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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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strömten sie auseinander. Außer Susan Gay, die sich von dem milchigen Kaffee nachschenkte und wieder hinsetzte.
      »Warum ich, Sir?«, fragte sie.
      »Wie bitte?«
      »Warum bin ich Ihnen bei dieser Sache zugeteilt? Ich bin doch nur Constable. Von Rechts wegen müsste ...«
      »Susan, egal welchen Dienstgrad Sie haben, Sie sind eine gute Kriminalbeamtin. Das haben Sie schon oft genug bewiesen. Vergessen Sie das nicht. Und Jim Hatchley auf eine Mädchenschule, ein Pfarramt und Sir Geoffrey Harrison loszulassen ... Da könnte man gleich einen Elefanten in einen Porzellanladen schicken.«
      Susan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Was genau werden wir machen?«
      »Mit der Familie reden, mit Freundinnen, Lehrern. Wir versuchen herauszufinden, ob wir es hier nicht nur mit dem Sexualmord zu tun haben, nach dem es aussieht, und ob jemand einen Grund hatte, Deborah Harrisons Tod zu wollen.«
      »Werden Sie die Alibis ihrer Eltern überprüfen?«
      Banks hielt für einen Moment inne. »Ja«, sagte er dann, »wahrscheinlich.«
      »Das wird dem Chief Constable nicht gefallen, oder?«
      »Was wird ihm nicht gefallen?«
      »Das alles. Wenn wir unsere Nase in die familiären Angelegenheiten der Harrisons stecken.«
      »Vielleicht.«
      »Ich meine, auf dem Revier weiß jeder, dass die beiden zu den gleichen Seilschaften gehören, Sir. Der Chief Constable und Sir Geoffrey.«
      »Ach, tatsächlich?«
      »So geht das Gerücht, Sir.«
      »Und Sie machen sich Sorgen um Ihre Karriere.«
      »Tja, wie Sie wissen, habe ich meine Prüfung zum Sergeant bestanden. Ich warte nur noch auf eine Chance. Ich meine, ich stehe völlig hinter Ihnen, Sir, aber ich möchte mir auch keine Feinde in den falschen Stellen machen, nicht gerade jetzt.«
      Banks lächelte. »Keine Sorge«, sagte er. »Im Zweifelsfall geht es mir an die Eier, nicht Ihnen. Ich nehme das auf meine Kappe. Versprochen.«
      Susan erwiderte sein Lächeln. »Das ist das erste Mal, dass es von Vorteil für mich ist, keine Eier zu haben.«
     
    * II
     
    Als sie am Dienstagmorgen um kurz nach acht Uhr aufwachte, spürte Rebecca Charters hämmernde Schmerzen hinter ihren Augen. Einmal mehr ein Kater!
      So war es nicht immer gewesen, erinnerte sie sich. Als sie Daniel vor zwölf Jahren geheiratet hatte, war er ein dynamischer, junger Geistlicher gewesen. Sie hatte seinen leidenschaftlichen Glauben und seine Hingabe ebenso geliebt wie seinen Sinn für Humor und seine Freude am Sinnlichen. Das Liebesspiel war für beide immer ein Vergnügen gewesen. Bis vor kurzem.
      Sie stand auf, zog gegen die Kälte ihren Morgenrock an und ging hinüber zum Fenster. Als sie vor sechs Jahren nach St. Mary's gezogen waren, hatten sie ihre Freundinnen alle gewarnt, es wäre deprimierend und Unheil bringend, auf einem Friedhof zu wohnen. Genau wie die Brontes, hatten sie gesagt, und was aus denen geworden sei, habe man ja gesehen.
      Aber Rebecca fand es überhaupt nicht deprimierend. Sie fand den Gedanken daran, wie sich die Würmer genau unter der überwucherten Oberfläche an ihre Arbeit machten, seltsam beruhigend und friedlich. Es relativierte die Sichtweise auf das Leben. Außerdem erinnerte es sie an das Gedicht von Marvell, das ihr Patrick zu Anbeginn ihrer Affäre vorgetragen hatte, als alles auch noch ganz anders hätte werden können:
     
    Doch am Ende ist das Getös' nicht weit, Wie ein Schlachtross eilt heran die Zeit; Und vor uns, soweit das Auge reicht, Die Ödnis der grenzenlosen Ewigkeit. Dein Liebreiz bleibt für immer ungesehen Und ungehört bleibt mein verliebtes Flehen in Deiner Marmorgruft; Würmer nur mit viel Geduld nagen dann an der ach so lang bewahrten Unschuld: Und Deine wunderliche Ehre zerfällt zu Staub Und mein Verlangen wird des Feuers Raub. Ein schöner und heim'liger Ort, das Grabverlies, Aber niemand, der dich dort in seine Arme schließt.
     
    Wie leicht die Verführung am Ende gewesen war! Das Gedicht hatte funktioniert. Marvell wäre stolz auf sich gewesen.
      Rebecca zog den Vorhang zurück. Immer noch schwebte etwas Nebel um die Eibenstämme und die schweren grauen Grabsteine, aber mittlerweile schien es sich eingeregnet zu haben. Von ihrem Fenster aus konnte sie uniformierte Polizeibeamte sehen, die in einem Gittermuster methodisch den Boden um die Kirche absuchten.
      Deborah Harrison. Sie hatte Deborah oft gesehen, wenn sie eine Abkürzung über den Friedhof nahm. Bevor der Ärger

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