Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Verbindung gibt?«
      »Weil es merkwürdig ist.« Banks drückte seine Zigarette aus und trank etwas Bier. »Als wir mit ihr gesprochen haben, war ihr Haar kurz.«
      »Frauen und Frisuren«, sagte Stott achselzuckend. »Wer weiß schon, was in dem Kopf einer Frau vorgeht?«
      Banks lächelte. »Gutes Argument. Noch ein Pint? Oder ein Kleines?«
      »Dürfen wir?«
      »Ja, verdammt, und wie wir dürfen! Jimmy Riddle wird uns sowieso einen Riesenanschiss verpassen. Das müssen wir uns ja nicht sofort antun.«
      »Na gut. Ich nehme noch ein kleines Radler. Dann muss ich los.«
      Banks zwängte sich durch die Menge an die Theke und betrachtete beim Warten sein Spiegelbild in dem antiken Spiegel. Nicht übel für Anfang vierzig, dachte er, trotz Bier und schlechter Ernährung immer noch rank und schlank, ein paar Falten um die Augen vielleicht und ein Anflug von Grau an den Schläfen, aber das war alles. Und die grauen Schläfen ließen ihn außerdem nur noch interessanter wirken, hatte Sandra gesagt.
      Er hatte vor, sich nach dem nächsten Drink von Stott zu verabschieden und, wenn er schon einmal in Leeds war, eine alte Bekannte zu besuchen: Pamela Jeffreys, eine Bratschistin des English Northern Philharmonie Orchestra. Vor ungefähr einem Jahr war sie bei einem Überfall schwer verletzt worden, für den sich Banks noch immer die Schuld gab. Noch spielte sie nicht wieder im Orchester, aber sie arbeitete hart daran und war fast so weit, und an diesem Nachmittag gab sie ein Kammerkonzert im Musikseminar der Universität. Das könnte eine kleine Entschädigung sein für die Enttäuschung am Morgen im Gericht.
      Und da er schon einmal in der Nähe war, könnte er auch dem Klassikplattenladen einen kurzen Besuch abstatten und schauen, ob die Liedersammlung von Samuel Barber eingetroffen war, auf die er schon eine Weile wartete. Er musste an die Lieder denken, als er auf dem Weg nach Leeds Dawn Upshaw »Knoxville: Summer of 1915« singen gehört hatte.
      Andererseits hatte sich durch Owen Pierce' Freispruch einiges verändert. Während er noch in Leeds war, wollte er außerdem Detective Inspector Ken Blackstone anrufen und schauen, ob er sich mit einem von Ive Jelacics Zockerkumpanen unterhalten konnte. Vielleicht würde er auch noch einmal mit Jelacic selbst sprechen.
      Obwohl die Staatsanwaltschaft wahrscheinlich Berufung einlegen würde, musste Banks in der nächsten Zeit die Ermittlung wieder aufnehmen, eine Ermittlung, die er, wie ihm nun allmählich klar wurde, nie hätte aufgeben dürfen. Und ganz oben auf der Liste der offenen Fragen stand eindeutig Ive Jelacic.
      »Dieser verfluchte Richter!«, sagte Stott, nachdem er Banks für das Radler gedankt hatte. »Allein der Gedanke daran macht mich rasend.«
      »Ich bin nicht überzeugt davon, dass Michelle Chappels Aussage so sehr geholfen hätte, wie Sie glauben, Barry«, entgegnete Banks.
      »Warum nicht? Immerhin beweist sie, dass er dazu neigt, gegen junge Frauen von Deborah Harrisons Typ gewalttätig zu werden.«
      »In dieser Hinsicht beweist die Aussage gar nichts«, widersprach Banks. »Gut, ich muss zugeben, dass auch ich zuerst dachte, man könnte auf ihrer Grundlage ein zwingendes psychologisches Profil erstellen. Und ich war auch verdammt sauer, dass Simmonds die Aussage nicht zugelassen hat. Aber wenn ich Michelle jetzt im Gerichtssaal vor mir sitzen sehe, bin ich mir nicht mehr so sicher.«
      Stott kratzte sich an seinem linken Ohr und runzelte die Stirn. »Weshalb?«
      »Weil ich glaube, dass die Verteidigerin, Shirley Castle, Hackfleisch aus ihr gemacht hätte, deshalb. Letzten Endes hätte sie die Geschworenen dazu gebracht, Michelle Chappel für eine Lügnerin zu halten. Die Geschworenen hätten geglaubt, dass Michelle allein aus reiner Rachsucht gegen Pierce aussagt, weil sie ihm nicht verzeihen kann, wie er sie behandelt hat.«
      »Nach dem, was er ihr angetan hat, hat sie ja auch allen Grund dazu.«
      »Aber verstehen Sie denn nicht, wie unglaubwürdig ihre Aussage gewirkt hätte, Barry? Sie hätte wie ein verlogenes Miststück dagestanden. Besonders wenn sie von einer anderen Frau in die Mangel genommen und kritisiert worden wäre. Das hätte verdammt belastend sein können. Diese Miss Castle ist gut. Ich hatte schon einmal mit ihr zu tun. Shirley Castle hätte dafür gesorgt, dass Pierce die Geschworenen von seiner Version der Ereignisse jener Nacht überzeugt. Und wenn die geglaubt hätten,

Weitere Kostenlose Bücher