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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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des Black Bull war ein dünner, gebeugter Kerl mit hängenden Schultern in einem von Motten zerfressenen, schlecht sitzenden Pullover. Das schmierige schwarze Haar und der Bart verdeckten den größten Teil seines Gesichts, nur die Augen nicht, deren starrer Blick an Fotos von Charles Manson erinnerten. Er servierte die Drinks ohne ein Wort und nahm dann Banks' Bestellung von einer Pastete mit Huhn und Pilzen sowie einer Old-Peculier-Casserole auf. Der Black Bull bildete eine der seltenen Ausnahmen zu der Kein-Essen-nach-zwei-Uhr-Regel, welche die meisten Pubs allmählich zugrunde richtete.
      Banks nahm die Getränke und setzte sich zu Frank an einen runden Tisch neben der Tür. An der Theke begann ein Mann dem Barkeeper eben darzulegen, wie viel gemütlicher es doch geworden sei, jetzt, wo die Touristen verschwunden waren. Er sprach mit dem schleppenden Dialekt des Südens und senkte verächtlich seine Stimme, als er »Touristen« sagte. Der Barmann, der genau wusste, dass nur das Geschäft mit den Touristen den Laden am Leben erhielt, brummte zustimmend, ohne von dem Glas aufzusehen, das er gerade abtrocknete.
      Zwei weitere Stammgäste auf Barhockern lösten ein Kreuzworträtsel und schienen überglücklich zu sein, als sie herausgefunden hatten, dass »Episcopal« ein Anagramm von »Pepsi Cola« war. Auf der linken Seite, im hinteren Bereich des Lokals, wo die Billardtische standen, stopften zwei amerikanische Paare Münzen in den Spielautomaten und wechselten gelegentlich zum gegenüber stehenden Trivial-Pursuit-Videospiel.
      »Sie kennen bestimmt Mr. Gristhorpe, junger Mann, oder?«, sagte Hepplethwaite, nachdem er Banks für den Drink gedankt hatte.
      Banks nickte. »Er ist mein Chef.«
      »Er wohnt hier in Lyndgarth. Aber ich nehme an, das wissen Sie. Kann nicht sagen, dass ich ihn besonders gut kenne. Ich bin ein ganzes Stück älter und er ist häufig weg gewesen. Aber die Gristhorpes sind eine gute Familie. Auf jeden Fall haben sie in der Gegend einen guten Ruf.« Er nickte zu sich selbst und nippte an seinem Bell's.
      Frank Hepplethwaite hatte ein mageres Gesicht voller Falten, die alle senkrecht verliefen, und schönes graues Haar. Seine Haut war blass und seine Augen flaschengrün und trübe. Er sah aus, als hätte er einmal wesentlich mehr Fleisch auf den Knochen gehabt, aber aufgrund einer Krankheit kürzlich an Gewicht verloren.
      »Jedenfalls danke«, sagte er, »dass Sie den ganzen Weg hier rausgekommen sind. Ich bin in letzter Zeit nicht mehr so ganz auf dem Posten.« Er klopfte auf seine Brust. »Angina pectoris.«
      Banks nickte. »Tut mir Leid. Kein Problem, Mr. Hepplethwaite.«
      »Sagen Sie Frank zu mir. Natürlich«, fuhr er fort und tippte an sein Glas, »dürfte ich mir das hier eigentlich nicht genehmigen.« Er zog eine Grimasse. »Aber ein kranker Mann kann sich ja nicht alles abgewöhnen.« Er schaute auf den Tisch, auf dem Banks unbewusst seine Zigaretten und sein Feuerzeug abgelegt hatte. »Sie dürfen gerne rauchen, junger Mann. Ich mag den Geruch von Tabak. Und gegen Passivrauchen kann man nichts sagen.«
      Banks lächelte und zündete sich eine Zigarette an.
      »Ein schöner Zustand«, sagte Hepplethwaite, »wenn ein Mann sich seinen Lastern nur noch per Stellvertreter hingeben kann.«
      Banks hob seine Augenbrauen. Die Worte kamen ihm bekannt vor, er konnte sie jedoch nicht einordnen.
      »Raymond Chandler«, erklärte Hepplethwaite mit einem verschmitzten Grinsen. »General Sternwood am Anfang von Der große Schlaf. Einer meiner Lieblingsfilme. Bogey als Philip Marlowe. Den muss ich mindestens zwanzig Mal gesehen haben. Ich kenne ihn in- und auswendig.«
      Daher also. Banks hatte sich den Film erst vor wenigen Monaten im Fernsehen angeschaut, aber nie das Buch gelesen. Eines mehr auf der immer länger werdenden Liste. In der Regel las er keine Krimis, außer Sherlock Holmes, doch er hatte gehört, dass Chandler ein guter Schriftsteller war. »Tut mir Leid, was mit Ihrem Enkelsohn passiert ist«, sagte er.
      Die Augen des alten Mannes trübten sich. »Tja, nun... niemand verdient, so zu sterben. Er muss furchtbar gelitten haben.« Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche und reichte es Banks. »Deswegen habe ich Sie gebeten herzukommen.«
      Banks nickte. Er nahm das Blatt, faltete es auseinander und breitete es auf dem Tisch vor sich aus. Es sah professionell gedruckt aus, aber durch die Möglichkeiten zur

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