Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
Sand, und anschließend fragt er sich, warum das alles so traurig enden musste.«
Banks schob seinen Stuhl nach hinten und stand auf. »Gut, vielen Dank, Herr Amateurpsychologe, aber wenn ich einen fachmännischen Rat vom Seelenklempner brauche ...«
Blackstone griff nach Banks' Arm. »Alan! Setz dich wieder hin. Bitte. Ich sag doch nichts anderes, als dass du auf die Fußangeln achten sollst.« Er grinste. »Außerdem hast du einen so dicken Kopf, dass du sowieso immer tust, was du willst, das weiß ich doch. Ich sag doch nur, dass du dir überlegen sollst, was du willst und warum. Pass auf, was passiert. Mehr Weisheiten hab ich nicht zu bieten. Du bist mir immer so vorgekommen, als wärst du tief im Innern ein bisschen romantisch.«
Banks zögerte, unschlüssig, ob er gehen oder Blackstone eine scheuern sollte. »Was meinst du damit?«
»Du bist die Sorte Polizist, die sich um jedes Opfer immer ein bisschen zu sehr sorgt. Die Sorte Mann, die sich ein klein bisschen in jede Frau verliebt, mit der er ins Bett steigt.«
Banks kniff die Augen zusammen. »Ich habe nicht mit besonders viel Frauen geschlafen«, sagte er. »Und was ...«
»Setz dich wieder, Alan. Bitte.«
Banks zögerte noch einen Moment. Als er spürte, dass sich die Wut verflüchtigte, nahm er wieder Platz.
»Was hält sie denn von der ganzen Sache?«
Banks griff nach seinen Zigaretten. Er fühlte sich unwohl, so als säße er auf dem Stuhl eines Zahnarztes und Blackstone bohrte an einem besonders empfindlichen Nerv herum. Er hatte nie besonders gut über seine Gefühle sprechen können, nicht mal mit Jenny Füller, und die war schließlich Psychologin. Eine Eigenschaft, die er mit den meisten seiner Freunde gemein hatte und ihn auf besondere Weise mit den Männern in Yorkshire verband. Er hätte nicht vergessen sollen, dass Ken Blackstone sich gern ein bisschen intellektuell gab, Freud und Ähnliches las. »Weiß ich nicht«, antwortete er. »Hab sie nicht gefragt. Darüber haben wir noch nicht richtig gesprochen.«
Blackstone machte eine Pause. Banks zündete sich eine Zigarette an. Ein Abend, wie dieser Form anzunehmen schien, mochte ihn wohl sein Limit überschreiten lassen. »Alan«, fuhr Blackstone fort, »vor zehn Monaten dachtest du noch, du hättest eine stabile Beziehung von mehr als zwanzig Jahren Dauer, ein Haus, Kinder, alles was dazugehört. Dann wird dir plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen, und du merkst, dass du nichts dergleichen hast. Die emotionalen Auswirkungen einer solchen Erschütterung verschwinden nicht einfach über Nacht, Mann, das kann ich dir sagen. Und glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Es dauert Jahre, bis man das überwunden hat. Genieß dein Leben. Interpretier nicht mehr hinein, als da ist. Dafür bist du noch nicht reif. Verwechsle Sex nicht mit Liebe.« Er schlug auf den Tisch. »Scheiße, jetzt höre ich mich wirklich wie ein Hobbypsychologe an. Eigentlich wollte ich gar nicht darüber reden.«
»Warum hast du dann damit angefangen?«
Blackstone lachte. »Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich das alles schon selbst mitgemacht habe? Ein bisschen Selbsttherapie? Wahrscheinlich habe ich mehr über mich als über dich geredet, wie immer. Vielleicht bin ich nur neidisch. Vielleicht hätte ich auch nichts dagegen, mit einem attraktiven jungen Sergeant zu pennen. Weiß Gott, das ist schon Verdammt lang her. Hör einfach nicht auf mich.«
Banks leerte sein Glas und stellte es langsam ab. »Hör mal, Ken, ich verstehe, was du meinst, wirklich, aber wenn ich ehrlich bin, ist sie die erste Frau seit Sandra, bei der ich mich wohl fühle. Nein, wohl fühlen ist nicht der richtige Ausdruck. Annie ist nicht unbedingt eine Frau, bei der man sich wohl fühlen muss. Sie ist ein bisschen komisch. Irgendwie frei. Sehr zurückhaltend. Scheißegal, es ist das erste Mal, dass ich mich frei genug fühle, mich auf etwas einzulassen, egal was kommt.«
Blackstone lachte und schüttelte langsam den Kopf. »Hört sich an, als hätte es dich schwer erwischt.« Er sah auf die Uhr. »Was meinst du, stürzen wir uns ins Nachtleben von Leeds und lassen uns so richtig volllaufen?«
Banks grinste. »Das ist der beste Vorschlag, den du heute Abend gemacht hast. Also los!«
»Und zu Hause habe ich für hinterher noch einen schönen Single Malt versteckt.«
»Noch besser. Los geht's!«
***
Endlich wich der Winter einem langsamen Frühling mit
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