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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dass er sich lediglich gegen die rasende Attacke einer hysterischen Frau gewehrt hat, dann hätte er ihre Sympathien gehabt.«
      Stott nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit einem tadellos sauberen Taschentuch. »Ich glaube trotzdem, dass wir mit ihrer Aussage eine Verurteilung erreicht hätten.«
      »Tja, wir werden es nie erfahren, oder?«
      »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Stott bedrückt. »Was machen wir jetzt?«
      »Wir haben kaum eine Wahl.«
      »Als die Ermittlung wieder aufzunehmen?«
      Banks trank einen Schluck Bier. »Ja. Glauben Sie nicht, Barry? Schließlich läuft da draußen jemand herum, der Deborah Harrison getötet hat, und alle Anzeichen sprechen dafür, dass es jemand sein könnte, der so etwas wieder tut.«
     
     

* DREIZEHN
     
    * I
     
    Vjeko Batorac war nicht zu Hause, als Banks am Nachmittag bei ihm vorbeischaute. Ein Nachbar sagte, dass er normalerweise gegen halb sechs von der Arbeit komme. Ken Blackstone, der meinte, dass Batorac wahrscheinlich der glaubwürdigste von Jelacics drei Kumpeln war, mit denen er Karten gespielt hatte, hatte Banks die Adresse gegeben.
      Banks war dankbar für diese unverhoffte freie Stunde. Er ging in die Universität und lauschte eine wunderbare Stunde lang Vaughan Williams' Streichquartett Nr. 2.
      Und er bereute es nicht. Während er zuschaute und zuhörte, schienen sich der ganze Stress und die Enttäuschung über den Freispruch, all seine Befürchtungen, von Anfang an den Falschen verfolgt zu haben, wenigstens für eine Weile in Luft aufzulösen.
      Als er Pamela Jeffreys in dem hellen, von Lichtreflexen erfüllten Raum spielen sah, als er sah, wie ihr glänzendes rabenschwarzes Haar tanzte, ihre Haut wie poliertes Gold schimmerte und der Diamantknopf in ihrem rechten Nasenflügel in der Sonne funkelte, da dachte er nicht zum ersten Mal, dass eine schöne Frau, die musizierte, eine ungeheuer starke Erotik ausstrahlte.
      Während er sie beobachtete, gewann er den Eindruck, dass Pamela ihre Gedanken und Gefühle auf ihr Instrument übertrug, mit dem Bogen als Verlängerung ihres Armes, bis ihre Finger nicht mehr von den Saiten zu trennen waren und sie eins wurde mit der Musik, von ihr fortgetragen wurde und mit geschlossenen Augen in ihre Rhythmen und Melodien eintauchte, ohne ihre Umgebung mehr wahrzunehmen.
      Auf jeden Fall kam es ihm so vor. Obwohl er ein paar zaghafte Versuche unternommen hatte, das Klavierspiel zu erlernen, beherrschte Banks im Grunde kein Instrument, und deshalb war sein Eindruck vielleicht nur eine romantische Einbildung. Vielleicht dachte sie beim Spielen daran, wie sie ihre Miete bezahlen sollte.
      Abgesehen von seinen erotischen Fantasien war alles völlig harmlos. Nach dem Konzert plauderten sie bei einem Kaffee, dann machte sich Banks wieder auf den Weg zu Batoracs Haus.
      Vjeko Batorac wohnte in einem kleinen Vorkriegsreihenhaus in Sheepscar, unweit der Kreuzung von Roseville Road und Roundhay Road, kaum einen Kilometer von Jelacics Wohnung in Burmantofts entfernt. Das Haus hatte keinen Vorgarten; von der Eingangstür, die aussah, als wäre sie gerade frisch gestrichen worden, trat man direkt auf den Bürgersteig. Dieses Mal, kurz vor sechs Uhr, kam auf Banks' Klopfen hin ein schmächtiger junger Mann mit hohlen Wangen und blondem Haar an die Tür, der ölverschmierte Jeans und ein sauberes weißes T-Shirt trug.
      »Mow?«, sagte Batorac stirnrunzelnd.
      »Mr Batorac?«, fragte Banks und zeigte seinen Dienstausweis. »Könnten wir uns wohl kurz unterhalten? Sprechen Sie Englisch?«
      Batorac nickte verwirrt. »Worum geht es?«
      »Ive Jelacic.«
      Batorac verdrehte die Augen und machte die Tür ganz auf. »Dann kommen Sie besser herein.«
      Das Wohnzimmer war hell und sauber und in die Kohlund Knoblauchgerüche aus der Küche mischte sich ein leichter Babygeruch. Was Banks am meisten überraschte, war das Bücherregal, das den größten Teil der einen Wand einnahm und mit englischen Klassikern und Büchern ausländischer Titel vollgestellt war, die er nicht lesen konnte. Serbokroatisch, vermutete er. Im Hintergrund liefen die 6-Uhr-Nachrichten auf Radio 4.
      »Sie haben ja eine richtige Bibliothek hier.«
      Batorac strahlte. »Hvala lipo. Vielen Dank. Ja, ich liebe Bücher. In meinem Heimatland war ich Lehrer. Ich habe Englisch unterrichtet, deswegen habe ich Ihre Sprache viele Jahre lang studiert. Außerdem schreibe ich Gedichte.«
      »Und was

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