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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Mörder höchstpersönlich zu schnappen. Trotzdem, irgendwo tief in ihrem Innern war so eine Ahnung, daß die seltsamen Schauer, die ihr über den Rücken liefen, vielleicht nicht nur mit dem Wetter zusammenhingen.
      Gedankenverloren nahm sie einen losen Stein und warf ihn über die Mauerbrüstung in den seichten, langsam dahinrieselnden Wildbach. Wenn es erst geregnet hatte, überlegte sie, würde er anschwellen und Wasser in sprühenden, rauschenden Kaskaden ins Tal ergießen, bis hinunter zur High Street von Helmthorpe.
      Wieder schaute sie auf die Uhr. Zwanzig vor zehn. Das Warten wurde allmählich langweilig, und sie wünschte sich, das Ganze schon hinter sich zu haben. Die letzte Helligkeit der untergehenden Sonne schwand rasch dahin, und die Wolkendecke wurde immer dichter. Aus der Ferne ertönte der klagende Ruf einer Schnepfe, und die Einsamkeit rundum hatte plötzlich etwas Schauerliches, wie in einer Gruselgeschichte. Es war unheimlich, obwohl sie diese Gegend doch kannte und schon oft hier gewesen war. Ein Zug Krähen flatterte durch die Luft wie ein Haufen schmutziger Lappen, und mit einem Mal drang ein neues Geräusch durch die Stille, eine Art Surren oder leises Brummen. Ein Auto. Sally spitzte die Ohren, warf noch eben einen Kiesel in den Bach und stand auf, um den Weg hinunterzuschauen. Ja, da waren sie schon zu sehen, die beiden Scheinwerfer, auf und ab hüpfend auf der holprigen Strecke. Gleich war es soweit.
     
    * V
     
    Gegen fünf Uhr morgens setzte endlich das Gewitter ein. Lautes Donnern riß Banks aus einem seltsam bedrückenden Traum. Sein Mund fühlte sich pelzig an, sein Kopf schwer wie Blei. Soviel zum Thema Mäßigung in Sachen Alkohol. Immerhin hatte er sich wenigstens nicht auffällig benommen; daran konnte er sich noch erinnern.
      Er stand vorsichtig auf, um Sandra nicht zu wecken, trat an das Fenster zum Garten und kam gerade noch zurecht, um einen gewaltigen Blitz aufleuchten zu sehen, der von Nord nach Süd über den Himmel zuckte. Dann die ersten Regentropfen, die groß und schwer vereinzelt gegen die Fensterscheibe klatschten und mit kurzen Unterbrechungen auf das schräge Schieferdach des Werkzeugschuppens trommelten, um schließlich immer dichter und schneller auf das Laub der Bäume zu prasseln, die jenseits des Gartentors die schmale, dunkle Allee säumten. Kurz darauf hatten sich die Schleusen des Himmels ganz geöffnet, und das Wasser strömte in breiten Bächen an den Scheiben hinunter über das Dach des Schuppens, bevor es gurgelnd durch die Regenrinne in den Garten floß.
      Banks ging ins Badezimmer, schluckte zwei Panadol und legte sich wieder ins Bett. Sandra war nicht wach geworden, und die Kinder schienen ebenfalls fest zu schlafen. Früher hatte sich Tracy vor Gewittern gefürchtet und sich jedes Mal ins Bett der Eltern verkrochen, doch inzwischen hatte sie gelernt, wie diese Elektrizität in der Luft zustande kam - vermutlich wußte sie sogar mehr darüber als er selbst und seither war ihre Angst verschwunden. Auf Brian hingegen hatten nächtliche Gewitter nie sonderlichen Eindruck gemacht, abgesehen von der Tatsache, daß er es lästig fand, mitten in seinem Lieblingsprogramm unterbrochen zu werden, weil Banks das Fernsehkabel aus der Steckdose zu ziehen pflegte, wie es sein Vater stets getan hatte. Ein Beispiel, das er einfach nachgeahmt hatte, ohne recht zu wissen, warum.
      Der stetige Rhythmus des Regens und die plötzliche Entladung der Atmosphäre durch das einsetzende Gewitter wirkten entspannend genug, um ihn langsam wieder in einen leichten, unruhigen Schlaf fallen zu lassen. Als der Wecker klingelte und es Zeit war, zur Arbeit zu gehen, hatte er das Gefühl, daß nur Sekunden vergangen waren.
      Zu seiner Überraschung fand er sein Büro in hektischer Betriebsamkeit vor. Superintendent Gristhorpe wartete bereits ungeduldig auf sein Erscheinen.
      «Was ist los, um Himmels willen?» fragte Banks, während er seinen durchnäßten Regenmantel in den schmalen Spind hängte.
      «Ein junges Mädchen wurde als vermißt gemeldet», erklärte Gristhorpe, die buschigen Brauen zu einem breiten, durchgehenden Balken gerunzelt.
      «Aus Eastvale?»
      «Holen Sie sich erst mal einen Kaffee, mein Junge. Dann reden wir weiter.»
      Den Becher in der Hand, marschierte Banks hinüber in die enge Kantine, goß sich frischen Kaffee ein und begab sich zurück in sein Büro, wo er sich hinter den Schreibtisch setzte, in kleinen Schlucken seinen

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