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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sie meint, dass diese ganze Anti-Apartheid-Haltung von ihm nur hohles Gerede ist. Sie hat gute Argumente. Ich meine, egal, welche Überzeugungen er kundtut, schließlich verdient er sich immer noch eine goldene Nase damit, das System auszubeuten, oder?«
      »Ich glaube, ich muss mal mit ihr reden.«
      »Ja«, sagte Sandra, »man verdient nicht so viel Geld, wenn man ehrlich und korrekt ist, oder? Aber belassen wir es dabei. Ich bin mir sicher, dass Linda höchst erfreut sein wird, sich mit dir zu treffen. Ich glaube, seitdem sie herausgefunden hat, dass du Thomas Hardy gelesen hast, ist sie insgeheim scharf auf dich.«
      Banks schüttelte sich in gespielter Abneigung. »Weißt du was«, sagte er, »da kommt mir eine Idee.«
      Sandra hob ihre Augenbrauen.
      »Nicht diese Idee. Obwohl ... Nein, pass auf, wenn alles vorbei ist, deine Ausstellung, der Fall, dann lass uns Urlaub machen, nur du und ich. An irgendeinem exotischen Ort.«
      »Können wir uns das leisten?«
      »Nein. Aber wir kriegen es schon irgendwie hin. Tracy kann bei deinen Eltern bleiben. Die hätten bestimmt nichts dagegen.«
      »Nein. Sie freuen sich immer, Tracy zu sehen. Aber ich wette, Tracy selbst hätte diesmal etwas dagegen. Auch nur für einen Tag vom ersten Freund getrennt zu sein ist eine ziemlich traumatische Erfahrung.«
      »Um das Problem kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Was hältst du von dem Urlaub?«
      »Abgemacht. Ich bin schon dabei, mir geeignete exotische Ziele auszusuchen.«
      »Und ... äh ... was ist mit der anderen Idee?«
      »Welche andere Idee?«
      »Du weißt schon: erotische Ziele.«
      »Ach, die Idee.«
      »Genau die. Und?«
      Sandra schaute auf ihre Uhr. »Jetzt ist es zehn nach elf. Tracy wollte um zwölf zu Hause sein.«
      »Wann war sie jemals pünktlich zu Hause?«
      »Trotzdem«, meinte Sandra, trank ihr Glas aus und packte Banks' Arm. »Wir sollten uns besser beeilen.«
     
    * IV
     
    Der Tee war kalt. Müde nahm Brenda Scupham den Becher und stellte ihn in die Mikrowelle. Als sie ihn aufgewärmt hatte, ging sie zurück ins Wohnzimmer, ließ sich aufs Sofa fallen und zündete sich eine Zigarette an.
      Sie hatte ferngesehen. Dabei war der Tee kalt geworden. Eigentlich hatte sie gar nicht richtig hingeschaut, sie hatte nur dagesessen und sich von den Bildern und den Tönen berieseln lassen; sie wollte ihre Gedanken abtöten, die sie nicht in Schach halten konnte. Es war eine Dokumentation über irgendeinen unbekannten afrikanischen Stamm gewesen. An mehr konnte sie sich nicht erinnern. Jetzt liefen die Nachrichten, irgendwer hatte über einem Dschungel einen Jumbojet in die Luft gejagt. Aus einem Hubschrauber aufgenommene Bilder der verstreuten Wrackteile fluteten über sie hinweg.
      Brenda nippte an ihrem Tee. Jetzt war er zu heiß. Eigentlich brauchte sie auch keinen Tee, sondern einen anständigen Drink. Die Tablette, die sie genommen hatte, wirkte ein wenig, aber mit einem Gin Tonic wäre die Wirkung noch besser. Sie stand auf und schenkte sich ein ordentliches Glas voll, dann setzte sie sich wieder hin.
      Der Mann von der Zeitung war schuld an ihren furchtbaren Gedanken. Den größten Teil der Presse hatte die Polizei von ihr fern gehalten, aber bei diesem Reporter hatte sie einem Gespräch zugestimmt. Zum einen, weil er von der Yorkshire Post war, zum anderen, weil er ihr gefiel. Er hatte seine Fragen auch freundlich und behutsam gestellt, doch obwohl er einfühlsam gewesen war, war er dabei in Gefühlsebenen vorgedrungen, deren Existenz Brenda nicht einmal geahnt hatte. Und irgendwie hatte das Gespräch, in dem es um ihren Kummer über den Verlust der »armen Gemma« gegangen war, tatsächlich ihre Gefühle intensiviert. Allein die Spekulation darüber, was dem Kind zugestoßen sein könnte, hatte bei ihr schreckliche Vorstellungen und Ängste ausgelöst, die sie selbst jetzt nicht unterdrücken konnte, nachdem der Mann schon lange wieder fort war, nachdem sie die Beruhigungstablette genommen hatte und die Bilder von Afrika sie betäubt hatten. Es war wie beim Zahnarzt, wenn die Narkose das Zahnfleisch betäubte und man trotzdem noch einen dumpfen Schmerz im Hintergrund fühlte, wenn der Arzt seinen Bohrer ansetzte.
      Jetzt drifteten ihre Gedanken zu der Zeit zurück, als sie schwanger gewesen war. Gleich zu Beginn wusste sie instinktiv, dass sie das Kind nicht in sich wachsen lassen wollte. An manchen Tagen hoffte sie, hinzufallen und eine

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