Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
So um vier Uhr.«
»Ist er gefahren?«
»Ja, natürlich.«
»Was für einen Wagen fährt er?«
»Einen grauen.«
»Hat er seine Schrotflinte mitgenommen?«
»Ich habe sie nicht gesehen, aber es kann sein. Keine Ahnung. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er im Urlaub ein paar Tiere schießen will.«
Hinter ihren Ohren und unter den Armen kitzelte Susan der Schweiß. Sie kriegte kaum noch Luft und würde es nicht mehr lange in Mrs. Gardiners Treibhausatmosphäre aushalten. Aber ein paar Dinge musste sie noch wissen.
»Welches Fabrikat hat der Wagen?«
»Es ist ein Ford Granada. Das weiß ich, weil er es mir erzählt hat, als er den Wagen gekauft hat.«
»Die Nummer kennen Sie wahrscheinlich nicht, oder?«
»Nein. Aber es ist ein neuer Wagen. Er hat ihn erst seit letztem Jahr.«
Dann hatte er also ein M auf der Zulassungsnummer, dachte Susan. »Wie war er angezogen?«, fragte sie.
»Angezogen? Ganz leger. Jeans. Ein kurzärmeliges Hemd. Ein grünes, glaube ich. Oder ein blaues. Ich war schon immer etwas farbenblind. Und einen Anorak, rot oder orange, würde ich sagen.«
»Und er ist am Donnerstag gegen vier Uhr weggefahren?«
»Ja, wie gesagt.«
»War er allein?«
»Ja.«
»Haben Sie eine Ahnung, wohin er zuerst gefahren ist?«
»Das hat er nicht gesagt.«
Susan musste wissen, ob Jameson möglicherweise hin und wieder Freunde eingeladen hatte, aber wenn sie noch einen Augenblick länger in dem Haus blieb, würde sie ohnmächtig werden. Sie öffnete die Tür. Der angenehme, frische Luftzug machte sie fast schwindelig. Banks würde Mrs. Gardiner sowieso noch einmal befragen wollen. Sie würden eine offizielle Aussage brauchen. Alle anderen Fragen konnten warten. Im Moment hatten sie genug.
»Vielen Dank, Mrs. Gardiner«, sagte sie und zwängte sich durch die Tür. »Ich danke Ihnen vielmals. Es wird bald jemand vorbeikommen, um Ihre Aussage aufzunehmen.«
Und dann eilte sie mit klappernden Absätzen die Straße hinab in Richtung des Tesco-Parkplatzes an der Hauptstraße, wo Banks und die anderen in ihren Wagen warteten.
* II
Der Schlosser brauchte lediglich fünfundvierzig Sekunden, um die Tür von Arthur Jamesons Haus für Banks und Blackstone zu öffnen. Da es nicht häufig vorkam, dass vier Kriminalbeamte und zwei Streifenwagen in der Bridgeport Road auftauchten, und da es trotz gelegentlicher Bewölkung ein recht angenehmer Tag geblieben war, hatten sich alle Anwohner, die gerade zu Hause waren, neugierig und tratschend vor ihren Türen versammelt. Sehr schnell war man allgemein der Meinung, dass Mr. Jameson ein Kinderbelästiger war, was wieder einmal zeigte, dass man niemals jemandem mit einem Hundeblick über den Weg trauen dürfte. Und, fügten manche hinzu, solche Dinge würden nicht passieren, wenn die Behörden diese Menschen für immer wegsperren oder ihnen Bromid unter ihre Cornflakes mischen oder, noch besser, sie kastrieren würden.
Wie in Mrs. Gardiners Haus führte Jamesons Eingangstür direkt in das Wohnzimmer. Aber im Gegensatz zur düsteren Einrichtung der Nummer 49 gab es in diesem Zimmer eine mit Klatschmohn gemusterte cremefarbene Tapete und Kornblumen, die sich um ein Gitter rankten. Nachdem Banks die Vorhänge geöffnet hatte, gab das Sonnenlicht der Wohnung eine recht freundliche Atmosphäre. Es roch ein bisschen muffig, aber das konnte man von einem Haus, das seit fast sechs Tagen unbewohnt war, nicht anders erwarten.
Ein Phantombild Jamesons sowie eine Beschreibung seines Wagens waren bereits an die Polizeistationen im ganzen Land gegangen. Die Nummer des Granadas hatten sie recht schnell über die zentrale Zulassungsstelle in Swansea ermittelt. Die Polizeibeamten waren gewarnt worden, sich ihm unter keinen Umständen zu nähern, sondern nur zu observieren und Bericht zu erstatten.
Hatchley und Susan nahmen gerade die Aussage der Nachbarin auf, die sie auf Susans Betreiben dazu überreden konnten, sie zum nächsten Polizeirevier zu begleiten. Tatsächlich war Mrs. Gardiner sogar ziemlich angetan davon, genau wie im Fernsehen gebeten zu werden, »mit aufs Revier zu kommen«. Mit einem majestätischen Gruß war sie draußen unter den aufmunternden Pfiffen und Rufen ihrer Nachbarn in den Wagen gestiegen. Die Dinge nahmen ihren Lauf.
Im Wohnzimmer nahmen Banks und Blackstone ein kleines Bücherregal in Augenschein, das mit Bänden über die Natur, das
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