Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
dabei war, gleich eine Aussage machen, solange die Vorgänge noch frisch im Gedächtnis sind. Ich möchte, dass alle Aussagen morgen in aller Frühe getippt auf Superintendent Gristhorpes Schreibtisch liegen.«
Banks schaute auf seine Uhr. »Jetzt ist es halb zehn. Wir legen besser gleich los. Habe ich irgendwas übersehen?«
Einige Beamte schüttelten den Kopf, andere standen schweigend da. Schließlich hob eine Polizistin ihre Hand. »Was machen wir mit den Leuten, Sir, nachdem wir alle Aussagen haben?«
»Verfahren Sie wie gewöhnlich«, sagte Banks. »Stellen Sie nur die Anklage und lassen Sie sie gehen, wenn Sie keinen Grund haben zu glauben, sie haben was mit Gills Tod zu tun. Sie werden so schnell wie möglich vor Gericht geladen. Ist das alles?« Er hielt inne, aber niemand sagte etwas. »Gut. Dann los. Ich will von jeder Spur wissen, sobald sie sich ergibt. Mit ein bisschen Glück können wir das bis morgen früh abgewickelt haben. Und würde jemand ein paar von den Verhafteten hochbringen? Sobald der Superintendent eingetroffen ist, werden drei von uns oben verhören.« Er wandte sich an Richmond. »Wir brauchen Sie am Computer, Phil. Es werden ein Menge Akten kontrolliert werden müssen.«
»Der Superintendent ist jetzt hier, Sir.« Constable Telford zeigte zur Tür, die außerhalb von Banks' Sichtfeld lag.
Superintendent Gristhorpe, ein massiger Mann Ende fünfzig mit buschigen, grauen Haaren und Augenbrauen, rotem, pockennarbigem Gesicht und borstigem Schnurrbart ging zur Treppe, wo die drei Kriminalbeamten standen. Sein Blick, normalerweise arglos wie der eines Babys, war von Sorgen getrübt. Dennoch erzeugte seine Anwesenheit eine Aura der Ruhe und gelassenen Besonnenheit.
»Bist du im Bilde?«, fragte Banks.
»Ja«, sagte Gristhorpe. »Ich kenne noch nicht alle Einzelheiten, aber es reicht. Lass uns hochgehen, dann kannst du mir bei einer Tasse Kaffee alles erzählen.« Er legte behutsam eine Hand auf Banks Arm.
Banks wandte sich an Sergeant Hatchley. »Sie können schon mal mit den Verhören anfangen«, sagte er. »Wenn ich den Superintendent informiert habe, werden wir Ihnen sofort helfen.« Dann trotteten die vier Kriminalbeamten nach oben. Constable Telford schob ein Paar nasser, verängstigter Demonstranten hinter ihnen die Treppe hoch.
* III
»Zoe! Gott sei Dank ist dir nichts passiert!«
Paul und Mara starrten auf die zierliche Gestalt in dem glitzernden roten Anorak. Ihr kupferrotes Haar war klatschnass, sodass man die dunklen Wurzeln sehen konnte. Regen tropfte auf die Strohmatte vor der Türschwelle. Sie schlüpfte aus ihrer Jacke, hängte sie neben die von Paul und ging auf die beiden zu, um sie zu umarmen.
»Hast du ihr erzählt, was passiert ist?«, fragte sie Paul.
»Ja.«
Zoe schaute Mara an. »Wie war es mit Luna?«
»Problemlos. Sie ist eingeschlafen, als das Eichhörnchen Nutkin Mr. Brown mit einer Nessel zu kitzeln begann.«
Ein kurzes Lächeln huschte über Zoes Gesicht. Sie ging zum Bücherregal hinüber. »Ich habe heute Morgen ein I Ching gelegt«, sagte sie, »und es kam >Konflikt< heraus. Ich hätte wissen sollen, was passieren wird.« Sie schlug das Buch auf und las daraus vor: »»Konflikt. Du bist offen und du bist blockiert. Ein sicherer Halt auf halbem Weg bringt Glück. Bis zum Ende zu gehen bringt Unglück. Es bringt einen dazu, den großen Mann zu erkennen. Es bringt einen nicht dazu, das große Wasser zu überqueren.««
»Man darf das nicht so wörtlich nehmen«, sagte Mara. »Das ist das Problem. Es sagt dir nicht, was passieren wird oder wie es passieren wird.« Obwohl sie selbst sehr an I Ching und Tarot interessiert war, dachte Mara oft, dass Zoe zu weit ging.
»Für mich ist es ganz eindeutig. Ich hätte wissen müssen, dass so etwas passieren würde: >Bis zum Ende zu gehen bringt Unglück.« Genauer kann man es gar nicht gesagt bekommen.«
»Was wäre gewesen, wenn du es gewusst hättest?«, meinte Paul. »Du hättest die Demo nicht absagen können, oder? Du wärst trotzdem hingegangen. Alles wäre genauso abgelaufen.«
»Ja«, murmelte Zoe, »aber ich wäre darauf vorbereitet gewesen.«
»Wie denn?«, fragte Mara. »Meinst du, du hättest bewaffnet sein sollen oder so?«
Zoe seufzte. »Weiß ich nicht. Ich wäre einfach darauf vorbereitet gewesen.«
»Hinterher kann man das leicht sagen«, meinte Paul.
»Die Wahrheit ist, dass niemand die
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