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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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war von den verträumten Giebeln Oxfords und Cambridges zu den Zweckbauten der Moderne. Aber Leeds war nun mal eine Universität der neuen, der Ära nach Oxford und Cambridge, eine sogenannte Redbrick University, obwohl nirgendwo auch nur die Spur eines roten Ziegelsteins zu erkennen war.
      Mit Hilfe einer knochigen, bebrillten Sekretärin fand er zum Fachbereich Geschichte und zu Darnleys Büro, wo ihn der Professor schon erwartete und mit einem knappen, festen Händedruck begrüßte, offensichtlich bereit, sich unverzüglich zum Essen zu begeben.
      «Talbot kommt direkt rüber ins Lokal», erklärte er. «Im Moment ist er noch auf einer Sitzung mit einem seiner Doktoranden.»
      Banks folgte ihm über einen Fußpfad hinter dem Gebäude zu einer schmalen, mit Kopfstein gepflasterten Gasse. Der Pub selbst befand sich in einem etwas abseits von der Straße gelegenen Hotel, das man über einen kurzen Privatweg erreichte. Da das Wetter warm und sonnig war, entschieden sie sich für einen Tisch auf der Terrasse.
      Darnley war ein hochgewachsener Mann um die Vierzig, gut gebaut und in offensichtlich bester körperlicher Verfassung. Er sprach mit einem leicht nordischen Akzent und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Banks' Vorstellung von einem zerstreuten Professor. Sein kurzgeschnittenes braunes Haar war akkurat gekämmt, der Anzug schien ihm eine halbe Nummer zu groß zu sein, war jedoch von guter Qualität und hatte ihm beim Kauf sicher bestens gepaßt. Vermutlich hatte er, wie die meisten Männer seines Alters, aus Angst vor Herzattacken und sonstigen, von sitzender Lebensweise herrührenden Plagen, mit einem Fitnesstraining begonnen.
      Die Sonne schien hell, und die beiden Männer blinzelten mit den Augen, während sie das frischgezapfte Guinness antranken und Banks seine Pfeife nebst Tabak und Feuerzeug auf dem Tisch deponierte.
      «Ah, Sie sind Pfeifenraucher, wie ich sehe», stellte Darnley fest. «Ein Hauch von Maigret, wie? Ich hab auch mal daran gedacht, auf Pfeife umzusteigen, aber es ist einfach zu umständlich. Jahrelang hab ich mich damit rumgeschlagen, meinen Zigarettenkonsum zu reduzieren und auf mildere Sorten zu wechseln, um mir das Rauchen abzugewöhnen, und am Ende hab ich dann eingesehen, daß es nur einen Weg gibt - den harten Entzug. »
      «Was aber wohl nicht so leicht ist, wie es klingt», meinte Banks, während er die gepreßten Tabakkrümel in die Pfeife stopfte und vorsichtig zusammenpreßte.
      «Oh, nein, ganz bestimmt nicht», lachte Darnley, «und es gab auch einige Rückfälle. Aber inzwischen spiele ich jeden Tag eine Partie Squash und jogge ein paar Meilen, und es ist wirklich verblüffend, wie einen diese Dinge vom Rauchen abbringen können. Ob Sie's glauben oder nicht, aber bis vor einem Jahr etwa war ich noch ganz schön übergewichtig, habe zu viel getrunken - puh!»
      «Hat der Doktor ein Machtwort gesprochen?»
      «Und ob! Er hat mir klipp und klar gesagt: «Wenn Sie so weitermachen, alter Knabe, geb ich Ihnen noch zehn Jahre, allerhöchstens.> Offen sei allenfalls die Frage, was zuerst streiken würde - Herz, Leber oder Lunge -, aber so oder so hätte ich beste Aussichten auf den Himmel. Kann sein, daß er es etwas knapper ausgedrückt hat, aber ich hatte jedenfalls verstanden, was er meinte.» Er beobachtete besorgt, wie Banks seine Pfeife ansteckte, und meinte: «Naja, ich nehme an, man braucht so seine Requisiten in Ihrem Beruf. Um die Leute in Sicherheit zu wiegen oder so was.»
      Darnleys wacher, intelligenter Blick gefiel Banks. Er lächelte und gab zu, daß derlei Mittel mitunter hilfreich sein konnten.
      «Aber Sie werden sie doch hoffentlich nicht bei mir einsetzen wollen? Oder betrachten Sie mich als Verdächtigen?» fragte Darnley mit einem Lächeln, dem jedoch die Spannung anzumerken war.
      «Noch nicht», erwiderte Banks und erwiderte Darnleys Blick.
      «Touché! Mit anderen Worten - wenn ich mich schon in den Vordergrund stelle, werden Sie das Angebot nicht ablehnen, nicht wahr?»
      «Kein Grund, sich Gedanken zu machen», versicherte Banks. Er wußte immer noch nicht so recht, wie er diesem wachen, intelligenten Mann begegnen sollte, hinter dessen lockerer, spielerischer Fassade sich zweifellos ein stahlharter Verstand und ein vielschichtiger, möglicherweise gar gerissener Charakter verbargen.
      Er beschloß, noch eine Zeitlang den Harmlosen zu spielen. Wenn Talbot eintraf, würde die heitere Stimmung ohnehin ein Ende

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