Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
hat uns gesagt, wir sollen kein großes Aufhebens um die Sache machen.«
Banks schaute die beiden Polizisten an und seufzte. »Grüßen Sie Dirty Dick von mir«, sagte er.
»Wer ist das?«, entgegnete Shandy, nicht besonders überzeugend.
Spike rieb grinsend den Lauf seine Pistole gegen seinen Oberschenkel. »Wird gemacht, Sir«, versprach er.
* SECHZEHN
* I
Krankenhäuser hatte Banks schon immer gehasst. Die antiseptischen Gerüche, die gestärkten Kittel, die unheimlichen und beunruhigenden, glänzenden Gerätschaften in jedem Winkel, die aussahen wie moderne Skulpturen oder Folterinstrumente aus Chrom - bei alledem lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Am schlimmsten aber war, wie die Ärzte und Schwestern in den Fluren und vor den Türen zusammenstanden und im Flüsterton über den Tod sprachen. Auf jeden Fall kam ihm das immer so vor.
Es war Samstagnachmittag, der 21. Mai, als Banks das Krankenhaus von Leeds betrat. Der Mord an Rothwell war gerade erst eine Woche her und die Erschießung von Jameson zwei Tage.
Donnerstagnacht hatte er in London verbracht und war dann am nächsten Morgen zurück nach Amersham gefahren, um seinen Wagen abzuholen. Nachdem sie kurz mit Superintendent Jarrell gesprochen hatten, waren Banks und Hatchley am Freitagabend wieder nach Eastvale aufgebrochen und kurz nach neun Uhr angekommen.
Am Samstagmorgen musste er nach Leeds, um sich mit Ken Blackstone zu besprechen und ein paar Dinge zu klären. Nach einem gemeinsamen Mittagessen hatte er sich etwas Zeit genommen, noch ein paar CDs im Klassikplattenladen zu kaufen und einen Krankenbesuch abzustatten, bevor es zurück nach Eastvale zu Richmonds Abschiedsfeier ging. Sandra war mit dem Fotoklub unterwegs, um Felsformationen in Brimham Rocks zu fotografieren, so war er tagsüber sich selbst überlassen.
Banks blieb stehen, orientierte sich anhand der Schilder und bog dann nach links. Schließlich fand er den richtigen Flur. Pamela Jeffreys teilte sich das Zimmer mit einer Patientin, die gerade beim Röntgen war, als Banks anklopfte. Er zog einen Stuhl neben das Bett und legte die mitgebrachte braune Papiertüte auf den Tisch. Pamela betrachtete sie mit ihrem gesunden Auge. Das andere war mit einem Verband bedeckt.
»Weintrauben«, sagte Banks verlegen. »Die bringt man doch mit, wenn man Krankenbesuche macht, oder?«
Pamela lächelte, doch dann tat es ihr wohl zu sehr weh, sodass sie ihr Gesicht wieder entspannte.
»Ach ja«, sagte Banks und zog eine Kassette aus seiner Tasche. »Ich habe Ihnen ein paar Klavierkonzerte von Mozart aufgenommen. Ich dachte, die heitern Sie vielleicht auf. Haben Sie einen Walkman?«
»Ich würde nirgendwo ohne ihn hingehen«, sagte Pamela aus dem Mundwinkel. »Es ist allerdings ein bisschen schwierig, die Kopfhörer mit einer Hand aufzusetzen.« Sie lenkte seinen Blick dorthin, wo die bandagierte rechte Hand auf der Decke lag.
Er stellte die Kassette neben die Weintrauben auf den Nachttisch. »Der Arzt sagt, dass Sie wieder in Ordnung kommen«, berichtete er.
»Mmmh«, murmelte Pamela. »Das hat man mir auch gesagt.« Man konnte sie nur schwer verstehen, aber Banks wusste, was sie gesagt hatte.
»In null Komma nichts können Sie auch wieder Bratsche spielen, hat er gesagt.«
»Etwas länger könnte es schon dauern.«
»Aber Sie werden wieder spielen können.«
Sie gab einen Ton von sich, der ein Lachen oder ein Schluchzen hätte sein können. »Sie haben mir zwei Finger der rechten Hand gebrochen«, sagte sie. »Meine Bogenhand. Es ist nur gut, dass die beiden nicht die geringste Ahnung von Spieltechnik hatten. Wenn sie mir mein Handgelenk gebrochen hätten, dann hätte das wirklich das Ende meiner Karriere bedeuten können.«
»Solche Leute werden in der Regel nicht nach ihrer Intelligenz ausgewählt«, erwiderte Banks. »Aber die Hauptsache ist, dass Ihre Finger und Ihr Auge nicht dauerhaft geschädigt sind.«
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte sie. »Ich sollte mich glücklich schätzen.«
»Und wie geht es Ihnen?«
»Ach, es geht schon. Ich langweile mich vor allem. Ich habe die Kassetten und das Radio, aber man kann nicht den ganzen Tag Musik hören. Sonst kann man nur noch fernsehen, aber das vertrage ich noch weniger. Lesen strengt noch zu sehr an mit nur einem gesunden Auge. Und das Essen schmeckte scheußlich.«
»Tut mir Leid«, sagte Banks. »Und es tut mir Leid
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