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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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überraschenden Reaktion. Er hatte damit gerechnet, daß sie ihrem aufgestauten Ärger Luft machen oder ihn einfach auslachen würde, doch statt dessen schien seine Frage die gespannte Atmosphäre dieses Gesprächs eher abgebaut zu haben. Penny musterte ihn mit ruhigem, festem Blick und einem leisen, spöttischen Funkeln in den saphirblauen Augen, als sei es ihr endlich gelungen, ihn zu den erwarteten Grobheiten zu veranlassen.
      «Nein, Inspector», antwortete sie, «ich hatte kein Verhältnis mit Harry Steadman oder mit sonstwem in diesem Fall. Auch nicht mit Emma Steadman oder mit meinem Vater. Alles verhält sich genau so, wie ich es Ihnen geschildert habe. Meine Gefühle für Harry waren einfach nicht von dieser Art, und seine umgekehrt ebensowenig, soviel ich weiß.» Wenn das so war, überlegte Banks, mußte Steadman blind oder nicht ganz bei Verstand gewesen sein. «Er hat mich nicht körperlich gereizt», fuhr sie fort, indem sie sich eine Zigarette anzündete und rauchend in dem engen Zimmer auf und ab ging, «sondern mehr im Geist, in der Phantasie. Außerdem mochte ich ihn sehr. Ich glaube, er war ein guter Mensch, ein kluger, liebenswürdiger Mann. Möglicherweise habe ich ihn sogar geliebt, in einem rein platonischen Sinne, aber das wäre auch wirklich das Äußerste, was man dazu sagen kann.» Sie warf ihre schwarze Mähne zurück, setzte sich wieder hin und betrachtete ihn mit hocherhobenem Kinn. In ihren Augen glänzten Tränen, die nicht fließen wollten. «Da haben Sie's, Inspector», meinte sie würdevoll, «ich habe meine Seele vor Ihnen entblößt. Sind Sie jetzt zufrieden?»
      Die Intensität ihrer Gefühle war offensichtlich und anrührend, aber Banks zog es vor, sich seine Anteilnahme nicht anmerken zu lassen.
      «Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?» fragte er.
      In ihren Augen spiegelte sich eine ganze Kette möglicher Antworten. Ein Phänomen, das Banks schon häufiger beobachtet hatte, wenn sich jemand rasch zu entscheiden versuchte, ob er lügen oder die Wahrheit sagen sollte.
      Ihr Mund öffnete und schloß sich wieder. Schließlich zog sie ein letztes Mal an ihrer Zigarette, drückte sie halb geraucht im Aschenbecher aus und flüsterte fast: «Am Samstag. Samstag abend.»
      «Um welche Zeit?»
      «Etwa um neun.»
      «Nachdem er das Bridge verlassen hatte?»
      «Ja. Er ist anschließend hier vorbeigekommen.»
      «Und warum, zum Teufel, sagen Sie mir das erst jetzt? Sie wissen verdammt gut, daß Sie wichtige Informationen nicht zurückhalten dürfen.»
      «Sie haben mich nicht danach gefragt», meinte Penny achselzukkend. «Ich wollte mich da nicht hineinziehen lassen.»
      «Nicht hineinziehen?» wiederholte Banks verächtlich. «Sie haben ihn also gemocht, und er hat Ihnen beigestanden, aber Sie finden es zuviel verlangt, uns dabei zu helfen, seinen Mörder zu finden?»
      Seufzend griff sie nach einer Haarsträhne und begann, sie um ihren Zeigefinger zu drehen. «Ich weiß, es klingt ziemlich schäbig, Inspector», gab sie zu, «aber so ist es nun mal. Ich kann auch nicht erkennen, inwieweit Ihnen dieser Besuch bei mir weiterhelfen könnte. Und im übrigen», funkelte sie ihn an, «sehe ich, verdammt noch mal, nicht ein, daß ich der Polizei irgendwelche Gefälligkeiten schuldig wäre!»
      «Darum geht es nicht. Ihre persönlichen Gefühle gegenüber der Polizei kümmern mich herzlich wenig. Mich interessieren lediglich die Zeiten, und insofern könnte uns Ihre Information vielleicht wenigstens dazu verhelfen, den genauen Tatzeitpunkt festzulegen. Wann hat er Sie also wieder verlassen?»
      «Ungefähr um zehn.»
      «Hat er gesagt, wo er hinwollte?»
      «Vermutlich nach York. Er erwähnte so was.»
      «Erwähnte er vielleicht noch irgendwelche anderen Besuche oder Umwege, die er vorher zu machen gedachte?»
      «Nein.»
      Immerhin, damit war eine weitere Stunde geklärt, dachte Banks. Es gab nichts mehr zu sagen, die Sitzung mit Penny hatte ihn ohnehin ausreichend strapaziert. Sie selbst schien die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht zu haben, und die Spannung zwischen ihnen war wieder fühlbar wie die Schwingungen einer scharfen Schneide. Schließlich brach sie das Schweigen.
      «Hören Sie», setzte sie zögernd an, «das alles tut mir so leid, glauben Sie mir. Was mit Harry passiert ist, ist mir wirklich nicht gleichgültig, es ist nur so, daß die Polizei mir eigentlich immer nur Ärger gemacht hat. Ich war nie in

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