Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Fenster.
»Mach mal halblang«, sagte Banks. »Du weißt, dass Brenda Scupham Recht haben könnte.«
»Womit?«
»Wenn Gemma tatsächlich noch lebt, kann ein Fernsehappell nicht schaden. Vielleicht bringt er sogar etwas.«
»Das ist mir klar. Es muss grauenhaft sein, was die Frau durchmacht. Ich will ihr nur versichern, dass wir alles tun, was wir können. Falls Gemma noch lebt, dann verfügen wir über mehr Möglichkeiten, sie zu finden, als so eine verfluchte Kaffeesatzleserin. Aus allem, was wir bisher haben, ergibt sich eine Spur und die werden wir verfolgen. Aber obwohl diese Manleys - oder wie auch immer sie sich jetzt nennen mögen - mit vielen Leuten geredet und sich ganz gut mit den Einheimischen verstanden haben, haben sie nichts von sich preisgegeben. Wir wissen nicht mal, woher sie kommen, und wir können auch nicht mit Sicherheit sagen, wie sie aussehen. Noch fehlen uns jede Menge Anhaltspunkte.«
»Was ist mit den Scheinen, mit denen sie die Miete für das Cottage gezahlt haben?«
»Patricia Cummings, die Maklerin, hat gesagt, sie haben die Miete bar bei der Bank eingezahlt. Jetzt sind die Scheine natürlich nicht mehr zu eruieren.«
»Wie hatten die beiden von dem Ferienhaus gehört?«
»Sie haben der Maklerin erzählt, sie hätten im Dalesman davon gelesen.«
»Man könnte ...«
»Ich weiß, ich weiß, die Abonnentenliste. Die überprüfen wir selbstverständlich. Aber man kann den Dalesman in fast jedem Zeitungsladen kaufen, vor allem hier in der Gegend.«
»War nur so eine Idee.«
Gristhorpe aß seinen Teacake auf und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab. »Im Moment sieht es so aus, als müssten wir die größten Hoffnungen auf die Beschreibungen setzen - wenn die beiden wirklich so aussehen. Wer weiß, vielleicht stecken Trickspezialisten aus Hollywood hinter der ganzen Sache. Der Zeichner arbeitet mit Parkinson und den Gästen aus dem Drayman's Rest an Phantombildern. Für die morgigen Zeitungsausgaben sollten sie fertig sein. Und ich habe noch einmal über die Tünche nachgedacht, die auf Gemmas Sachen gefunden wurde. An zwei Orten habe ich in letzter Zeit Tünche gesehen: bei Melville Westman, dem Satanisten, oder wie auch immer er sich bezeichnet, und im Ferienhaus.«
»Ich nehme an, dort könnten die Manleys Gemma gefangen gehalten haben«, sagte Banks. »Vielleicht haben sie das Mädchen betäubt. Es wäre nicht schwer gewesen, sie im Dunkeln aus dem Haus zu bringen.«
»Ja, das ist wohl wahr. Trotzdem werde ich ein paar Leute mit einem Durchsuchungsbefehl zu Westman schicken. Die sollen sein Haus anständig auf den Kopf stellen.«
»Du kannst ihn genauso wenig leiden wie ich Harkness, oder?«
Gristhorpe grinste. »Das kannst du laut sagen«, meinte er. »Ich kann ihn überhaupt nicht leiden.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Ich muss los. Wir sehen uns später, Alan.« Und dann ging er hinaus auf die Market Street.
* II
Seit Banks' letztem Besuch war in Adam Harkness' Haus eindeutig nicht staubgesaugt oder aufgeräumt worden. Immerhin nahm ein knisterndes Feuer der feuchten Luft in der Bibliothek die Kälte. Die Verandatüren waren fest verschlossen. Hinter den verschmierten Scheiben tropfte der Regen auf die Oberfläche des Flusses. Lyndgarth und Aldington Edge lagen in einen grauen Wolkenschleier gehüllt. »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Harkness. »Was kann ich für Sie tun, Chief Inspector? Haben Sie Carls Mörder gefunden?«
Banks rieb seine Hände vor dem Feuer und setzte sich dann. »Noch nicht«, entgegnete er. »Aber Sie könnten mir vielleicht bei der Klärung ein paar offener Fragen helfen.«
Herausfordernd hob Harkness eine Augenbraue und setzte sich in den Stuhl gegenüber Banks. »Ja?«
»Wir haben herausgefunden, dass sich Johnson kurz vor seiner Ermordung mehrmals mit einer bestimmten Person getroffen hat. Hat er mit Ihnen über seine Freunde gesprochen?«
»Das habe ich Ihnen bereits beantwortet. Er war mein Gärtner. Er kam ein paar Mal in der Woche und hat meinen Garten in Schuss gehalten. Das war alles.«
»Tatsächlich? Bitte denken Sie darüber nach, Mr Harkness. Selbst wenn Johnson nur ein Lohnarbeiter war, wäre es völlig normal gewesen, ab und zu ein harmloses Gespräch mit ihm zu führen, oder?« Seiner Meinung nach hatte er Harkness eine faire Chance geboten, mit Dingen herauszurücken, die er beim ersten Mal vergessen hatte oder
Weitere Kostenlose Bücher