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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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er bis über die Ellbogen hochgerollt und die Krawatte gerade so weit gelockert, daß sich der oberste Kragenknopf öffnen ließ. Er haßte Krawatten, weshalb er sie als Kompromiß vorzugsweise gelockert trug. Mit gesenktem Kopf hörte er sich an, was Hatchley zu berichten hatte. Schwankend wie ein Mast im Wind ging der hochgewachsene Sergeant neben ihm her, die Hände auf dem Rücken verschränkt und den Kopf in den massigen Nacken gelegt, als wolle er den Zustand der Dachfirste begutachten. Den Hosengürtel straff angezogen, schob er einen prallen Bierbauch vor sich her, der auf liebevolle Pflege schließen ließ. Das Wetter war nach wie vor unentschlossen, die Sonne wechselte in schneller Folge mit dunklen Wolken, die im Wind dahintrieben und ihre Schatten über die hellschimmernde Stirn des Crow Star warfen.
      «Meinte, er wär 'n bißchen durcheinander gewesen», setzte Hatchley seinen Bericht fort. «Ziemlich geschockt, sozusagen. Hat 'nen doppelten Scotch gekippt, auf die Schnelle, und sich wieder aus dem Staub gemacht.»
      Die eher dürftige Meldung, die Constable Weaver so dringend hatte loswerden müssen, beschränkte sich auf die Mitteilung, daß sich der Barkeeper des Dog and Gun erinnerte, Steadman am fraglichen Abend, kurz nach zehn, im Lokal gesehen zu haben. Er hatte seine Aussage erst jetzt machen können, weil er auf einer Angeltour in Schottland gewesen war und von dem Mord erst durch Weaver erfahren hatte.
      «Ich kann Ihnen sagen, warum er den Drink gebraucht hat», meinte Banks und berichtete von seinem Gespräch mit Major Cartwright. Offensichtlich hatte Hatchley das Gefühl, damit sei ihm der Wind aus den Segeln genommen, denn als Banks sich erkundigte, ob es irgendwelche weiteren Entwicklungen gegeben habe, erntete er lediglich ein mürrisches «Nein».
      Hatchleys Laune hob sich jedoch schlagartig, als sie das Bridge betraten und er die vertraute Mischung aus Bierdunst und Tabakqualm einatmete. Kaum hatten sie sich an dem zerschrammten Tisch niedergelassen, der ihnen schon von ihrem ersten Besuch her bekannt war, standen die gewünschten Theakston's Bitter bereits auf dem Tisch, und die Steak-and-mushroom-pies waren bestellt.
      «Wenn er nun wieder zurück ist, zu dem Cottage?» meinte Hatchley. «Kann doch sein, daß ihm hinterher die Suppe hochgekommen •ist, als er sich überlegt hat, wie der Major mit ihm umgesprungen ist, und da hat er sich wieder auf die Socken gemacht, um die Sache zu regeln. Jedenfalls kann man den alten Knaben noch lange nicht streichen. Und das Mädel auch nicht.»
      «Richtig. Vielleicht hat er auch gewartet, bis die Luft rein war, und ist dann wieder zu Penny, um da weiterzumachen, wo man ihn unterbrochen hat. Und wir wissen ja, daß sich der Major als der große Beschützer seiner Tochter sieht.»
      «Nach allem, was ich höre», meinte Hatchley genießerisch, «muß sie immer eine ziemlich wilde Hummel gewesen sein. Ist nach London abgeschwirrt, hat mit diesen ganzen Freaks und Musikern rumgehangen - wo bestimmt auch Drogen im Spiel waren -, und ich möchte sehr bezweifeln, ob sie immer so genau darauf geachtet hat, mit wem sie grade ins Bett geschlüpft ist. Also, wenn sie meine Tochter wär, würd ich sie nach solchen Geschichten bestimmt auch 'n bißchen fester an die Kandare nehmen.»
      «Aber sie ist eine erwachsene Frau von sechsundzwanzig! Im übrigen war sie bei Steadman doch wohl sicher aufgehoben, oder nicht?»
      Hatchley zuckte mit den Achseln. «Scheint so, aber vielleicht war auch etwas mehr dran an der Geschichte.»
      «Oh, sicher, an solchen Geschichten ist immer etwas mehr dran, aber soweit es Penny betrifft, gibt es da zwei Punkte, die zu ihren Gunsten sprechen. Erstens hat die Nachbarin niemanden mehr bei ihr klopfen hören, später am Abend, und auch nichts davon bemerkt, daß Penny noch einmal ausgegangen wäre. Und zweitens ist sie wohl kaum kräftig genug, um die Leiche bis zu diesem Versteck zu schleppen.» Banks wollte eben hinzufügen, daß ihm Pennys Gefühle gegenüber Steadman überzeugend und echt erschienen waren, doch Sergeant Hatchley hielt solche Eindrücke erfahrungsgemäß nicht für besonders beweiskräftig. Außerdem hatte die Faszination ihrer Gegenwart inzwischen deutlich nachgelassen, und er begann sich bereits zu fragen, ob sie nicht vielleicht eine höchst bemerkenswerte Schauspielerin war. «Allerdings», räumte er ein, «könnte sie natürlich dabei geholfen haben, die Leiche

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