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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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irgendwas an ihm zwang mich, stehen zu bleiben und ihn zu beobachten. Ich fühlte mich, als sei ich in Trance. Als er nur noch wenige Schritte vom Laden entfernt war, sah ich seine Augen. Tiefe, leere, gehetzte Augen, vollständig nach innen gerichtet, als unterzöge er sich selbst einer genauen, gewissenhaften Prüfung.
      Doch erblickte er mich und blieb stehen.
      Ich weiß nicht, wann es mir dämmerte; es können Sekunden oder Minuten gewesen sein. Aber ich begann, wie Espenlaub zu zittern, und das hatte nichts mit der Kälte zu tun. Ich lief auf ihn zu und legte die Arme um ihn, aber er fühlte sich steif und starr an wie ein Baum. Ich strich ihm über die Wangen und sah die gekräuselte weiße Narbe, die sich als hässliche Parodie eines Grinsens vom Mundwinkel hochzog. Tränen liefen mir über die Wangen.
      »Matthew!«, rief ich. »Oh, mein Gott. Matthew!« Und ich ergriff seinen Arm und führte ihn hinein zu Mutter.
     
    ***
     
    Banks betrat das Queen's Arms einige Minuten vor halb eins, zwei Krimis von Vivian Elmsley als Taschenbücher in der Tüte von Waterstone's. Er holte sich ein Pint Bier und setzte sich an einen Tisch in der Nähe des leeren Kamins. Jenny kam immer zu spät, fiel ihm wieder ein, als er die Tüte öffnete und sich die Bücher ansah.
      Das eine war ein Thriller namens Schuldige Geheimnisse - aus Banks' Sicht ein durchaus interessanter Titel -, auf dessen Buchrücken Ausschnitte aus Kritiken der Sunday Times, der Scotland on Sunday, der Yorkshire Post und der Manchester Evening News aufgeführt waren, sämtlich in dem Tenor, dass es sich hierbei um die »beachtliche«, »beunruhigende« Leistung einer der besten Krimiautorinnen dieses Landes handelte, die in einem Atemzug mit P. D. James und Ruth Rendell genannt werden konnte.
      Das andere Buch hieß Der Schatten des Todes und handelte von einem weiteren Fall ihres Serienhelden, Detective Inspector Niven. Hier wurde er beauftragt, im Mordfall eines exklusiven Restaurantinhabers aus Shepherd's Bush zu ermitteln. Banks hatte nicht einmal geahnt, dass es so etwas überhaupt gab. Soweit er sich erinnern konnte, gab es keine exklusiven Restaurants in Shepherd's Bush. Aber er war ja auch schon lange nicht mehr dort gewesen, deshalb beließ er es bei seinem Vorbehalt. Der Roman wurde jedenfalls gelobt für seine »verständnisvoll-realistische Darstellung normaler Bürger« und für die »glaubwürdige Beschreibung von Polizeialltag und Ermittlungsmethoden«. Banks grinste in sich hinein. Das würde er ja sehen. Auf dem Umschlag prangte das Foto eines gut aussehenden jungen Schauspielers mit kantigen Zügen, der den Inspector in der Fernsehserie mimte, wie Banks dem Klappentext entnahm. Und der dabei viel mehr verdiente als ein richtiger Bulle.
      Er war auf Seite 10, als Jenny atemlos hereingestürzt kam, das Gesicht vom zerzausten roten Haar flammenartig umgeben, und sich suchend nach ihm umsah. Als sie ihn entdeckte, winkte sie ihm zu, klopfte sich auf die Brust und kam herübergeeilt. Sie beugte sich vor und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. »Tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Meine Güte, du siehst ja schlimm aus.«
      Banks lächelte und hob das Glas. »Man soll mit dem anfangen, womit man aufgehört hat.«
      Jenny nahm das Taschenbuch in die Hand, das er auf den Tisch gelegt hatte, und rümpfte die Nase.   »Hätte nicht gedacht, dass das hier dein Fall ist.«
      »Rein beruflich.«
      »Aha.« Sie hob die Augenbrauen. Die kalifornische Bräune stand ihr gut, dachte Banks. Die Sonne hatte sie nicht verbrannt, wie sie es bei vielen Rothaarigen tat, sondern hatte ihren natürlichen cremefarbenen Teint verdunkelt und ihre Sommersprossen zum Vorschein gebracht, besonders auf der Nase. Ihre Figur sah in der engen schwarzen Jeans und dem lockeren jadegrünen Seidentop wie immer umwerfend aus.
      »Und?«, sagte Banks, als sich Jenny gesetzt und ihre überdimensionierte Umhängetasche neben sich abgestellt hatte. »Was möchtest du trinken?«
      »Campari Soda, bitte.«
      »Essen?«
      »Scampi mit Pommes frites. Seit ungefähr einem Monat freue ich mich auf Scampi mit Pommes frites.«
      »Also Scampi mit Pommes.« Banks begab sich zur Bar, holte für beide etwas zu trinken und bestellte das Essen. Inzwischen hatten einige andere exotische Gerichte ihren Weg auf die Karte gefunden, beispielsweise Fajitas und gebratene Thai-Nudeln, doch am Ende entschied sich Banks für Scholle mit Pommes frites.

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