Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
war er mit den beiden eigentlich gut ausgekommen. Selbst Marxisten, so schien es, wussten den Wert ihrer Stereoanlagen und Fernsehgeräte zu schätzen. Doch jetzt waren sie vorsichtig und zurückhaltend. Es brauchte eine Menge Small Talk, damit sie sich entspannten und öffneten. Als Banks dann schließlich auf die Demo zu sprechen kam, schienen sie ihn nicht mehr mit Burgess zu verwechseln.
»Haben Sie etwas gesehen?«, wollte Banks zuerst wissen.
»Nein, konnten wir nicht«, antwortete Tim. »Wir standen mitten in der Menge. Einer von den Polizisten rief etwas, und das war es dann. Als das Durcheinander losging, waren wir viel zu sehr damit beschäftigt, uns in Sicherheit zu bringen, als dass wir noch darauf achten konnten, was mit anderen passierte.«
»Sie waren an der Organisation der Demo beteiligt, stimmt das?«
»Ja. Aber das heißt nicht...«
Banks hob eine Hand. »Ich weiß«, sagte er. »Und das will ich auch nicht andeuten. Hatten Sie den Eindruck, dass jemand von den Organisatoren vielleicht mehr im Sinn hatte, als nur gegen Honoria Winstantleys Besuch zu protestieren?«
Beide schüttelten den Kopf. »Als wir auf der Farm zusammenkamen«, erklärte Abha, »war jeder einfach nur aufgeregt, dass in so einem konservativen Ort wie Eastvale überhaupt eine Demo zustande kommen könnte. Ich weiß, dass nicht viele Leute teilgenommen haben, aber für uns waren es viele.«
»Auf der Farm?«
»Ja. Maggie's Farm. Kennen Sie den Hof?«
Banks nickte.
»Sie haben uns zu sich eingeladen, um dort Plakate und so zu machen«, sagte Tim. »Am Freitagnachmittag. Sie sind wirklich großartig dort. Sie haben es echt geschafft. Ich meine, Seth und Mara, sie sind so wie die unabhängigen Handwerker früher, sie machen ihr Ding, außerhalb des Systems. Und Rick ist ein ziemlich strammer Marxist.«
»Ich dachte, er wäre Künstler.«
»Ist er auch«, sagte Tim und sah beleidigt aus. »Aber er versucht nicht, etwas Kommerzielles zu malen. Er ist gegen Kunst als verkäufliche Ware.«
Also konnte das hübsche Aquarell, das Banks über dem Kamin auf Maggie's Farm ins Auge gefallen war, nicht von Rick gewesen sein.
»Was ist mit Paul Boyd?«
»Wir kennen ihn nicht gut«, sagte Abha. »Und er hat nicht viel gesagt. Einer der Unterdrückten, nehme ich an.«
»Das kann man wohl sagen. Und Zoe?«
»Oh, die ist in Ordnung«, sagte Tim. »Sie steht auf diesen ganzen bürgerlichen Esoterikscheiß, ein bisschen viel Nabelschau für meinen Geschmack. Aber ansonsten ist sie okay.«
»Wissen Sie etwas von ihren Hintergründen, wo sie herkommen?«
Sie schüttelten den Kopf. »Nein«, sagte Tim schließlich. »Ich meine, wir reden nur darüber, wie die Dinge jetzt sind, wie man sie verändern kann und so. Und ein bisschen über politische Theorie. Rick ist von seiner Scheidung und dem ganzen Kram angepisst, aber weiter gehen die persönlichen Gespräche auch nicht.«
»Und sonst wissen Sie nichts von ihnen?«
»Nein.«
»Wer war sonst noch dort?«
»Nur wir und Dennis.«
»Osmond?«
»Genau.«
»Kann einer von Ihnen sich daran erinnern, an dem Tag ein Klappmesser gesehen oder gehört zu haben, wie jemand eines erwähnte?«
»Nein. Darauf wollte der andere Kerl auch immer hinaus«, sagte Tim und wurde unruhig. »Dieser verfluchte Burgess. Immer wieder kam er mit einem Klappmesser an.«
»Er beschuldigte uns auch fast sofort, diesen Polizisten getötet zu haben«, sagte Abha.
»Das ist so seine Art. Ich würde mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Hat jemand bei dem Treffen namentlich Constable Gill erwähnt?«
»Habe ich nicht gehört«, sagte Tim.
»Ich auch nicht«, sagte Abha.
»Haben Sie jemals gehört, dass jemand von ihm gesprochen hat? Dennis Osmond zum Beispiel? Oder Rick?«
»Nein. Alles, was wir von ihm wissen«, sagte Abha, »ist, dass er bei den TAG-Gruppen ausgebildet wurde und sich gerne bei Massenveranstaltungen einsetzen ließ. Sie wissen schon, bei Demos, Streiks und so.«
Der Stuhl quietschte auf, als Banks sich abrupt herumdrehte. »Woher wissen Sie das?«
»Vom Hörensagen«, meinte Abha. »Wir haben ...«
Tim stieß ihr in die Rippen, und sie hielt den Mund.
»Was Sie sagen will«, erklärte er, »ist, wenn man hier oben politisch engagiert ist, dann lernt man schnell diejenigen kennen, auf die man aufpassen muss. Die Polizei hört uns ab,
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