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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Erdenmutter!
      Der Regen war so spärlich, dass man kaum eine Regenjacke benötigte. Doch er verstärkte die Kälte, die in der Märzluft lag, und so war Mara froh um den Pullover, den sie unter ihrem Cape trug. Der gerade, schmale Weg, dem sie folgte, war Teil einer alten Römerstraße, die quer durch die Heide über dem Tal bis nach Fortford führte. Gerade breit genug für einen Wagen, war sie auf beiden Seiten mit Natursteinmauern eingefasst und mit Kies und Schottersteinen befestigt, die unter den Füßen knirschten. Am Fuße des Hanges konnte Mara die Lichter von Relton sehen. Hinter ihr schien die Kerze im Fenster. Maggie's Farm sah aus wie eine Arche, die auf dunkler See dahintrieb.
      Sie schob ihre Hände durch die Schlitze des Capes, tief in die Taschen ihrer Cordhose, und marschierte den Weg entlang, von dem sie sich vorstellte, dass ihn schon ein antiker Römer gegangen war. Hinter den Wolken konnte sie den perlmuttfarbenen Schein des Halbmondes erkennen.
      Die tiefe Stille ringsherum verstärkte die kleinen Geräusche - das Klacken der Kiesel, das rhythmische Knirschen des Schotters, das Scheuern ihrer Cordhose gegen das Cape - und Mara spürte, wie immer, wenn sie bergab ging, die Zerrung in ihrem schwachen linken Knie. Sie hob den Kopf, ließ die kühlen Regenfäden auf ihre geschlossenen Augenlider fallen und atmete die Luft ein, die nach nassem Hund roch. Als sie die Augen öffnete, sah sie vor dem dunkelgrauen Himmel die schwarze Masse entfernter Berge.
      Am Ende des Weges bog Mara nach Relton ein. Der Wechsel vom Schotter zum glatten Asphalt der Mortsett Lane fühlte sich im ersten Moment seltsam an. Alle Geschäfte des Dorfes waren geschlossen. Hinter zugezogenen Gardinen flackerten Fernsehgeräte auf.
      Nur um sicherzugehen, schaute Mara zuerst im Black Sheep vorbei, aber weder Seth noch Rick waren dort. In der Ecke der behaglichen Wirtschaft knisterte ein Holzfeuer, doch der Raum war fast leer. Larry Grafton, der Wirt, lächelte und sagte hallo. Wie viele Einheimische hatte er die Einwohner von Maggie's Farm mittlerweile akzeptiert. Wenigstens, so hatte er Mara einmal erzählt, waren sie nicht so wie diese Londoner Yuppies, die heutzutage jeden freien Grundbesitz in den Dales aufzukaufen schienen.
      »Kann ich dir was bringen?«, rief Grafton.
      »Nein, nein danke«, sagte Mara. »Wollte nur sehen, ob Seth da ist. Du hast ihn nicht zufällig gesehen, oder?«
      Zwei alte Männer schauten von ihrem Dominospiel auf, und ein Trio junger Landarbeiter hielt in seinem Streit über Subventionen inne und schaute Mara mit heimlicher Neugier an.
      »Nein, Mädchen«, sagte Grafton. »Seit Mittag waren sie nicht mehr hier. Sie sagten, sie wollten zu dieser Demonstration nach Eastvale.«
      Mara nickte. »Stimmt. Es hat Ärger gegeben und sie sind noch nicht zurück. Ich dachte nur ...«
      »Dann stimmt es also?«, fragte einer der Landarbeiter. »Tommy Exton kam vor einer halben Stunde vorbei und sagte, in der Market Street hätte es Ausschreitungen gegeben.«
      Mara erzählte ihm das wenige, das sie wusste, und er schüttelte den Kopf. »Es lohnt sich nicht, in solche Sachen reingezogen zu werden. Am besten bleibt man zu Hause«, sagte er und widmete sich wieder seinem Bier.
      Mara verließ das Black Sheep und ging zur öffentlichen Telefonzelle in der Mortsett Lane. Warum sie auf dem Hof kein Telefon installiert hatten, war ihr schleierhaft. Seth hatte einmal gesagt, er wollte so ein Ding nicht im Haus haben, hatte aber nie erklärt, warum. Jedes Mal, wenn er ein paar Telefonate zu erledigen hatte, ging er ohne zu murren runter ins Dorf. Wenigstens konnte man auf dem Lande normalerweise sicher sein, dass die Telefonzellen nicht Opfer von Vandalen geworden waren.
      Eine Frau an der Aufnahme des Allgemeinen Krankenhauses von Eastvale nahm den Anruf entgegen und fragte, was sie wollte. Mara erklärte, dass sie gerne etwas über einen Freund erfahren wollte, der von der Demonstration nicht nach Hause zurückgekehrt war. »Einen Augenblick«, sagte die Frau, und das Telefon gab ein paar komische Geräusche von sich. Schließlich ertönte die Stimme eines Mannes.
      »Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
      »Ja. Ich würde gerne wissen, ob Sie einen Patienten namens Seth Cotton oder einen namens Rick Trelawney haben.«
      »Wie ist Ihr Name?«
      »Das ... das möchte ich lieber nicht sagen«, entgegnete Mara, die plötzlich Angst hatte, dass sie sich mit der Nennung

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