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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Angeklagten für nicht schuldig, Euer Ehren.«
      Danach folgten noch weitere Sätze, aber die meisten gingen in dem Tumult unter, der sich im Gerichtssaal wie eine Explosion ausbreitete. Reporter jagten zu den Telefonen. Owen klammerte sich taumelnd an die Anklagebank wie an das nackte Leben. Das Klingeln in seinen Ohren nahm kein Ende. Er hörte eine Frau rufen: »Das ist eine Farce!« Dann wurde alles weiß vor seinen Augen und er fiel in Ohnmacht.
      In dem Raum unter dem Gerichtssaal kam Owen wieder zu sich, ein feuchter Lappen lag auf seiner Stirn. Shirley Castle und Gordon Wharton standen über ihm. Nachdem er sich wieder erholt hatte, überwand allmählich ein Freudentaumel wie ein erster, vorsichtiger Spross einer Frühlingspflanze die nagende Angst, die ihn vorher belastet hatte. Er war frei. Bestimmt würde er es bald realisieren. Shirley Castle sprach mit jemandem, und als sie sich umwandte und zu ihm kam, spürte er, wie die Muskeln in seinem Gesicht zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder ein Lächeln formten.
      Sie lächelte zurück, ballte ihre Faust und hob triumphierend den Daumen. »Wir haben es geschafft!«
      »Sie haben es geschafft«, stellte Owen richtig. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
      »Dass wir gewonnen haben, ist Dank genug.« Sie streckte ihre Hand aus. »Ich gratuliere, Owen. Und viel Glück.«
      Er schüttelte ihre Hand; es war das erste Mal seit Monaten, dass er eine Frau berührte, und er spürte die sanfte Wärme in ihrem festen Griff. Als sie ihre Hand vorsichtig wegzog, ließ er sie los und bemerkte verlegen, dass er sie zu lange gehalten hatte. Am liebsten hätte er sie geküsst. Und nicht nur, weil sie ihn freibekommen hatte. Stattdessen wandte er sich an Wharton.
      »Und jetzt?«, fragte er.
      »Was? Ach so.« Der Anwalt wandte seinen Blick von der sich entfernenden Verteidigerin. »Wunderbare Frau, oder? Ich habe dir ja gesagt: Wenn es jemand schafft, dann Shirley Castle. Es war übrigens ein Mehrheitsurteil. Zehn zu zwei. Deswegen hat es so lange gedauert. Und jetzt? Tja, du bist frei, das war's dann.«
      »Aber ... was mache ich jetzt? Meine Sachen und ...«
      »Hör zu.« Wharton schaute auf seine Uhr. »Wenn du magst, fahre ich dich zum Gefängnis und du holst deine Sachen ab und dann nehme ich dich mit nach Eastvale.«
      Owen nickte. »Danke. Wie ... äh, ich meine, gehen wir einfach so hier raus?«
      Wharton lachte. »Ja«, sagte er. »Genau das werden wir tun. Nicht so leicht, sich wieder daran zu gewöhnen, oder? Aber vor dem Haupteingang könnte sich ein kleiner Mob versammelt haben, wir sollten lieber hinten raus.«
      »Ein Mob?«
      Wharton runzelte die Stirn. »Ja. Du hast ja die Zeitungen gesehen. Diese versteckten Andeutungen über >das Beweismittel, das vor Gericht nicht präsentiert werden durfte<. Das Urteil haben die Leute noch nicht ganz kapiert. Die Leute verlieren jede Verhältnismäßigkeit, wenn sie von Sprechchören und so weiter infiltriert werden. Na los, gehen wir!«
      Benommen folgte Owen Wharton durch die Gänge zum Hinterausgang. In der engen Seitenstraße schien die Sonne, gegenüber war ein renovierter, viktorianischer Pub mit schwarz eingefassten Rauchglasfenstern. Die abgetretenen Pflastersteine unter seinen Füßen sahen im Mittagslicht golden aus. Freiheit!
      Owen atmete tief ein; ein warmer, ruhiger Tag. In dem Moment wurde ihm bewusst, dass der Prozess fast zwei Monate gedauert hatte, und jetzt war Mai, der herrlichste Monat in den Dales. Die Wälder, Felder und Berghänge in der Umgebung von Eastvale würden ein blühendes Meer aus wild wachsenden Blumen sein: Hyazinthen, Bärlapp, Gänseblümchen, Veilchen und Primeln, und hier und dort würde es leuchtend gelbe Rapsfelder geben.
      Als sie zu Whartons Wagen gingen, konnte Owen schwach die Menge vor dem Haupteingang des Gerichts hören, Sprechchöre, so glaubte er, vor allem weiblicher Stimmen: »Schuldig! Schuldig! Schuldig!«
     
    * IV
     
    »Scheiße!«, sagte Barry Stott laut. Dann sagte er es erneut und schlug zur Unterstreichung mit der Faust auf die Lehne der Bank. »Scheiße!« Ein Paar, das neben der Pubtür stand, warf ihm einen bösen Blick zu. »Tut mir Leid«, sagte er zu Banks und wurde bis in die Ohrenspitzen rot. »Das musste einfach raus.«
      Banks nickte mitfühlend. Es war das erste Mal, dass er Barry Stott fluchen gehört hatte, und er konnte es ihm nicht verübeln.
      Sie saßen auf einer langen

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