Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
englische Kulturerbe und die Umwelt gefüllt war, Bücher über die Regenwälder, die Ozonschicht, den Walfang, über die Verschmutzung der Meere und das Erschlagen von Seehunden - das ganze grüne Spektrum. Jameson besaß ausgewählte Bände über Vögel, Blumen und die Tierwelt im Allgemeinen, darunter Gilbert Whites Naturgeschichte von Seiborne und Kilverts Tagebücher. Außerdem entdeckten sie ein paar großformatige Bildbände über Schlösser und Gebäude unter Denkmalschutz.
Blackstone pfiff durch die Zähne. »Wahrscheinlich ist er auch Mitglied von Greenpeace und dem National Trust«, sagte er. »Das gibt Ärger, wenn wir den verhaften, Alan. Er liebt das britische Kulturerbe, hat was für kleine Pelztiere übrig und will die Seehunde retten. Warte nur ab, man wird ihn den >grünen Mörder< nennen.«
Banks lachte. »Ja, wir haben es nicht oft mit Mördern zu tun, die ein soziales Gewissen haben«, sagte er. »Aber das sagt uns vielleicht auch, dass wir auf der richtigen Spur sind. Er liebt Tiere und Pflanzen, hat aber keine Achtung vor einem Menschenleben.« Unter dem Polster eines ramponierten Sessels zog er ein Pornomagazin hervor. »Ja, es sieht so aus, als hätten wir es hier mit einem echten Naturburschen zu tun.«
Nachdem sie mit dem Wohnzimmer fertig waren, gingen sie in die Küche. Alles war sauber, ordentlich und aufgeräumt. Das Geschirr war abgewaschen, abgetrocknet und weggeräumt, die Spüle und die Arbeitsflächen abgewischt worden. Das einzige Zeichen einer Nachlässigkeit war ein Stück Cheddar, der weit über das Verfallsdatum im Kühlschrank grün geworden war. Die sechs Dosen Tetleys Bitter in dem Fach darüber waren dagegen noch lange haltbar.
Als er in den Ofen schaute, musste Banks an eine Geschichte denken, die er in Toronto von Superintendent Gristhorpes Neffen gehört hatte. Ein Texaner hatte seine geladene Pistole im Ofen versteckt, als er seine Tochter und seinen Schwiegersohn in Kanada besuchte, weil die Waffengesetze in Kanada strenger waren als in den USA. Nach seiner Rückkehr hatte er sie vergessen, bis seine Frau eines Tages für ein Abendessen den Ofen anschaltete. Seitdem hatte er seine Pistole immer im Kühlschrank versteckt. Jamesons Schrotflinte befand sich weder im Ofen noch im Kühlschrank.
Das erste Zimmer war, abgesehen von ein paar Kartons, mit Haushaltsgeräten wie einem Wasserkocher, einem Teekocher und einem Radiowecker, praktisch leer. Die Sachen sahen zu alt und benutzt aus, um Diebesgut zu sein. Es handelte sich wohl eher um Geräte, die kaputtgegangen waren und zu deren Reparatur oder Entsorgung er nicht gekommen war. Außerdem standen ein Bügelbrett und ein gelber Wäscheeimer in dem Zimmer.
Das andere Zimmer, eindeutig das, in dem Jameson schlief, war unaufgeräumt, aber im Grunde sauber. Die Laken lagen durcheinander auf dem Bett, auf dem Boden vor dem Fenster lag ein Haufen Klamotten. Auf der Kommode gegenüber dem Bett stand ein kleiner Fernseher. In dem Schrank befanden sich nur Kleidung und Schuhe. Vielleicht würden die Techniker Dreckreste an den Sohlen der Schuhe finden, die nachwiesen, dass Jameson auf der Arkbeck Farm und in ihrer unmittelbaren Umgebung gewesen war. Schließlich hatten die Experten bei dem Wagen Erfolg gehabt. Die einzige Lektüre auf seinem Nachtschrank war ein Flugblatt der britischen Nationalpartei.
Über eine Luke in der Decke des Ganges gelangte man auf einen kleinen Dachboden. Banks stellte sich auf einen Stuhl und schaute sich um. Er sah nichts als Balken und Sparren, der Boden war nicht ausgebaut worden.
Als Nächstes öffneten sie den Spülkasten und die Verkleidung der Badewanne, aber Jameson hatte diese allseits bekannten Verstecke vermieden.
So blieb nur noch der Keller.
Banks hatte sich in Kellern, ja überhaupt allen unterirdischen Orten nie wohl gefühlt. Er rechnete immer damit, dort schaurige Entdeckungen zu machen; und als er noch in London gearbeitet hatte, war das auch oft der Fall gewesen. Es handelte sich meistens um dunkle, feuchte, schmutzige und übel riechende Orte, und dieser Keller war keine Ausnahme. Sobald sie die gewundenen Stufen hinabstiegen, packte sie die kalte Luft, und Banks konnte Schimmel und feuchten Kohlenstaub riechen. Dieser Geruch musste seit Jahren in diesem Gemäuer hängen, dachte er, denn der Keller war wie fast überall im Land eine rauchfreie Zone. Gott sei Dank gab es elektrisches Licht.
Als Erstes sahen sie ein in seine
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