glaube, daß ich schon ein ziemlich großes Mädchen bin. Insofern war es für uns beide die bessere Lösung, mich in diesem Cottage hier unterzubringen. Das werden Sie sicher verstehen, nicht

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