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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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an den eigenartigen Geruch, der immer von ihr auszugehen schien. Komisch, sie hatte seit Jahren nicht mehr an June Walker gedacht.
      Diesen Geruch - abgestanden und säuerlich, aber auch wieder süß - gab es auch hier, aber er war überlagert von Formaldehyd und Zigarettenqualm, denn sowohl Glendenning als auch Banks rauchten wie verrückt. Sie konnte es ihnen nicht verübeln. Einmal hatte sie einen Film im Fernsehen gesehen, in dem sich eine amerikanische Polizistin Wiek oder etwas Ähnliches unter die Nase gerieben hatte, um den Gestank einer verwesenden Leiche zu übertünchen. Aus Angst, dass die anderen über sie lachen könnten, traute sich Susan nicht, so etwas zu tun. Schließlich waren sie hier in Yorkshire und nicht in Amerika.
      Doch als sie beobachtete, wie Glendenning die Kleidung des Mädchens auftrennte und untersuchte, um sie dann zum Trocknen und Lagern wegzulegen, hätte sie sich fast gewünscht, Raucherin zu sein. Der Zigarettenqualm ließ sich wenigstens leichter auslüften als der Geruch des Todes, der gewöhnlich noch Tage später in ihrer Kleidung und ihrem Haar zu hängen schien.
      Deborahs Slip lag in einem Plastikbeutel auf dem Experimentiertisch. Es waren keineswegs die marineblauen Unterhosen, die »Liebestöter«, die Susan in ihrer Schulzeit getragen hatte, sondern teure, ziemlich sexy aussehende schwarze Seidenslips. Vielleicht waren solche Slips bei den Mädchen von St. Mary's einfach üblich, dachte Susan. Oder hatte Deborah gehofft, damit jemanden zu beeindrucken? Noch wussten sie nicht, ob sie einen Freund gehabt hatte.
      Ihr Schulblazer lag in einem separaten Beutel neben dem Slip und daneben lag ihr Schulranzen. Vic Manson, der Experte für Fingerabdrücke, hatte ihn am frühen Morgen zurückgeschickt und gesagt, er hätte deutliche Abdrücke auf einer der Wodkaflaschen gefunden, aber nur verschwommene Fragmente auf der weichen Lederoberfläche des Ranzens. Inspector Stott hatte die Taschen von Deborahs Blazer durchsucht und lediglich ein Portemonnaie mit sechs Pfund und dreiunddreißig Pence, ein altes Kaugummipapier, ihre Hausschlüssel, den Abschnitt einer Kinokarte und eine halb aufgegessene Rolle Polo-Bonbons gefunden.
      Nachdem einer seiner Assistenten Fotos gemacht hatte, untersuchte Glendenning das Gesicht, wobei er stecknadelkopfgroße Hämorrhagien im Weißen ihrer Augen, in den Augenlidern und in der Haut ihrer Wangen feststellte. Dann untersuchte er die Striemen am Hals.
      »Wie ich bereits gestern Abend sagte«, begann er, »sieht es nach einem eindeutigen Fall von Asphyxie durch Erdrosselung mit einem Stranginstrument aus. Schauen Sie hier.«
      Banks und Susan beugten sich über die Leiche. Susan versuchte, nicht in die Augen zu schauen. Glendenning zeigte auf den verfärbten Striemen entlang der Vorderseite der Kehle. »Wer das getan hat, war ziemlich kräftig«, sagte er. »Man kann sehen, wie tief der Riemen ins Fleisch gedrungen ist. Außerdem würde ich sagen, dass unser Täter ein gutes Stück größer als sein Opfer war. Und sie war groß für ihr Alter.« Er wandte sich an Susan. »Ungefähr einsachtundsechzig. Sehen Sie, dass die Wunde an der Unterseite tiefer ist? Das passiert, wenn man einen Lederriemen nach oben zieht.« Er demonstrierte es an einem seiner Assistenten. »Sehen Sie?« Banks und Susan nickten.
      »Sind Sie sicher, dass der Riemen des Ranzens das Mordinstrument war?«, fragte Banks.
      Glendenning nickte. Er nahm den Riemen und hielt ihn hoch. »Am Rand kann man Blutspuren erkennen, dort, wo die Haut aufgeplatzt ist. Wir müssen es natürlich noch untersuchen, aber ich möchte wetten, dass dies unsere Tatwaffe ist.«
      Als Nächstes machte er sich daran, die Plastikbeutel zu entfernen, welche die Hände bedeckten. Behutsam - beinahe wie bei einer Maniküre, dachte Susan - hob er jede Hand und betrachtete die Fingernägel. Deborahs Nägel waren ziemlich lang, fiel Susan auf, und nicht abgekaut wie ihre eigenen in ihrer Schulzeit.
      Als Glendenning bei dem Mittelfinger ihrer rechten Hand angekommen war, brummte er etwas vor sich hin, nahm dann ein glänzendes Instrument aus der Schale, fuhr damit unter den Fingernagel und bat einen seiner Assistenten um einen Umschlag.
      »Was ist?«, wollte Banks wissen. »Hat sie sich gewehrt?«
      »Sieht so aus, als hätte sie mindestens einen ordentlichen Kratzer verursacht. Mit ein bisschen Glück können wir von dieser Probe eine DNA erhalten.«
      Nachdem er

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