Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
hatte den uniformierten Beamten geholfen, alle Verhafteten in den Keller zu führen, bis sie verhört, angeklagt und freigelassen werden konnten. Das Revier von Eastvale hatte nicht viele Zellen, aber dort unten gab es eine Menge unbenutzten Lagerraum.
Auch Sergeant Hatchley war eingetroffen. Strohblond und einen Kopf größer als die anderen, sah er wie ein abgehalfterter Rugbystürmer aus. Er lehnte am Tresen beim Eingang und machte ein verblüfftes und verärgertes Gesicht, als Richmond ihm erzählte, was vorgefallen war.
Banks ging zu ihnen. »Ist der Superintendent schon hier?«
»Auf dem Weg, Sir«, entgegnete Richmond.
»Würden Sie alle zusammentrommeln, solange wir warten?«, fragte Banks. »Ein paar Dinge möchte ich gleich bekannt geben.«
Richmond ging in das Großraumbüro, die Domäne der uniformierten Polizei von Eastvale, und sammelte jeden ein, den er finden konnte. Die Männer und Frauen saßen auf den Schreibtischen oder lehnten sich gegen die Trennwände und warteten auf Anweisungen. Einige von ihnen wiesen noch Spuren der vergangenen Schlacht auf: ein geschwollener Wangenknochen, zerrissene Uniformen, ein blaues Auge, gebrochene Nasenbeine.
»Weiß jemand, wie viel genau wir verhaftet haben?«, fragte Banks als Erstes.
»Sechsunddreißig, Sir.« Es hatte ein Constable mit aufgeschlagener Lippe geantwortet, dem an der Uniformjacke der oberste Knopf fehlte. »Und ich habe gehört, dass im Krankenhaus zehn weitere sind.«
»Irgendwelche ernsthaften Verletzungen?«
»Nein, Sir. Außer, nun ja, außer Constable Gill.«
»Ja. Wenn also ungefähr hundert Leute auf der Demo waren, stehen die Chancen fast fünfzig zu fünfzig, dass wir den Mörder bereits haben. Zuerst möchte ich, dass jeder durchsucht und nach Gills Blutspuren untersucht wird und dass von jedem Fingerabdrücke genommen werden. Constable Reynolds, würden Sie als Verbindungsmann zum Krankenhaus fungieren?«
»In Ordnung, Sir.«
»Dort wird genauso verfahren. Bitten Sie den Doktor, die zehn Patienten nach Blutspuren zu untersuchen. Als Nächstes müssen wir die Tatwaffe finden. Alles, was wir bisher wissen, ist, dass Gill erstochen wurde. Wir wissen nicht, welche Art Messer benutzt wurde, also ist jeder Gegenstand mit einer Klinge verdächtig, vom Küchenmesser bis zum Stilett. Aus York sind zusätzliche Leute unterwegs, aber ich möchte, dass ein paar von Ihnen die Straße sofort gründlich absuchen. Das schließt auch einen sorgfältigen Blick in die Gullys mit ein. So weit alles klar?«
Jemand brummte: »Ja, Sir.« Andere nickten.
»Okay. Jetzt kommen wir zum schwierigen Teil. Wir brauchen eine Liste der Namen. Von jedem, den wir haben, sowie jeden anderen, den wir aus ihnen herauskriegen. Denken Sie daran, ungefähr sechzig Leute sind davongekommen, und wir müssen wissen, wer sie sind. Wenn jemand von Ihnen sich daran erinnern kann, ein bekanntes Gesicht gesehen zu haben, jemanden, der weder hier noch im Krankenhaus ist, dann notieren Sie das. Ich nehme an, dass die Leute, die wir verhören, ihre Freunde nicht verraten wollen, aber bearbeiten Sie sie ein bisschen, versuchen Sie Ihr Bestes. Lassen Sie sich auf keine Ausflüchte ein. Nutzen Sie jeden Kniff, den Sie drauf haben. Wir wollen auch wissen, wer die Organisatoren waren und welche Gruppierungen vertreten waren.
Ich möchte von allen eine Aussage, selbst wenn sie nichts zu sagen haben. Wir werden die Verhöre getrennt abhalten, also legen Sie sich ins Zeug. Halten Sie sich an den Mord, fragen Sie nach jeder Person mit einem Messer. Finden Sie heraus, ob wir irgendwelche aktenkundigen Unruhestifter in den Zellen haben. Sehen Sie sich die Akten an, vielleicht bringen uns die weiter. Wenn Sie glauben, dass jemand lügt oder ausweichend reagiert, setzen Sie ihn mächtig unter Druck, machen Sie dann neben der Aussage einen Vermerk zu Ihren Vorbehalten. Mir ist klar, dass wir von Papierkram überschwemmt werden, aber es geht nicht anders. Irgendwelche Fragen?«
Niemand sagte ein Wort.
»Gut. Noch etwas: Wir brauchen auch die Aussagen aller Zeugen, nicht nur der Demonstranten. In den Wohnungen, von denen aus man in die Straße sehen kann, muss jemand die Sache beobachtet haben. Gehen Sie von Haus zu Haus. Und zerbrechen Sie sich Ihren eigenen Kopf. Sie wissen, dass es eine offizielle Untersuchung zu der Frage geben wird, warum das alles überhaupt passieren konnte. Deshalb sollte jeder von Ihnen, der
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