Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Sie konnte nichts dafür, dass sie nicht so schlau war. Meistens hatte es ihr nicht viel ausgemacht, dass andere Menschen mehr über die Welt wussten, wenn sie über Dinge sprachen, die sie nicht verstand, oder knifflige Situationen meisterten. Es hatte sie eigentlich nie gestört, sie hatte nur manchmal gedacht, dass es verdammt ungerecht war.
Sie trank ihren Gin aus und zündete sich eine neue Zigarette an. Nachdem sie nun mit dem Reporter gesprochen hatte, zog sie in Erwägung, zum Fernsehen zu gehen. Am zweiten Tag nach der Entführung hatten sie bei ihr angefragt, aber da war sie zu ängstlich gewesen. Doch in ihrem besten Kleid und mit dem passenden Make-up könnte sie vielleicht ganz passabel aussehen. Sie könnte einen Appell an die Kidnapper richten, und wenn Gemma noch am Leben war ... noch am Leben war ... nein, sie konnte nicht wieder daran denken. Aber vielleicht würde es helfen.
Sie hörte einen Schlüssel in der Tür. Les kam aus dem Pub zurück. Ihre Miene verfinsterte sich. Während der letzten Tage, wurde ihr jetzt bewusst, hatte sie ihn zu hassen begonnen. Die Tür öffnete sich. Sie stand auf und schenkte sich noch einen Gin Tonic ein. Sie musste sich bald etwas einfallen lassen wegen Les. So konnte es nicht weitergehen.
* V
Am späten Samstagabend, nach der Sperrstunde, schlängelte sich etwa vierzig Kilometer östlich von Eastvale ein Wagen über eine abgelegene Strecke durch das Hochmoor von North York. Seine Insassen - Mark Hudson und Mandy Vernon - konnten kaum voneinander lassen. Sie waren zu einem Abendessen mit allen Schikanen im White Horse Farm Hotel in Rosedale gewesen und befanden sich nun auf dem Rückweg nach Helmsley.
Während Mark versuchte, sich auf die enge Straße ohne Seitenbegrenzung zu konzentrieren, über die ständig Hasen vor den Lichtstrahlen der Scheinwerfer hinwegflitzten, suchte seine Hand immer wieder wie von allein Mandys Oberschenkel, dessen verlockendes, in Nylon gehülltes warmes Fleisch unter ihrem kurzen Rock bloßlag. Schließlich bog er auf einen Rastplatz und hielt an. Es war stockdunkel, nicht mal das Licht eines Bauernhauses war zu sehen.
Sie begannen sich zu küssen, doch der Schaltknüppel und das Lenkrad waren im Wege. Metros waren nicht für leidenschaftliche Aufwallungen gebaut. Mark schlug vor, auf den Rücksitz auszuweichen. Gesagt, getan, doch als er sich mit den Händen unter ihrem Rock hocharbeitete und die Strumpfhose herunterziehen wollte, knallte sie mit ihrem Knie gegen die Lehne des Vordersitzes und fluchte.
»Es ist zu eng hier«, stöhnte sie. »Ich breche mir noch das Bein.«
»Dann lass uns doch rausgehen«, schlug Mark vor.
»Was? Willst du es unter freiem Himmel machen?«
»Ja. Warum nicht?«
»Aber es ist kalt.«
»So kalt ist es nicht. Mach dir keine Sorgen, ich wärme dich. Ich habe eine Decke im Kofferraum.«
Mandy ließ sich die Sache einen Moment lang durch den Kopf gehen. Unter ihrer Bluse hatte seine Hand ihre linke Brust gefunden. Er begann, ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger zu reiben.
»Na gut«, meinte sie. »Wir haben wohl keine andere Wahl, oder?«
Und die hatten sie tatsächlich nicht. Sie konnten sich kein Hotelzimmer nehmen, da Mark verheiratet war und eigentlich auf einer Betriebsfeier sein sollte und Mandy noch bei ihrer Mutter und ihrem Bruder wohnte, die sie um Mitternacht von ihrer Freundin zurück erwarteten. Er hatte ihr ein teures Fünf-Gänge-Menü spendiert, sie hatten Chäteauneuf-du-Pape getrunken. Für den Nachhauseweg hatte er sogar die kurvenreiche Strecke über das offene Heidemoor genommen, weil es dort oben einsamer war als auf der Straße durch das Tal. Dieser Abend war möglicherweise einer der letzten warmen Abende des Jahres, er würde vielleicht keine weitere Gelegenheit mehr bekommen.
Mit Hilfe der Taschenlampe bahnten sie sich einen Weg über das Heidekraut und fanden einen abgeschirmten kleinen Hügel, der von Felsen und Steinen umgeben war und ungefähr fünfzig Meter von der Straße entfernt lag. Mark breitete die Decke aus und Mandy legte sich hin. Um sie herum erstreckte sich kilometerweit offenes Heidemoor, das Licht des Halbmondes überzog das Heidekraut und gab dem Platz die Unheimlichkeit einer Mondlandschaft. Es war tatsächlich kalt, aber als sie sich mit Liebkosungen wärmten, hörten sie bald auf, es zu bemerken. Schließlich hatte Mark Mandys Strumpfhosen und ihren Slip bis zu den
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