Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
ihres Namens Ärger einhandeln würde.
»Sind Sie eine Verwandte?«
»Ich bin eine Freundin. Eine sehr enge Freundin.«
»Verstehe. Nun, wenn Sie sich nicht selbst ausweisen, Miss, kann ich Ihnen leider keine Informationen geben.«
»Hören Sie«, sagte Mara und wurde ärgerlich, »das ist doch lächerlich. Ich verlange ja nicht, dass Sie irgendein Schweigegelübde brechen oder so. Ich möchte nur wissen, ob meine Freunde da sind, und wenn, wie schwer sie verletzt sind. Wer sind Sie überhaupt?«
»Constable Parker, Miss. Wenn Sie irgendwelche Beschwerden haben, dann tragen Sie diese besser Detective Chief Inspector Banks von der Kriminalpolizei in Eastvale vor.«
»Detective Chief Inspector Banks? Kriminalpolizei?«, wiederholte Mara langsam. Sie erinnerte sich an den Namen. Er war derjenige, der zum Hof gekommen war, als Liz sich dort aufhielt. »Warum? Das verstehe ich nicht. Was geht da vor sich? Ich möchte nur wissen, ob meine Freunde verletzt sind.«
»Tut mir Leid, Miss. Befehl von oben. Sagen Sie mir Ihren Namen, und ich werde sehen, was ich tun kann.«
Mara hängte ein. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Sie hatte bereits genug Schaden angerichtet, indem sie Seth und Rick erwähnt hatte. Die Polizei würde sich nun bestimmt die Namen der beiden besonders merken und sie noch härter behandeln als den Rest. Sie konnte nichts weiter tun, als zu warten und sich Sorgen zu machen. Stirnrunzelnd öffnete sie die Tür und trat wieder hinaus in den Regen.
* IV
»Ich fühl mich wie ein kaputter Wagen ohne Lenkrad«, sang Blind Willie McTell.
»Ich weiß genau, was du meinst, Kumpel«, murmelte Banks vor sich hin, als er sich ein Glas Laphroaig SingleMalt-Whisky einschenkte, ein Luxus, den er sich eigentlich kaum leisten konnte. Es war fast zwei Uhr am Morgen, und die Verhöre hatten bisher noch keine Ergebnisse erzielt. Müde hatte Banks die weitere Arbeit den anderen überlassen und war für ein paar Stunden Schlaf nach Hause gekommen. Er meinte, es sich verdient zu haben. Die anderen hatten nicht den Morgen vor Gericht verbracht, waren nicht am Nachmittag für nichts und wieder nichts hinter einem gestohlenen Traktor her gewesen und mussten abends nicht der Abgeordneten Honoria zuhören, die mittlerweile bestimmt den Schlaf der Gerechten schlief, bevor sie mit großer Erleichterung am Morgen zurück in den Süden reiste.
Banks legte die Füße hoch, zündete sich eine Zigarette an und schloß die Hände um das Glas. Da läutete es plötzlich an der Tür. Er sprang auf und fluchte, als er einen Teil des kostbaren Scotchs auf sein Hemd verschüttete. Er rieb mit dem Handballen darüber, ging in die Diele und öffnete die Tür, so weit es die Kette zuließ.
Es war Jenny Füller, die Psychologin, die er kennen gelernt hatte, als er seinen ersten Fall in Eastvale gemeinsam mit ihr bearbeitete. Darüber hinaus, das musste er zugeben, hatte es eine gegenseitige Anziehung zwischen ihnen gegeben. Natürlich war nichts passiert, und Jenny war auch für Sandra zu einer guten Freundin geworden. Die drei waren oft gemeinsam ausgegangen. Doch die Anziehung blieb bestehen, ohne sich aufzulösen. Solche Dinge verschwanden nicht so leicht, wie sie sich einstellten.
»Jenny?« Er zog die Kette aus der Arretierung und machte die Tür ein Stückchen weiter auf.
»Ich weiß. Es ist zwei Uhr morgens und du fragst dich, was mich um diese Zeit zu dir führt.«
»So ähnlich. Ich nehme an, es ist nicht nur mein unwiderstehlicher Charme, oder?«
Jenny lächelte. Um ihre grünen Augen bildeten sich Lachfältchen. Doch das Lächeln war gezwungen und nur von kurzer Dauer.
»Was ist los?«, fragte Banks.
»Dennis Osmond.«
»Wer?«
»Ein Freund. Er steckt in Schwierigkeiten.«
»Dein Freund?«
»Ja, mein Freund.« Jenny wurde rot. »Oder soll ich Auserwählter sagen? Liebhaber? Derjenige welcher? Hör zu, kann ich reinkommen? Hier draußen ist es kalt und es regnet.«
Banks trat zur Seite. »Ja, natürlich. Tut mir Leid. Willst du einen Drink?«
»Wenn es dir keine Umstände macht, gern.« Jenny ging in das Wohnzimmer, nahm ihren grünen Seidenschal ab und schüttelte ihr rotes Haar. Die gedämpfte Trompete klagte, und Sara Martin sang »Death Sting Me Blues«.
»Ist die Opernphase vorbei?«, wollte Jenny wissen.
Banks schenkte ihr ein Glas Laphroaig ein. »Es gibt eine Menge Musik auf der Welt«, sagte er.
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