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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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bereits angerufen und ihm erzählt, was mit Jason geschehen war.
      Auf ihr Klopfen hin öffnete er die Tür, ließ sie herein und sagte ihnen, sie sollten es sich bequem machen, während er in die Küche ging, um den Kessel aufzusetzen. Der gute, alte englische Brauch, erst einmal eine schöne Tasse Tee zu trinken, hatte den Menschen schon häufig geholfen, viele peinliche Momente zu umgehen, dachte er. Nicht dass ihnen peinlich sein sollte, was geschehen war, das nicht, aber insbesondere den Leuten aus Yorkshire fehlten häufig die Worte, wenn intensive Gefühle ins Spiel kamen.
      Josie umarmte ihn stumm, als er von der Küche zurückkam, und nahm dann Platz. Irgendwie passte die Trauer zu ihr, dachte er, in seinen Augen hatte sie immer ein bisschen verhärmt ausgesehen. Mit diesem Make-up, den sichtbaren Haarwurzeln und diesen figurbetonten Sachen, die sie trug, hatte sie in letzter Zeit zudem begonnen, auf jung zu machen. Und das in ihrem Alter. Ihre Mutter würde sich für sie geschämt haben.
      Steven sah farblos aus wie immer. Josie hätte jemanden mit etwas mehr Courage auswählen sollen, dachte er wie so manches Mal.
      Dann war da Maureen. Die gutmütige, strebsame, hart arbeitende, vernünftige Maureen. Für ihn die Beste des ganzen Haufens. Außerdem war sie ein richtig prächtiges Mädel, die mit ihren strahlenden Augen und ihrem Lächeln und ihrem blonden, bis zur Hüfte fallenden Haar bald ein paar Herzen brechen würde. Na ja, jetzt nicht mehr. Aber so hatte er sie im Gedächtnis. Gleich nachdem sie mit der Schwesternschule begonnen hatte, hatte sie sich ihr Haar kurz schneiden lassen. Was wirklich ein Jammer war, dachte er.
      »Wann ist die Beerdigung?«, fragte er.
      »Am Donnerstag«, antwortete Josie. » Oh, du hättest sehen sollen, was sie ihm angetan haben, Dad.« Sie schniefte. »Unser armer Jason.«
      Frank nickte. »Lass gut sein, Mädel. Hat die Polizei schon was rausgefunden?«
      »Selbst wenn«, schniefte Josie, »uns erzählen sie doch nichts.«
      Das Wasser im Kessel kochte. Frank wollte sich erheben, doch Maureen sprang auf. »Ich hole ihn, Opa. Bleib sitzen.«
      »Danke, Mädel«, sagte er und sank zurück in seinen Sessel. »Was haben sie euch denn erzählt?«
      »Sie haben ein paar Jungens verhaftet«, sagte Josie. »Pakistanis.« Sie schniefte. »Die Polizei glaubt, dass es als Streit in einem Pub begonnen haben könnte und dass diese Jungens unserem Jason gefolgt sind oder in der Gasse auf ihn gewartet und ihn dann verprügelt haben. Die Polizei meint, dass sie ihn wahrscheinlich nicht töten wollten.«
      »Und was glaubt ihr?«, fragte Frank,
      Maureen kam mit der Teekanne zurück und hob angesichts der Frage die Augenbrauen. »Wir hatten wirklich noch keine Zeit, darüber nachzudenken, Opa«, sagte sie. »Aber ich bin mir sicher, dass die Polizei weiß, was sie tut.«
      »Mmm.«
      »Was ist?«, wollte Steven Fox wissen, der zum ersten Mal etwas sagte. »Glaubst du nicht, dass sie gute Arbeit leisten?«
      »Kann ich nicht beurteilen«, antwortete Frank.
      »Was ist dann?«, wiederholte Josie Fox die Frage ihres Mannes. Maureen begann, Milch und Tee in die Becher zu gießen und Zucker hineinzulöffeln.
      »Nichts«, sagte Frank. Er griff nach dem gefalteten, zerknitterten Blatt in seiner Hemdtasche und zog es hervor.
      »Was ist das, Opa?«, fragte Maureen.
      »Das habe ich mit der Post bekommen.«
      Maureen runzelte die Stirn. »Aber was ... ich ...«
      »Ach, verdammt noch mal«, donnerte Frank los, der die Geduld mit ihnen verloren hatte. »Wisst ihr nicht, was passiert ist? Wisst ihr denn gar nichts? Habt ihr einfach alle weggeschaut?« Er wandte sich an Mau-reen. »Was ist mit dir?«, blaffte er. »Von dir hätte ich mehr erwartet.«
      Maureen begann zu weinen. Frank spürte den vertrauten Schmerz, fast schon wie einen alten Freund, der seine Brust zusammenschnürte. Mit zitternder Hand warf er das Blatt in Josies Richtung. »Na los«, sagte er. »Lies das.«
     
    * III
     
    Banks überquerte den Fabrikhof und wich den Pfützen aus, auf denen sich ölige Regenbögen abzeichneten. Vor den langen, einstöckigen Gebäuden mit den verrosteten Wellblechdächern waren Kisten und alte Maschinenteile aufgestapelt. Aus den Gebäuden drang lauter Maschinenlärm. Mit Paletten beladene Gabelstapler rollten kreuz und quer über den unebenen Hof. Es roch nach Dieselöl und verbranntem Plastik.
      Schnell fand er das alte

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