Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
soll ich sagen? Es gibt nichts Besseres als die Begeisterung für Sport, um eine Person menschlicher erscheinen zu lassen. Und bei unseren Sportidolen lassen wir ja auch eine Menge durchgehen, oder? Ich meine, schauen Sie sich Gazza an. Der Kerl verprügelt seine Frau und ist trotzdem ein Nationalheld.«
      »Hatte er Feinde?«
      Wayne hob die Augenbrauen. »Wahrscheinlich alle Immigranten im Land. Auf jeden Fall diejenigen, die wussten, welche Ansichten er hatte.«
      »Jemand Bestimmten?«
      »Mir fällt niemand ein.«
      »Wie war er als Mensch? Wie würden Sie ihn beschreiben?«
      Wayne legte einen Stift vor seine Lippen und dachte einen Augenblick nach. »Jason war einer dieser Menschen«, sagte er dann, »die einem mit ihrer Intensität Angst einjagen können. Ich meine, meistens war er zurückgezogen, ruhig, in seiner eigenen Welt. Auf den ersten Blick schien er ziemlich schüchtern zu sein, aber wenn er aus sich herausging, ob er nun über ein Fußballspiel redete oder irgendeinen politischen Artikel in der Zeitung kommentierte, dann wurde er sehr leidenschaftlich, sehr hitzig. Er hatte Charisma. Man konnte ihn sich als Redner vorstellen, als einen, der die Massen bewegt.«
      »Also ein angehender Hitler? Interessant.« Banks schloss sein Notizbuch und stand auf. Ihm fielen keine Fragen mehr ein. »Danke für Ihre Auskünfte«, sagte er und streckte seine Hand aus. »Vielleicht muss ich wegen dieser Sache noch einmal mit Ihnen sprechen.«
      Wayne schüttelte seine Hand und nickte. »Zu Ihren Diensten.«
      Und dann ging Banks durch das geschäftige Großraumbüro, zurück auf den trostlosen Fabrikhof und zu dem Ölgeruch, dem Maschinenlärm, den überfüllten Containern und den Regenbögen auf den Pfützen. Kaum war er in seinen Wagen gestiegen, klingelte sein Handy.
     
    * IV
     
    »Nein, Gavin, heute Abend kann ich wirklich nicht mit dir ausgehen. Wir haben eine Menge zu tun.«
      »Der Wunderknabe lässt dich also Überstunden machen?«
      »Bitte rede nicht so über ihn.«
      Susan hörte Gavin durch die Leitung leise in sich hinein lachen. »Wen hat er denn diesmal eingelocht? Einen Parlamentsabgeordneten? Irgendein hohes Tier?« Er lachte erneut.
      Susan spürte, dass sie rot wurde. »Das ist überhaupt nicht komisch.« Sie hasste es, wenn Gavin sich über Banks lustig machte.
      »Wie steht's mit Samstag? Wir könnten ...«
      »Vielleicht«, unterbrach Susan ihn. »Vielleicht Samstag. Mal sehen. Ich muss mich jetzt an die Arbeit machen, Gavin.«
      »Okay. Dann bis Samstag.«
      »Ich habe vielleicht gesagt. Einen Augenblick ... was ist denn da los?« Susan hörte Schreie und Geräusche eines Handgemenges, und es schien aus dem Erdgeschoss zu kommen. »Ich muss los, Gavin«, sagte sie. »Ich rufe dich zurück.«
      »Susan, was ist...«
      Susan legte den Hörer auf, ging hinaus und trat an die Treppe. Unten herrschte totales Chaos. Sämtliche Asiaten Eastvales - es waren neun oder zehn - versuchten sich durch die Eingangstür zu drängeln: George Mahmoods Eltern, Ibrahim Nazur, der Besitzer des Himalaya und eine Handvoll Studenten vom Eastvaler College. Eine Reihe uniformierter Beamter hielt sie zurück, doch sie forderten, mit den Ermittlern zu sprechen, und Susan war im Moment die einzige Beamtin der Kriminalabteilung im Revier.
      »Würden Sie bitte nicht alle auf einmal reden!«, rief Susan, die die Treppe halb hinabgegangen war.
      »Was haben Sie mit unseren Kindern vor?«, wollte ein wütender Charles Mahmood wissen. »Sie können sie nicht einfach so ohne Grund einsperren. Das ist purer Rassismus. Wir sind britische Staatsbürger, denken Sie daran.«
      »Bitte glauben Sie mir, Mr. Mahmood«, sagte Susan und stieg die Treppe weiter hinab. »Wir behalten sie nur so lange hier, bis wir ...«
      »Nein!«, schrie Ibrahim Nazur. »Das ist ungerecht. Es gibt ein Gesetz für die Weißen und ein anderes Gesetz für uns.«
      Damit löste er einen Chor der Zustimmung aus und die Gruppe drängte weiter nach vorn.
      Plötzlich ging die Eingangstür auf und eine laute Stimme blaffte: »Was geht denn hier vor, in Gottes Namen?« Die Stimme besaß genug Autorität, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Dann sah Susan den glänzenden, kahlen Kopf von Chief Constable Jeremiah »Jimmy« Riddle und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie dankbar für seinen Anblick.
      »Sergeant Rowe«, hörte sie Riddle sagen, »würden Sie bitte dafür sorgen, dass

Weitere Kostenlose Bücher