Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Außerdem wusste sie nichts von dem Brief, den Rothwell in seiner verschlüsselten Datei gespeichert hatte.
Er setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. »Okay, Betty, fangen wir noch einmal von vorne an. Als ich hereinkam, da hatten Sie Angst. Warum?«
Sie zögerte für einen Moment. »Ich dachte, Sie wären vielleicht wieder einer von denen«, sagte sie dann.
»Von denen?«
»Als ich hier am Samstagmorgen ein paar Akten bearbeitet habe, kamen zwei Männer herein und stellten Fragen über Mr. Clegg. Sie waren nicht gerade nett.«
»Haben Sie daran gedacht, als ich Sie vorhin gefragt habe, ob etwas Merkwürdiges passiert ist?«
»Ja.«
»Warum haben Sie es mir nicht gesagt?«
»Es ... ich ... ich wusste nicht, was es damit zu tun hat. Sie haben mich völlig durcheinander gebracht.«
»In Ordnung, Betty, ganz ruhig. Haben die beiden Ihnen etwas getan?«
»Natürlich nicht. Dann hätte ich mit Sicherheit die Polizei gerufen. In dieser Branche hat man es manchmal mit Leuten zu tun, die ... nun, die nicht besonders höflich sind. Sie regen sich wegen Geld auf, und manchmal ist es ihnen egal, an wem sie ihre Wut auslassen.«
»Und diese Männer waren einfach unhöflich?«
»Genau. Ein bisschen schroff sogar. Nichts Ungewöhnliches. Ich meine, ich bin ja nur die Sekretärin, nicht wahr? Ich bin nicht wichtig. Mich kann man ruhig schroff behandeln.«
»Was macht Ihnen dann Sorgen? Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen? Warum haben Sie Angst? Haben die beiden Sie bedroht?«
»Nicht direkt. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie herausfinden wollten, was ich weiß. Ich glaube, sie haben schnell gemerkt, dass ich überhaupt nichts weiß. Wenn sie das Gegenteil angenommen hätten, dann hätten sie mir sicherlich wehgetan. Das konnte ich spüren. Sie hatten so eine Kälte in den Augen, dass ich das Gefühl hatte, sie haben schlimme Dinge getan oder schlimme Dinge gesehen.« Sie schauderte. »Ich weiß auch nicht. Es ist schwer zu erklären. Das waren Menschen, bei denen man wegguckt, wenn sie einem direkt in die Augen schauen.«
»Was wollten sie denn wissen?«
»Wo Mr. Clegg ist.«
»Das war alles?«
»Ja. Ich fragte sie, warum sie das wissen wollten, aber sie sagten nur, sie hätten wichtige Dinge mit ihm zu besprechen. Ich habe sie vorher nie gesehen, und wenn es neue Mandanten gewesen wären, dann hätte ich das mit Sicherheit gewusst.«
»Haben sie ihre Namen genannt?«
»Nein.«
»Wie haben sie ausgesehen?«
»Eigentlich wie ganz normale Geschäftsleute. Einer war schwarz, der andere weiß. Beide trugen dunkle Anzüge, weiße Hemden, Krawatten. Welche Farbe, weiß ich nicht mehr.«
»Wie groß waren sie?«
»Beide waren ungefähr gleich groß, so einen Meter achtzig, würde ich sagen. Aber der Weiße war kräftiger. Er hatte breite Schultern und eine gewölbte Brust, wie ein Ringkämpfer oder so. Er hatte sehr blondes Haar, kriegte aber oben schon eine Glatze. Er versuchte das zu verbergen, indem er das Haar auf einer Seite länger wachsen ließ und es dann über den Kopf kämmte, was natürlich blödsinnig aussieht, oder? Der Schwarze war schlank und sah recht durchtrainiert aus. Aber eher wie ein Läufer als wie ein Ringer. Vor allem er hat geredet.«
Banks ließ sie die beiden Männer in so vielen Einzelheiten beschreiben, wie sie erinnern konnte, und machte sich Notizen. Auf jeden Fall gab es keine Ähnlichkeit zu Alison Rothwells Beschreibung der beiden Männer in Schwarz, die sie gefesselt und ihren Vater getötet hatten. »Wie haben sie gesprochen, hatten sie einen Akzent?«, fragte er.
»Sie kamen nicht von hier. Der Schwarze klang ziemlich kultiviert und gebildet und der andere hat nicht viel gesagt. Ich glaube, er hatte einen leichten ausländischen Akzent, aber ich könnte es nicht beschwören oder Ihnen sagen, was für einen.«
»Sie machen das sehr gut, Betty.«
»Wirklich?«
Banks nickte.
»Da ist noch etwas«, sagte sie. »Als ich heute Morgen ins Büro kam, hatte ich den Eindruck, dass jemand hier gewesen war. Warum, kann ich nicht sagen, und beweisen kann ich es auch nicht, aber in diesem Beruf entwickelt man ein Gefühl dafür, wie alles seine Ordnung hat - also die Akten, die Dokumente und so weiter -, und man weiß einfach, wenn irgendetwas nicht an seinem Platze ist, ohne genau zu wissen, was eigentlich.«
»Gab es Anzeichen dafür, dass sich jemand
Weitere Kostenlose Bücher