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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hoffen konnte, sich zu irren.
      Er nahm noch einmal Sallys Vernehmungsprotokoll zur Hand und versuchte, sich ihr Bild ins Gedächtnis zurückzurufen, wie sie hier vor ihm gesessen hatte. Gab es etwas, was sie ihm nicht gesagt hatte? Während er die Worte las, die er an Hand seiner Notizen in die Maschine geschrieben hatte, sah er ihr Gesicht vor sich, erinnerte sich an die Pausen im Gespräch, an den Wechsel ihrer Mimik. Nein, wenn es etwas gab, dann war es ihr erst später eingefallen, nach dem Gespräch, und in diesem Fall hatte sie ihre Informationen oder Vermutungen möglicherweise der falschen Person anvertraut. Er sah bereits ihren zerschmetterten Körper am Fuße eines stillgelegten Minenschachts, versuchte, das Bild zu verdrängen, was ihm nicht ganz gelingen wollte. Sie war vielleicht ein wenig zu versessen auf die Verheißungen der Großstadt, aber alles in allem war sie ihm recht vernünftig erschienen, von eher nüchternem Verstand sogar, eine Person, die jeden Schritt sorgfältig plante und ohne Umschweife in die Tat umsetzte, wenn der geeignete Zeitpunkt gekommen war. Nach Auskunft der Mutter hatte sich zu Hause nichts Spektakuläres zugetragen, was sie veranlaßt haben konnte wegzulaufen. Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten gab es überall, und wenn überhaupt, waren ihre Eltern allenfalls zu nachsichtig gewesen, wie es schien. Während er versuchte, seine Pfeife in Gang zu bringen, erinnerte er sich an die eigene Jugend, an den Hausarrest, mit dem man ihn so häufig bestraft - und den er fast ebenso häufig gebrochen hatte. Die Pfeife war widerspenstig wie immer, und mit einemmal hatte er genug von dem verflixten Ding. In einem plötzlichen Anflug von Wut und Frustration schleuderte er sie quer durch den Raum und sah, wie sie in der Mitte entzweibrach.
     
    * VI
     
    Als er am späten Vormittag in Helmthorpe ankam, sah er das dunkle Wasser des Wildbachs in schäumenden Wellen dahintanzen, während drüben auf dem Campingplatz die bunten Zelte an ihren Leinen zerrten und im Sturm flatterten wie die Segel gespenstischer Boote. Die Häuser wirkten bei diesem Wetter wie ein unbehauener Auswurf des Felsens, aus dessen Gestein sie erbaut waren, und die Hänge der Berge hatten sich in einen Schleier aus waberndem Dampf gehüllt. Ab und zu ließ sich ein Dorfbewohner auf den Straßen blicken, und vereinzelt trabten ein paar glücklose Urlauber durch die Nässe.
      Banks stellte seinen Wagen auf dem kleinen Parkplatz neben der Polizeiwache ab und stolperte sofort über Weaver, als er das Gebäude betrat. Der Constable wirkte blaß und übernächtigt und hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen.
      «Wir können nicht mal einen Suchtrupp losschicken», platzte er heraus und deutete mit einer vielsagenden Geste aus dem Fenster. «Die Männer würden sofort versinken da oben im Moor, und die Sicht ist gleich Null.»
      Banks nickte. «Und sie hat kein Wort darüber gesagt, wo sie hin wollte?»
      «Nein, Sir, aber ihre Mutter meint, daß sie sich vielleicht irgendwo mit ihrem Freund getroffen hat.»
      «Und? Hat sie?»
      «Er sagt nein, Sir», antwortete Weaver und wies auf einen völlig aufgelösten jungen Burschen mit tropfnassem, am Körper haftendem T-Shirt, durchweichten Jeans und triefendem, an der Kopfhaut klebendem Haar. «Das ist er, Sir. Total fassungslos über die Sache, und ich sehe eigentlich keinen Grund, ihm nicht zu glauben.»
      «Haben Sie ihn schon vernommen?»
      «Nur ein bißchen mit ihm geredet, Sir, wirklich. Nicht so richtig vernommen, Sie verstehen, ich dachte, das überlaß ich lieber...»
      «Sehr gut, Constable», lobte Banks mit einem beifälligen Lächeln, «das haben Sie ganz richtig gemacht.»
      Damit ging er hinüber zu Kevin, der an seinen Fingernägeln kaute und unverwandt auf ein Poster mit der Aufschrift «Verbrechen zahlt sich nicht aus» starrte. Banks stellte sich vor und setzte sich zu ihm auf die Bank.
      «Seit wann kennen Sie Sally?» fragte er.
      Kevin rieb sich die Augen. «Schon ewig, aber zusammen sind wir erst seit dem vorigen Sommer.»
      «Wie gefällt es Ihnen in Swainsdale?»
      «Was?»
      «Ich meine, leben Sie gerne hier in den Dales, wo Sie zu Hause sind? Sally doch wohl nicht, oder? Soweit ich weiß, hat sie immer davon geredet, von hier wegzugehen.»
      «Ja, geredet schon», meinte Kevin mit düsterem Blick, «sie redet überhaupt viel. Spuckt große Töne und hat immer gewaltige Pläne.»
      «Dann

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