Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
ließen", mit der sich Banks sehr gut identifizieren konnte. Ihr schönes rotes Haar, die grünen Augen, ihre wohlproportionierte Figur, ihre langen Beine und vollen Lippen, das alles war wunderbar, aber es war nur das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Was Banks wirklich faszinierte, waren die Fältchen um ihre Augen.
»Woran denkst du?«, fragte Jenny und schaute von der Karte auf.
Banks versuchte es ihr zu beschreiben.
»Tja«, sagte sie nach einem Lachanfall. »Ich nehme es als Kompliment, obwohl viele Frauen es anders sehen würden. Welchen Wein wollen wir nehmen?«
»Sie haben hier einen guten achtziger Seguret, wenn ich mich richtig erinnere. Der ist auch nicht zu teuer. Vorausgesetzt, du magst Weine von der Rhone.«
»Ich habe nichts dagegen.«
Als die Kellnerin mit geräuchertem Lachs und Melonen als Vorspeise zurückkehrte, bestellte Banks den Wein.
»Also, wozu die ganze Dekadenz?«, fragte Jenny. Im Kerzenlicht funkelten ihre Augen. »Willst du mich verführen oder willst du mich nur vor dem Verhör weich klopfen?«
»Und wenn ich sagen würde, ich will dich verführen?«
»Dann würde ich sagen, du stellst es genau richtig an.« Sie lächelte und schaute sich im Raum um. »Kerzenschein, romantische Musik, schöne Atmosphäre, gutes Essen.«
Der Wein wurde serviert, kurz darauf das Hauptgericht, und mit der Untermalung eines Flötenquartetts genossen sie bald ihr Mahl.
Während des Essens jammerte Jenny über ihren Tag. Sie musste zu viele Kurse geben, und die einfältigen Vorstellungen, die sich ihre Studenten von Psychologie machten, ermüdeten sie. Manchmal, so gestand sie, hatte sie von der ganzen Psychologie genug und wünschte, sie hätte stattdessen Literatur oder Geschichte studiert.
Banks erzählte ihr von der Beerdigung, ließ aber seine Begegnung mit Tony Grant sicherhaltshalber aus. Es könnte nützlich sein, später noch etwas in der Hinterhand zu haben, sollte er sie dazu bringen können, über Osmond zu sprechen. Er erwähnte auch seinen Besuch bei Tim und Abha und wie Burgess mit seiner Art nichts als verbrannte Erde bei ihnen hinterlassen hatte.
»Dein Dirty Dick ist ein verdammter Redneck«, sagte Jenny und wandte damit einen Amerikanismus an, auf den Burgess stolz gewesen wäre. »Was dagegen, wenn ich ein Dessert bestelle?«, fragte sie und schob ihren leeren Teller zur Seite.
»Es ist deine Figur.«
»Wenn das so ist, nehme ich eine Mousse au chocolat. Die hat ja bekanntlich überhaupt keine Kalorien. Und dazu Kaffee und Cognac.«
Als die Kellnerin vorbeikam, bestellte Banks das Dessert und den Digestif für Jenny sowie ein Stück Stiltonkäse und ein Glas Sauternes für sich. »Du hast meine Frage noch nicht richtig beantwortet«, sagte er.
»Welche Frage?«
»Wie das wäre, wenn ich dich verführen wollte.«
»Ach, die. Aber ich habe sie beantwortet. Ich sagte, du stellst es genau richtig an.«
»Aber du hast nicht gesagt, ob ich damit Erfolg haben würde oder nicht.«
Um Jennys Augen zeigten sich Lachfältchen. »Alan! Fängt es an zu jucken, kaum dass Sandra weg ist?«
Banks kam sich blöd vor, weil er gleich mit diesem Thema begonnen hatte. Mit Jenny zu flirten mochte ein Spaß sein, hatte allerdings auch eine so ernste Basis, dass keiner von beiden zu weit gehen wollte. Wenn es nicht diesen verdammten Vorfall in Osmonds Wohnung gegeben hätte, dachte er, dann hätte er niemals mit solchen Spielchen angefangen. Doch als er gesehen hatte, wie Jenny aus Osmonds Schlafzimmer schaute - mit dem von der Schulter gerutschten Morgenrock, dem zerzausten Haar und dem entrückten, verschwommenen Blick, der dem Liebesspiel folgt - da war er nicht nur eifersüchtig geworden, da waren auch alte Sehnsüchte wieder aufgeflammt. Niemand sollte das genießen dürfen, was er nicht genießen konnte. Und er konnte es nicht, daran gab es keinen Zweifel. Deshalb hatte er dieses Spielchen begonnen und nun beide in Verlegenheit gebracht.
Um sich an etwas festhalten zu können, steckte er sich eine Zigarette an und schenkte sich dann den Rest Seguret ein. »Themenwechsel?«
Jenny nickte. »Gute Idee.«
Das Dessert kam zeitgleich mit einer Gruppe lärmender Geschäftsleute. Glücklicherweise gab ihnen die Kellnerin einen Tisch am anderen Ende des Raumes.
»Köstlich«, sagte Jenny, als sie ihre Mousse löffelte. »Ich nehme an, du willst mir jetzt Fragen stellen, oder? Mich
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