Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Mörder einen geschmacklosen Witz machen wollen.
      Und sie erinnerte sich daran, was Ken Blackstone ihr bei der improvisierten Besprechung im Victoria über Jameson erzählt hatte. Er war aus der Armee geworfen worden, weil er leichtfertig und alle Befehle missachtend in einen Hinterhalt gestürzt war; wobei zwei halbwüchsige Mädchen sowie ein mutmaßliches Mitglied der IRA getötet worden waren. Danach hatte er sich als Söldner durch Afrika und Südamerika treiben lassen. Zurück in der Heimat, hatte er dann in einem Pub einen Iren bewusstlos geschlagen, weil der Belfaster Akzent des Mannes seinen wunden Punkt traf. Seit der Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung hatte er nicht viel getan, außer auf Baustellen zu arbeiten und möglicherweise gelegentlich einen Auftragsmord auszuführen - obwohl es dafür keine Beweise gab. Nach vier bestandenen Examen in Maschinenbau an der Universität von Birmingham hatte er sein Studium abgebrochen.
      Während Susan die Straße entlangging, schaute sie sich um. Die Bridgeport Road war eine düstere Straße mit schmutzigen Reihenhäusern ohne Vorgärten. Von jedem Haus führten zwei schmale Stufen direkt auf den ausgetretenen Gehweg und der Asphaltbelag der Straße war in schlechtem Zustand. Sie wusste, dass jedes Haus auf der Rückseite einen kleinen, von einer Backsteinmauer umgebenen und mit Unkraut überwucherten Hinterhof mit einem Außenklo besaß. Jeder Häuserreihe stand eine identische Reihe auf der anderen Straßenseite gegenüber. Ein eigenartiger Geruch hing in der Luft, eine Mischung aus ungeklärtem Abwasser und Brauereimalz, glaubte Susan und rümpfte die Nase.
      Vor ein paar Häusern hingen an hohen Stangen befestigte Wäscheleinen zum Trocknen. Aus einem Haus kam eine Frau mit einem Eimer und kniete sich auf den Gehweg, um ihre Eingangsstufen zu scheuern. Ohne großes Interesse schaute sie kurz hoch zu Susan und begann dann zu schrubben. Wenn Jameson wirklich unser Mann ist, dachte Susan, dann wird er sich wahrscheinlich nach einem etwas gehobeneren Wohnort umschauen wollen, nachdem er für eine Weile untergetaucht war.
      In den ersten beiden Häusern war niemand zu Hause; die scheue Frau in Nummer 39 sagte, sie wisse von keinem Menschen in der Straße etwas, und das karibische Paar in Nummer 43 war gerade erst in die Gegend gezogen und kannte niemanden. Als sie mit dem Löwenkopf aus Messing gegen die Tür von Nummer 47, Jamesons Haus, klopfte, schlug Susans Herz schneller. Sie hatte das Gefühl, die ganze Straße könne ihr Herz und den Türklopfer in einem von den Mauern hallenden, gemeinsamen Rhythmus klopfen hören.
      Dabei hatte sie vorher in Gedanken alles durchgespielt. Wenn der Mann mit dem Hundeblick die Tür öffnete, würde sie ihr Klemmbrett zur Hand nehmen und ihm erzählen, sie führe in der Nachbarschaft eine Marktforschungsanalyse über das Kaufverhalten der Anwohner durch. Wie oft suchen Sie den örtlichen Supermarkt auf?, würde sie ihn fragen. Unter keinen Umständen, hatte Banks ihr eingeschärft, solle sie das Haus betreten. Als wenn sie das tun würde! Schon ihre Mutter hatte immer gesagt, sie sei gar nicht so dumm, wie sie aussähe.
      Aber das dumpfe Klopfen hallte nur in der Stille wider. Sie lauschte. Drinnen rührte sich nichts. In dem Haus war niemand, sagte ihr Gefühl. Sie beruhigte sich und ging weiter zu Nummer 49.
      »Ja?« Eine alte Dame mit trockener, faltiger Haut öffnete die Tür, ohne die Kette zu entriegeln.
      Obwohl sie sicher war, dass Jameson nicht zu Hause war, sprach Susan mit gedämpfter Stimme. Sie zeigte ihren Dienstausweis. »Detective Constable Susan Gay von der Polizei North Yorkshire. Ich würde mit Ihnen gerne über Ihren Nachbarn, Mr. Jameson, sprechen, wenn das möglich wäre.«
      »Er ist nicht zu Hause.«
      »Ich weiß. Haben Sie eine Ahnung, wo er ist?«
      Das Gesicht musterte Susan eine Weile. Sie fühlte sich an ein Reptil erinnert; es kam ihr vor, als schauten aus den trockenen Hautfalten die Augenschlitze einer Eidechse hervor.
      Die Tür ging zu, die Kette rasselte, dann wurde die Tür wieder geöffnet. »Kommen Sie herein«, sagte die Frau.
      Susan gelangte direkt in ein kleines Wohnzimmer, das nach Mottenkugeln und Pfefferminztee roch. Alles war in dunklen Brauntönen gehalten: die Tapete, die Holzverkleidung des Kamins und die dreiteilige Sitzgarnitur. Im Kamin stand ein elektrischer Ofen mit nachgeahmten Kohlen, die von roten Glühbirnen erleuchtet

Weitere Kostenlose Bücher