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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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den Magen kurz und sanft gestreichelt. Manchmal half ihm das, um zwischen den Schreiattacken wenigstens hin und wieder zehn Minuten lang vor sich hin dösen zu können. Aber mehr als zwei oder drei Gläser pro Nacht trank er nie. Er hatte schon so lange keinen Kater mehr gehabt, dass er nicht nur fast vergessen hatte, was für ein Gefühl das war, sondern dass er tatsächlich schon begann, es zu vermissen.
      Deswegen hegte Sergeant Hatchley sowohl eine gewisse Nostalgie als auch den Wunsch, lieber irgendwo anders zu sein, am allerliebsten schlafend im Bett, während er an diesem Sonntag zur Mittagszeit das Jubilee betrat.
      Entgegen den im Revier kursierenden Gerüchten kannte Hatchley nicht die Wirte aller Pubs in Eastvale. Abgesehen vom Queen's Arms, der Stammkneipe des Reviers, mied er die Pubs nahe dem Stadtzentrum lieber, besonders jene in der Market Street, die immer voller Halbstarker zu sein schienen. Wenn es samstags-nachts Ärger gab, was in diesen Zeiten häufig vorkam, dann konnte man darauf wetten, dass er in der York Road oder der Market Street begann.
      Außerdem gehörte das Jubilee zu einer Kette: Das bedeutete Spielautomaten, Videospiele, Themenabende und überteuerte Gerichte. Und überteuertes Bier. Freitag- und Samstagabend spielten Rockbands; der Laden hatte den Ruf, einige der besten aufstrebenden Bands in Yorkshire zu engagieren. Aber Hatchley hatte für Rockmusik nichts übrig, er stand auf Blaskapellen. Zudem sagte man dem Jubilee nach, ein ergiebiges Jagdrevier für Mädchen und Drogen zu sein.
      Sonntags zur Mittagszeit verwandelte es sich allerdings in einen Familienpub und jede Familie schien ungefähr sechs Kinder im Schlepptau zu haben. Alle schrien auf einmal.
      Hatchley beugte sich über die Theke und zeigte der Bardame seinen Dienstausweis, während sie ein Bier zapfte.
      »Gab es Samstagabend irgendwelchen Ärger, Schätzchen?«, fragte er.
      Sie zuckte mit ihrem Kopf, ohne ihn anzusehen. »Da fragen Sie besser Seine Durchlaucht da drüben. Ich habe nicht gearbeitet.«
      Hatchley schob sich die Theke hinab und drängelte sich an den dort stehenden Trinkern vorbei, womit er sich ein paar böse Blicke einhandelte. Schließlich konnte er den Barmann auf sich aufmerksam machen und bat um ein kurzes Gespräch.
      »Sehen Sie nicht, dass ich alle Hände voll zu tun habe?«, beschwerte sich der Mann. »Was wollen Sie denn?« Wie jeder andere hinter der Theke trug er eine schwarze Hose und ein blau-weiß gestreiftes Hemd, auf dem über die linke Brust THE JUBILEE gestickt war.
      Aber nachdem Hatchley seinen Dienstausweis gezeigt hatte, rief der Mann sogleich einen Mitarbeiter, der für ihn einsprang. Dann deutete er ans andere Ende der Theke, wo es ruhig war.
      »Tut mir Leid wegen eben«, sagte er. »Ich hasse die verdammten Sonntagmittage, besonders wenn ich am Samstagabend arbeiten musste.« Er kratzte sein lichtes Haar, wobei ein Schwall Schuppen auf seine Schulter rieselte. Verdammt hygienisch, dachte Hatchley. »Übrigens, ich heiße Ted.«
      »Okay, Ted«, sagte Hatchley langsam. »Tut mir Leid, Sie zu stören, aber wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Kommen wir gleich zur Sache: Gab es hier Samstagabend irgendwelchen Ärger?«
      »Was meinen Sie mit Ärger?«
      »Streitereien, Schlägereien, Beschimpfungen, Haareziehen, solche Sachen.«
      Ted runzelte die Stirn. »Nichts Ungewöhnliches«, erwiderte er. »Ich meine, der Laden war gerammelt voll, ich konnte unmöglich alles mitkriegen, besonders bei dem verdammten Lärm, den die Band gemacht hat.«
      »Dafür habe ich Verständnis«, sagte Hatchley, der dieses Gespräch an diesem Morgen bereits fünfmal geführt und allmählich genug davon hatte. Er zog die Zeichnung aus seiner Brieftasche. »Kennen Sie den?«, fragte er.
      Der Barmann schielte auf das Bild und reichte es dann zurück an Hatchley. »Könnte fast jeder sein, oder?«
      Hatchley wusste nicht recht, weshalb, doch er spürte ein Prickeln am Hinterkopf. Immer ein Zeichen, dass etwas nicht ganz stimmte. »Nicht ganz«, sagte er. »Das ist die Rekonstruktion eines Amateurzeichners vom Gesicht eines Jungen, einem Gesicht, das gestern Nacht nach der Sperrstunde zu Brei getreten wurde. Jede Hilfe, die Sie uns geben können, wäre also sehr willkommen, Ted.«
      Ted wurde blass und wandte seinen Blick ab, bevor er antwortete: »Tja, ich verstehe ... Aber ich sage Ihnen die Wahrheit. Hier ist nichts

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