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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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um sich auszuziehen und zu mir ins Bett zu kommen.
      Und so ging das Leben weiter. Bücher. Bett. Bilder. Tanz. Konzerte. Gespräche. In dem Jahr begann die doppelte Sommerzeit am zweiten April und schenkte uns lange Frühlingsabende, an denen wir spazieren gingen und in Rowan Woods Wildblumen pflückten oder unten am Fluss faulenzten. Im Mai, als es wärmer wurde, saßen wir oft am Ufer des Harksmere-Stausees und lasen uns gegenseitig Coleridge und Wordsworth vor. Wir machten Picknick mit Sandwiches aus Dosenfleisch und eingelegten Krabben an der Uferböschung vor The Edge.
      Mutter mochte Charlie, das merkte ich, obwohl sie nicht viel sagte. Tat sie nie. Matthews Verschwinden hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen. Aber Charlie schenkte ihr Fruchtbonbons und Schokoladenriegel von Hershey und sie bedankte sich und aß alles auf.
      Nach der Aufregung um die Landung in der Normandie kehrte bald die Wirklichkeit zurück: der Sommer der VI-Raketen. In Hobb's End machten wir nur einmal Bekanntschaft mit einer VI, die sich völlig verirrt hatte.
      Ich unterhielt mich gerade mit Cynthia Garmen auf der Feenbrücke. Es war ein typischer schwüler Julitag, die schweren bleiernen Wolken kündigten ein Gewitter an. Wir redeten gerade über die Niederlage der Japaner bei Imphal und bedauerten, dass Matthew das nicht hatte miterleben können, da hörten wir ein fürchterliches Geräusch am Himmel, es klang wie ein Motorrad ohne Schalldämpfer. Plötzlich begann es zu stottern. Dann herrschte eine schreckliche Stille. Nun konnten wir sie schon sehen, eine dunkle spitze Form, die sich still in einem Bogen der Erde entgegenneigte.
      Glücklicherweise schlug sie in eins der Felder zwischen Hobb's End und Harkside ein, ohne zu explodieren, und als wir herbeigelaufen kamen, um zu sehen, was passiert war, hatten die lokalen Mitarbeiter des Luftschutzes das Gebiet bereits abgesperrt und warteten auf die Ankunft des Bombenräumkommandos.
      Wir waren weiterhin auf dem Vormarsch, langsam wurde die Lage besser. Statt einer Verdunkelung gab es ab September nur noch zeitweilige Verdunkelung, aber die meisten ließen die Vorhänge dennoch an Ort und Stelle und kamen erst im folgenden Jahr dazu, sie abzunehmen. Zum Herbst hin versetzte uns die Aussicht auf den Sieg in ein Hochgefühl, doch hatten wir keine Ahnung, was für ein bitterer Winter uns bevorstand.
     
    ***
     
    Um zehn Uhr abends war Annie so aufgewühlt, dass nicht einmal ein großes Glas Wein sie beruhigen konnte.
      Sie kannte einen Teil ihres Problems: Banks. Als er ihr gesagt hatte, er würde mit einem Kumpel auf Sauftour gehen und nicht mit ihr zu Abend essen, hatte sie sich tatsächlich darüber aufgeregt. Sie war enttäuscht, dass er lieber mit jemand anderem trinken ging, als mit ihr zusammen zu sein, und das in dieser frühen und so heiklen Phase ihrer Beziehung. Sicher, sie selbst hatte vorgeschlagen, ihre Treffen auf das Wochenende zu beschränken, aber es war ebenfalls sie gewesen, die diese Regel am Abend zuvor verletzt hatte. Warum konnte er das heute nicht ebenfalls tun?
      Aber immerhin hatte sie ihre Zeit nicht vergeudet.
      Die lange Fährte, die sie am Mittwoch am Telefon ausgelegt hatte, brachte jetzt endlich etwas.
      Zuerst hatte sie die Erkenntnis gewonnen, dass man eher eine vollständig bekleidete Frau in der Sunday Sport fand, als eine Information von der amerikanischen Botschaft zu bekommen. Die Angestellten waren höflich - unerträglich höflich -, aber sie wurde fast eine geschlagene Stunde lang von einem Bürohengst zum nächsten verwiesen, bis ihr schließlich die Ohren schmerzten und sie eine Abneigung gegen herablassende, argwöhnische Amerikaner entwickelt hatte, die sie »Ma'am« nannten.
      Am Ende des Tages hatte sie herausgefunden, dass die stationierten Soldaten in Rowan Woods Ende 1943 Angehörige der 8. Luftflotte der Vereinigten Staaten gewesen sein mussten und dass keine große Wahrscheinlichkeit bestand, dass es vor Ort Aufzeichnungen darüber gab, wer dazugehört hatte. Einer der hilfsbereiteren Angestellten schlug ihr vor, sie sollte es doch einmal bei der US Air Force in Ramstein versuchen, und gab ihr die Nummer.
      Nach der Rückkehr von der Sozialbausiedlung in Leeds rief sie, obwohl es schon später Nachmittag war, in Ramstein an und erfuhr, dass sich sämtliche Unterlagen über das Personal der Air Force im Zentralen Personalarchiv in St. Louis, Missouri, befanden. In St. Louis war es durch die

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