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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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halten Sie es also nicht für möglich, daß sie vielleicht nach London oder sonstwohin ausgerissen ist?»
      Kevin schüttelte den Kopf. «Nein, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie einfach so abgehauen ist. Deshalb mach ich mir ja soviel Sorgen. Sie hätte mir bestimmt was gesagt.»
      «Vielleicht ist sie ja auch vor Ihnen weggelaufen, kann das sein?»
      «Quatsch! Hatte doch grade erst angefangen mit uns. Wir waren schließlich verliebt.» Er beugte sich vor und legte den Kopf in seine Hände. «Ich liebe sie jedenfalls. Wir wollten heiraten, uns 'ne kleine Farm zulegen... Ich kenn Sally, sie würde nicht einfach weglaufen, ohne mir was zu sagen. Nie und nimmer.»
      Banks unterdrückte das Bedürfnis, ihm zuzustimmen. Was auch immer Kevin glauben mochte, es gab noch Hoffnung, auch wenn er nicht so recht daran glauben konnte, daß sich Sally Lumb mit einem einfachen Leben auf dem Lande begnügt hätte. Kevin mußte sicher noch einiges lernen, über Frauen und über Träume, aber er machte immerhin den Eindruck eines recht anständigen und ehrlichen Burschen. Alles in allem war Banks geneigt, Weavers Auffassung zuzustimmen und den Jungen als harmlos anzusehen, ein bißchen mehr Druck konnte allerdings wohl nicht schaden.
      «Haben Sie Sally gestern gesprochen?» erkundigte er sich.
      Kevin schüttelte den Kopf.
      «Sie haben sie also gar nicht gesehen, gestern abend?»
      «Nein, ich hab Kricket gespielt, drüben in Aykbridge. Mit ein paar Kumpels.»
      «Wußte Sally davon ? Hat sie nicht erwartet, daß Sie sich mit ihr treffen?»
      «Klar wußte sie das. Man kann sich schließlich nicht jeden Abend sehen, oder?»
      Offensichtlich machte er sich Vorwürfe, und Banks hielt es für besser, seine Schuldgefühle nicht noch zu vermehren. Er hätte ihn gerne noch über den Abend befragt, an welchem die beiden den Wagen gehört hatten; auch darüber, ob Sally ihm vielleicht noch irgendwelche Andeutungen gemacht hatte oder ob einem von beiden etwas aufgefallen war, was sie bislang nicht erwähnt hatten - aber wenn er das tat, brachte er Kevin nur auf dumme Gedanken, vielleicht sogar auf die Idee, daß Sallys Verschwinden auf irgendeine Weise mit dem Mord an Steadman zu tun hatte. Möglicherweise ließ sich das irgendwann nicht mehr vermeiden, aber im Moment war es sinnvoller, noch damit zu warten. Falls Kevin wirklich etwas wußte, bestand immerhin die Gefahr, daß er mit diesem Wissen an der falschen Stelle herausplatzte, in dem Bestreben, Sally wiederzufinden.
      Inzwischen war es fast Mittag und, wie Weaver meinte, der richtige Zeitpunkt, um Sallys Freundinnen in ihrem Cafe anzutreffen, falls sie sich, wie üblich, dort verabredet hatten. Das Lokal war nicht weit entfernt, angesichts des Wetters verzichtete Banks jedoch auf einen Fußmarsch und hastete durch den strömenden Regen zu seinem Wagen. Binnen Sekunden war sein Kragen durchnäßt, und das Wasser rann ihm über den Rücken.
      Die drei Mädchen hatten sich um einen fleckigen, zerkratzten Kunststofftisch versammelt und spielten schweigend mit den Strohhalmen, die aus ihren Cola-Dosen ragten. Die Videogame-Apparate gaben keinen Laut von sich, und der Flipper war ebenfalls verstummt. Banks stellte sich vor, zog einen Stuhl heran und setzte sich.
      «Können Sie sich vorstellen, daß Sally einfach wegläuft, ohne irgendwem etwas zu sagen?» lautete seine erste Frage.
      Alle schüttelten bedächtig den Kopf, bis das unscheinbare Mädchen mit der dicken Brille, das sich als Anne Downes vorgestellt hatte, schließlich sagte: «Hat immer die wildesten Ideen, die gute Sally, aber damit hat sich's auch. Sie ist garantiert nicht weggelaufen. Wohin auch? Sie kennt doch keinen Menschen außerhalb von Swainsdale.»
      «War sie gut in der Schule?»
      «Gut genug», meldete sich Kathy Chalmers, das Mädchen mit dem hennaroten Haar. «Sally ist clever, aber kein Streber oder so was. Braucht nicht viel zu tun, um gut durchzukommen. Die Prüfungen schafft sie bestimmt.»
      «Würden Sie sagen, daß sie eine vernünftige Person ist?»
      «So vernünftig wie wir Jugendlichen eben sind», meinte Anne Downes mit einem deutlich ironischen Unterton. «Kommt auf den Standpunkt an.»
      Kathy gab ein kurzes Kichern von sich und errötete. «Tut mir leid», entschuldigte sie sich und legte verschämt die Hand vor den Mund. «Ihre Eltern halten sie wahrscheinlich nicht für besonders vernünftig. Sie wissen ja, wie Eltern

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