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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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folgte der Straße bis zu Jack Barkers umgebautem Bauernhaus, wo er den Wagen an der Uferseite abstellte. Der Wildbach war breiter und schneller geworden und strömte mit lautem Rauschen über die Stufen ins Tal. Wenn der Regen noch ein paar Tage anhielt und sich seinen Weg von den Mooren und Hängen nach unten suchte, würde das Wasser noch weiter ansteigen und den Bach in einen reißenden, tosenden Fluß verwandeln.
      Als er die Klingel betätigte, wurde ihm plötzlich bewußt, daß er Barker zum erstenmal in seinem Haus aufsuchte, und er war neugierig, was die private Umgebung wohl über diesen Mann aussagen mochte.
      «Ah, Sie sind's, Chief Inspector», meldete sich der etwas ratlos aussehende Hausherr nach einer ungewöhnlich langen Wartezeit.
      «Kommen Sie doch herein. Entschuldigen Sie meine Überraschung, aber ich bekomme nur selten Besuch.»
      Banks legte den triefenden Regenmantel und die nassen Schuhe in der Diele ab und folgte Barker ins Innere des Hauses. Die Jacke behielt er vorsichtshalber an. Es war zwar nicht besonders kalt, aber nach dem langen Regen sicher etwas feucht in dem alten Gemäuer.
      «Ist es Ihnen recht, wenn wir uns in meinem Arbeitszimmer unterhalten?» erkundigte sich Barker. «Da oben ist es etwas wärmer, weil ich gerade am Schreibtisch gesessen habe. Außerdem gibt's Kaffee, und Sie sehen aus, als ob Sie was Warmes brauchen könnten.»
      «Gute Idee», erklärte Banks und folgte seinem Gastgeber durch ein spärlich möbliertes Wohnzimmer und über eine bedrohlich schmale Steintreppe in einen gemütlichen Raum mit Aussicht auf die Berghänge an der Rückseite des Hauses. An der Wand neben der Tür stand ein Aktenschrank, daneben ein kleiner Schreibtisch voller Papiere. Zu beiden Seiten zogen sich bis zur Decke reichende Bücherregale hin, und direkt vor dem Fenster befand sich Barkers eigentlicher Arbeitsplatz, ein ausladender Tisch mit einer elektronischen Schreibmaschine, die leise vor sich hin summte. Das Panorama der steilen Hänge vor dem Fenster wirkte im strömenden Regen wie ein impressionistisches Gemälde. Mitten im Zimmer stand ein niedriger Tisch mit einer Kaffeemaschine. Das rote Lämpchen glühte, und in der halbvollen Glaskanne dampfte ein kräftiger Kaffee. Die Herren bedienten sich - beide nahmen ihren Kaffee schwarz - und ließen sich in den nicht besonders großen, aber bequemen Lehnstühlen nieder.
      «Tut mir leid, wenn ich Sie bei der Arbeit gestört habe», entschuldigte sich Banks und nahm dankbar einen Schluck von dem heißen, belebenden Getränk.
      «Keine Sorge, das ist gewissermaßen mein Berufsrisiko.»
      Banks zog fragend eine Augenbraue hoch.
      «Ich meine, wenn man zu Hause arbeitet, ist man eben immer zu erreichen», erläuterte Barker. «Sozusagen ein willkommenes Opfer für Handelsvertreter oder Geldeintreiber. Ich will damit sagen, daß es nach den strengen Lebensregeln der alten Puritaner eigentlich keine Arbeit ist, gemütlich zu Hause zu sitzen und Bücher zu schreiben. Wobei das eigentlich nicht einzusehen ist, schließlich war es vor der industriellen Revolution durchaus üblich, daß zum Beispiel die Weber oder solche Leute ihre Arbeit zu Hause verrichteten. Aber heutzutage muß die Arbeit offenbar unbedingt etwas Schlimmes sein, etwas Hassenswertes, was sich in irgendwelchen lauten, dreckigen Fabriken oder in antiseptischen, neonbeleuchteten Büros abspielt. Womit ich Ihnen natürlich nicht zu nahe treten wollte...»
      Offensichtlich war das Gegenteil der Fall, wie Banks an dem spöttischen Funkeln in Barkers Augen sehen konnte. «So hab ich es auch gar nicht aufgefaßt», parierte er. «Zumal ich es eindeutig vergnüglicher fände, in meinem neonbeleuchteten Büro zu sitzen, statt bei diesem Sauwetter durch die Dales zu kutschieren.»
      Barker lächelte und griff nach einer Zigarette aus der Schachtel auf dem Tisch. «Wie dem auch sei», meinte er, «ich scheine ohnehin wenig gefragt zu sein, von gelegentlichen Vertretern abgesehen. Auch nicht am Telefon, weil ich es gewöhnlich aushänge. Ich war übrigens gerade ganz gut am Zug, und ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, eine Pause einzulegen, wenn alles gut läuft. Auf diese Weise macht es mehr Spaß, sich später wieder an den Schreibtisch zu setzen.»
      «Eine interessante Art, mit der Arbeit umzugehen», bemerkte Banks und beobachtete mit mühsam unterdrücktem Verlangen, wie Barker seine Zigarette anzündete und tief den Rauch

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