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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wurden. Alle drei Brennelemente loderten. Draußen wehte zwar eine kühle Brise, aber es war immer noch frühlingshaft warm. Die Temperatur in dem Zimmer war drückend, schlimmer noch als in Pratts Büro. Als die Tür zuging, bekam Susan plötzlich Platzangst, obwohl sie in ihrem ganzen Leben noch nie unter Klaustrophobie gelitten hatte. An einer Messingschiene über der Tür hing ein brauner Vorhang, der mit einem zischenden Geräusch über den Boden strich, als die Tür geschlossen wurde.
      »Was hat Arthur denn nun wieder angestellt?«, fragte die Frau.
      »Würden Sie mir bitte zuerst Ihren Namen sagen?«
      »Gardiner. Martha Gardiner. Was hat er angestellt? Hier, setzen Sie sich doch. Kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
      Susan blieb vor der Tür stehen. »Nein, vielen Dank«, sagte sie. »Ich kann nicht lange bleiben. Es ist sehr wichtig, dass wir herausfinden, wo Mr. Jameson ist.«
      »Er ist im Urlaub. Hat er etwas Unrechtes getan?«
      »Warum fragen Sie mich das die ganze Zeit, Mrs. Gardiner? Würde Sie das überraschen?«
      Die Frau lachte leise in sich hinein. »Mich überraschen? Heutzutage überrascht mich so gut wie gar nichts mehr, Mädchen. Besonders bei ihm nicht. Aber er ist ein recht anständiger Nachbar. Wenn mir mein Hexenschuss zu schaffen macht, geht er für mich einkaufen. Er passt auch auf mich auf, nur für den Fall, dass ich eines Tages tot umfalle. Bei uns alten Leuten geht das schneller, als man denkt.« Sie packte Susans Arm mit einer ihrer dürren Krallen und zischte in ihr Ohr. »Aber ich weiß, dass er im Gefängnis gewesen ist. Und einmal habe ich ihn mit einem Gewehr gesehen.«
      »Mit einem Gewehr?«
      »O ja. Einer Schrotflinte.« Sie ließ Susan los. »Ich kenne mich aus, ich weiß, was eine Schrotflinte ist, junge Dame. Mein Eric hatte eine, als wir noch auf dem Land gelebt haben, Gott hab ihn selig. Arthur denkt, ich wüsste nichts von der Flinte; doch durch das Fenster an der Rückseite habe ich einmal gesehen, wie er sie gereinigt hat. Aber er ist immer höflich zu mir. Ab und zu bringt er mir Milch vorbei, ohne jemals etwas zu verlangen. Es steht mir also nicht zu, über ihn zu urteilen. Wenn er gerne losgeht und auf Gottes unschuldige Kreaturen schießt, dann ist er nicht schlimmer als viele andere Gentlemen, nicht wahr? Enten, Moorhühner, was auch immer. Obwohl er behauptet, er wäre einer von diesen Grünen.«
      »Wie lange ist es her, dass Sie ihn mit der Schrotflinte gesehen haben?«
      »Kann ich nicht genau sagen. In meinem Alter gehen die Uhren anders. Vor ein paar Monaten vielleicht. Werden Sie ihn verhaften? Weswegen werden Sie ihn verhaften? Und wer geht dann für mich einkaufen?«
      »Mrs. Gardiner, zuerst einmal müssen wir ihn finden. Haben Sie eine Ahnung, wo er ist?«
      »Woher soll ich das wissen? Mir hat er nur gesagt, er macht Urlaub.«
      »Im Ausland?«
      Sie schnaubte. »Glaube ich nicht. Arthur hat für Ausländer nichts übrig. Sie sollten ihn schimpfen hören, wie es mit diesem Land den Bach runterginge, weil die Ausländer alle Jobs wegnähmen und ihre Sitten hier einführen würden. Nein, er ist nicht im Ausland; er hat gesagt, für den Rest seines Lebens hat er genug von Ausländern. Er hasst sie alle. >Das Ausland beginnt in Calais, Mrs. Gardiner, denken Sie daran.< Seine Worte. Als müsste er mir das sagen. Mein Eric war im Krieg. In Burma. Danach war er nie wieder wie vorher. England den Engländern, hat Mr. Jameson immer gesagt, und ich kann nicht behaupten, dass ich anderer Meinung wäre.«
      Susan verkniff sich einen Kommentar. »Und er hat Ihnen nur erzählt, dass er Urlaub machen will?«
      »Genau, das hat er gesagt. Er fährt gerne durch die englische Landschaft. Auf jeden Fall hat er das früher gemacht. Einmal hat er mir eine Postkarte aus dem Lake District geschickt. Er hat mir alles Gute gewünscht und mich gebeten, auf sein Haus aufzupassen. Sie wissen schon, damit niemand einbricht. Das kommt heutzutage häufig vor.« Sie schnaubte erneut verächtlich. »Ausländer, wenn Sie mich fragen.«
      »Hat er Ihnen einen Schlüssel dagelassen?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich nur gebeten aufzupassen. Ein Auge auf die Fenster werfen, hin und wieder die Tür überprüfen und nachsehen, ob sie noch verschlossen ist.«
      »Wann ist er abgereist?«
      »Am späten Donnerstagnachmittag.«
      »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
      »Kurz bevor er weg ist.

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